Der designierte Bürgermeister Olaf Scholz will Bezirksamtsleiter Christoph Krupp als Chef der Senatskanzlei ins Machtzentrum holen.
Hamburg. "CdS" - schon das Kürzel steht für Effizienz. Und genau darum geht es in dem Job auch: Olaf Scholz will den Bergedorfer Bezirksamtsleiter Christoph Krupp (SPD) zum Chef der Senatskanzlei ("CdS") im Range eines Staatsrats berufen.
Der 51 Jahre Verwaltungsfachmann rückt damit in das Machtzentrum des Rathauses auf. Der Chef der Senatskanzlei ist der Mann, bei dem die Fäden, die in den Behörden gesponnen werden, zusammenlaufen. Er ist einer der engsten Mitarbeiter des Bürgermeisters und die Schaltzentrale der Macht.
"Christoph Krupp ist ein exzellenter Verwaltungschef", sagt der designierte Bürgermeister Scholz. Krupp habe als Bezirksamtsleiter in Bergedorf seit der Amtsübernahme 2001 eine "großartige Leistung" abgeliefert. Besonderen Eindruck hat bei Scholz hinterlassen, dass der Sozialdemokrat Krupp in Zeiten einer absoluten CDU-Mehrheit wiedergewählt wurde. Für Scholz ist das ein Ausweis der fachlichen Kompetenz des Bergedorfers.
"Wir sind uns in vielen Gesprächen nahegekommen", sagt Scholz. Das heißt: Die beiden teilen ähnliche Überzeugungen - zum Beispiel, was die Erfordernisse des von Scholz so propagierten "guten Regierens" angeht. Der künftige Bürgermeister bringt keine Erfahrung in der Hamburger Verwaltung mit. Und: "Ich bin kein Beamter." Das heißt: Scholz hat zwar Erfahrung in der Führung großer Verwaltungsapparate - des Bundesarbeitsministeriums -, kennt aber nur die Sicht des Politikers.
"Ich kenne die Salondecks und die Maschinenräume der Hamburger Verwaltung", sagt Christoph Krupp. "Ich glaube, dass wir uns sehr gut ergänzen." Als Bezirksamtsleiter entwickle man "ein ganz gutes Gefühl dafür, wie das, was Politik und Verwaltung beschließen, beim Bürger ankommt", so Krupp.
Scholz will Krupp unmittelbar nach seiner Wahl zum Bürgermeister am kommenden Montag zum Chef der Senatskanzlei ernennen. Er wird damit Nachfolger von Detlef Gottschalck (CDU), der in den einstweiligen Ruhestand versetzt wird. Die anderen Staatsräte sollen mindestens bis zum 23. März im Amt bleiben, wenn der neue Senat von der Bürgerschaft bestätigt worden ist. In den zwei Wochen bis dahin wird Scholz als Bürgermeister faktisch allein regieren, weil die Amtszeit der jetzigen Senatoren endet und noch keine Nachfolger berufen sind.
Krupps erste große Aufgabe wird darin bestehen, gemeinsam mit Scholz den künftigen Zuschnitt der Behörden zu entwickeln und die Bildung des Senats vorzubereiten. Scholz hat angekündigt, aus dem Bürgermeister-Amt heraus Strukturentscheidungen treffen zu wollen, um den Behördenapparat bei der Vorbereitung der Lösungen bereits nutzen zu können.
Grundsätzlich ist der designierte Bürgermeister bereit, die Zahl der Behörden im Zweifel sogar zu erhöhen, obwohl das als unpopulär gilt. Entscheidend ist für Scholz die Regierbarkeit und Überschaubarkeit der Behörden.
Nach Informationen des Abendblatts wird ein Behörden-Moloch jedoch vermutlich zu großen Teilen erhalten bleiben: Die Bereiche Bau, Stadtentwicklung und Umwelt sollen danach weiterhin unter einem Dach geführt werden. Es gilt als sicher, dass Scholz hier einen Fachmann auch mit wirtschaftspolitischer Expertise als Senator sucht, der nicht zulässt, dass von dieser Behörde aus Verhinderungspolitik betrieben wird. Genau das war der Vorwurf gegen die frühere Senatorin Anja Hajduk (GAL): Die unterschiedlichen Interessen des Bereichs Bauen und des Bereichs Umwelt hätten sich gegenseitig blockiert.
Dagegen zeichnet sich ab, dass das Verkehrsressort aus dieser Behörde herausgenommen und der Wirtschaftsbehörde zugeschlagen wird. Der künftige Wirtschaftssenator, Ex-Handelskammer-Präses Frank Horch (parteilos), erhält damit die Zuständigkeit für zentrale Infrastrukturprojekte der nächsten Jahre wie zum Beispiel die Realisierung der Hafenquerspange. Nicht unwahrscheinlich, dass der Bereich Arbeit von der Wirtschafts- zurück in die Sozialbehörde wandert, wo er zu SPD-Regierungszeiten war.
Krupps eigentliche Bewährungsprobe als Chef der Senatskanzlei wird jedoch in der täglichen Regierungspraxis liegen. Nachhaltigen Eindruck in diesem Job hat Volkmar Schön (CDU) auch beim politischen Gegner hinterlassen. Schön war neun Jahre lang Rathaus-Staatsrat - von der Wahl von Beusts zum Bürgermeister bis zu dessen Rücktritt im Juli 2010. Auch Krupp, der als Bezirksamtsleiter mit Schön zu tun hatte, bewertet dessen Arbeit positiv. "Er hat die Vermittlung zwischen Politik und Verwaltung immer im Blick gehabt", sagte der Sozialdemokrat. Schön galt - neben von Beust - zuletzt als Garant des schwarz-grünen Bündnisses, weil er die GAL-Perspektive stets mit bedachte.
Krupp und Scholz kennen sich schon seit Langem. Krupp war 1998 bis 2001 Vorsitzender der Bergedorfer SPD, Scholz in dieser Zeit zunächst Chef der SPD Altona und dann Landesvorsitzender. Beide einte der pragmatische Kurs, die Flügelkämpfe in der Hamburger SPD zu überwinden.
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