Am Freitag wird Rüdiger Nehberg in der Moschee in St. Georg vor rund 1200 Gläubigen über weibliche Genitalverstümmelung sprechen.

Hamburg. Der bekannte norddeutsche Abenteuerer Rüdiger Nehberg (75) macht mit einer spektakulären Aktion am Freitag in Hamburg auf sein Projekt "Target" aufmerksam: Ab 13 Uhr wird Nehberg von der Kanzel der Centrum-Moschee vor rund 1200 Gläubigen in St. Georg beim traditionellen Freitagsgebet "predigen". Zuvor spannt "Sir Vival" ein Banner mit der Botschaft gegen weibliche Genitalverstümmelung zwischen die Minarette der Moschee. Was nach monatelangen, schwierigen Verhandlungen klingt, war laut Nehberg "überraschend einfach".

Nehberg hält auf Einladung der Centrum-Moschee einen Lichtbildervortrag zum Thema weibliche Genitalverstümmelung. Anschließend wird Dr. Mustafa Yoldas, Vorsitzender der Schura, als Erster in einer deutschen Moschee aus Targets "Goldenem Buch für Moscheen in Deutschland“ - laut Nehberg einer Art Predigtgrundlage für Imame - zum Schutz der von Beschneidung bedrohten Mädchen lesen. Das Buch dokumentiert die „Internationale Konferenz Islamischer Gelehrter“ an der Al-Azhar in Kairo (Ägypten), zu der Nehbergs Target 2006 geladen hatte und deren Schirmherrschaft der Großmufti von Ägypten, Prof. Dr. Ali Gom’a, übernommen hatte. Die Azhar ist Moschee und Universität sowie geistiges Zentrum des sunnitischen Islam.

Nehberg: "Höchste muslimische Theologen ächteten in dieser Konferenz die weibliche Genitalverstümmelung als ein mit ihrer Religion unvereinbares Verbrechen und schrieben dies in der Fatwa von Kairo fest." Eine Fatwa ist ein verbindliches religiöses Rechtsgutachten. Fatwas der Al-Azhar sind in der muslimischen Welt hochgeachtet und richtungweisend.

Rüdiger Rüdiger wurde erst im Februar in Hamburg für sein Engagement gegen die weibliche Genitalverstümmelung mit der "Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes" ausgezeichnet. Gemeinsam mit seiner Frau gründete Nehberg vor mehr als zehn Jahren die Hilfsorganisation Target. Im Kampf gegen den "blutigen Brauch" setzten die beiden auf die Kooperation mit dem Islam. Nach wie vor werde das archaische Ritual in 35 Länder praktiziert. 150 Millionen Frauen seien betroffen, so Nehberg.