Knapp 60 Anhänger der Initiative “Flora bleibt unverträglich“ haben gegen den möglichen Verkauf der Roten Flora am Schulterblatt protestiert.
Hamburg. Mit einer symbolischen "Grundbuch-Zerschepperung" vor dem Grundbuchamt des Amtsgerichts Hamburg an der Caffamacherreihe haben knapp 60 Anhänger der Initiative "Flora bleibt unverträglich" gegen den möglichen Verkauf der Roten Flora am Schulterblatt protestiert. Grund für die Aktion: Laut Kaufvertrag kann der Flora-Besitzer und selbst ernannte Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer das Stadtteilzentrum seit gestern frei - das heißt ohne Vetorecht der Hansestadt - verkaufen.
Zehn Jahre lang hatte Hamburg das im Grundbuch eingetragene Recht, einen möglicherweise vom Eigentümer vorgeschlagenen Käufer abzulehnen. Diesen - jetzt nicht mehr gültigen - Passus will Klausmartin Kretschmer anscheinend streichen lassen. Offensichtlich gehen die Flora-Anhänger davon aus, dass auch die im Grundbuch festgelegte Nutzung als Stadtteilzentrum getilgt werden soll.
Ein Sprecher der Demonstranten, die maskiert, Konfetti schmeißend und lautstark gegen diese "Grundbuchbereinigung" protestierten, erklärte: "Seit der Besetzung 1989 gehört die Rote Flora faktisch allen Menschen, die sie gerade aktiv nutzen. Die formalen Eigentumsverhältnisse, wie sie im Grundbuch eingetragen sind, spielen dabei überhaupt keine Rolle - und niemand in der Flora hat vor, an diesem Zustand etwas zu ändern." Um das klarzustellen, habe man einen in Gips nachgebildeten Grundbucheintrag "zerscheppert".
Die Aktion blieb weitgehend friedlich. Zu Tumulten kam es erst, als die Polizei, die mit 250 Beamten und drei Wasserwerfern vor Ort war, die Personalien des Hauptredners und mutmaßlichen Veranstalters feststellen wollte - der Protest, der den Verkehr auf der Caffamacherreihe lahmlegte, war nicht angemeldet. Der Gesuchte tauchte jedoch in der Menge unter.