EU zahlt Zuschüsse für unter Denkmalschutz stehende Gebäude am Stadtrand. 16 Hausbesitzer haben bereits Unterstützung erhalten.
Hamburg. Ursprünglich war Reinhold Paul böse, als er erfuhr, dass sein altes Bauernhaus aus dem Jahr 1440 unter Denkmalschutz gestellt werden solle. "Ich war absolut dagegen. Ich dachte, das bedeutet mehr Arbeit und Kosten", sagt der Rentner aus Neuengamme. "Doch ich konnte mich nicht wehren, das wurde einfach entschieden." Inzwischen hat er seine Meinung geändert. Er konnte den Denkmalschutz sogar zu seinem Vorteil nutzen.
Im vergangenen Jahr ließ der 73-Jährige sein altes Fachwerkhaus für 95.000 Euro sanieren. Das Reetdach wurde neu gedeckt, der Nordgiebel repariert, der Fußboden im Dachgeschoss erneuert und das Dach von innen isoliert. "Da habe ich mich daran erinnert, dass es für die Häuser Zuschüsse gibt", sagt er. Paul stellte einen Antrag und erhielt rund 21.000 Euro EU-Zuschuss über das Hamburger Denkmalschutzamt - mehr als 22 Prozent der Gesamtkosten. "Das war eine tolle Hilfe. Und das Ergebnis lässt sich sehen." Das alte Reetdachhaus von Paul ist eines von vielen Häusern aus den Vier- und Marschlanden, das mithilfe von EU-Geldern restauriert wurde.
16 Hausbesitzer haben bereits Unterstützung erhalten. Möglich ist das durch das EU-Förderprojekt ELER (Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums). Diese Hilfe können alle Besitzer von Häusern im ländlichen Raum beantragen, deren Häuser unter Denkmalschutz stehen. In Hamburg sind das auch Häuser im Randbereich von Wandsbek, Harburg und Rissen. "Der Schwerpunkt der Förderung liegt aber in den Vier- und Marschlanden", sagt Katrin Meyer vom Hamburger Denkmalschutzamt. Sie ist für das EU-Förderprogramm zuständig. Das Ziel sei es, Bewohner, Unternehmen und Touristen anzulocken. "Im Grunde genommen ist es ein Strukturprogramm für den ländlichen Raum." Und da die alten Bauten als kulturelles Erbe eine große Bedeutung hätten, würden sie gefördert. "Diese wunderschönen alten Häuser machen die Stadtteile ja attraktiv."
Seit 2007 wird das Programm auch in Hamburg angeboten. Noch bis 2013 kann das Denkmalschutzamt Hamburg in diesem Rahmen jährlich rund 200 000 Euro vermitteln. ELER unterstützt Maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes genauso wie Gutachten zur Entwicklung eines Hauses, wie beispielsweise zur Umnutzung.
"Entscheidend ist, dass die historisch wertvollen Bauten erhalten werden", so Meyer. Bisher seien in Hamburg zumeist Reetdeckungen bezuschusst worden. Auch das Haus des Boberger Reitvereins wird jetzt mithilfe des ELER restauriert. Eckhard Gramkow, der zweite Vorsitzende des Vereins, hat viele Jahre darum gekämpft, Gelder für die dringend nötige Restaurierung zu erhalten. Rund 390 000 Euro sollen die Bauarbeiten kosten.
Dazu gehört die Sicherung und Erneuerung des Giebels, der abgesackt ist, die Restaurierung der bemalten Holzdecken und der Einbau neuer Fenster zur Energieeinsparung. "Die bemalten Decken sind ein Beispiel für die altbäuerliche Kultur", so Gramkow. ELER wird von den Kosten 80 000 Euro übernehmen, für den Rest werden die Stadt Hamburg, das Bezirksamt Bergedorf, das Sportamt und der Hamburger Sportbund aufkommen. Denn das Haus gehört der Stadt. Sie hat es an den Verein verpachtet, der im Gegenzug für den Erhalt zuständig ist. In wenigen Wochen sollen die dringend nötigen Bauarbeiten beginnen. "Dann haben wir es geschafft, ein altes Stück Hamburg zu erhalten", so Gramkow.