Die Registrierung für das Mietsystem car2go ist ab sofort möglich. 300 Smarts sind im April in der Hansestadt verfügbar - für 14,90 Euro pro Stunde.
Hamburg. Die Autos sind mit dem Handy zu orten. Und sie öffnen sich automatisch, nachdem der Nutzer eine Geheimnummer eingetippt hat. Heute startet der Autovermieter Europcar mit seiner Tochter car2go in der Hansestadt. In Zusammenarbeit mit dem Autohersteller Mercedes bietet das Unternehmen 300 Smarts an, die Kunden für den innerstädtischen Verkehr mieten können. Die Fahrzeuge sind zwar erst Anfang April verfügbar, aber schon jetzt können sich Interessierte in dem neuen Shop von car2go am Jungfernstieg oder in den Europcar-Stationen in der Stadt registrieren lassen.
Die Anmeldung kostet 29 Euro, wie car2go-Chefin Nastasja Hebestriet sagt. Wer sich im März registrieren lässt, kann diese Gebühr mit künftigen Mietkosten bei Europcar verrechnen. Nach der Anmeldung bekommt der Kunde ein Siegel mit einem elektronischen Code auf den Führerschein geklebt. Mit diesem und seiner persönlichen Geheimzahl lassen sich die Fahrzeuge samt Schlüsselkasten öffnen. Mit 29 Cent pro Minute sind die Kosten bei kurzen Fahrten zwar hoch. "Aber wir deckeln den Preis bei 14,90 Euro die Stunde", sagt Europcar-Chef Roland Keppler.
Abgerechnet werde nicht nach Kilometern, sondern nach der Mietzeit - und zwar täglich. Der Kunde muss einem Lastschriftverfahren zustimmen, sodass die Kosten für jede Einzelfahrt vom seinem Bankkonto eingezogen werden können. "Bei uns gibt es dafür keine monatliche Mitgliedsgebühr. Auch das Benzin und die Parkgebühren sind im Preis enthalten", sagt der Europcar-Chef.
+++ So funktioniert das neue Autoleihsystem +++
Anders als beim Carsharing oder der konventionellen Autovermietung stehen die Fahrzeuge nicht an einem zentralen Platz des Vermieters, sondern sie sind in der Stadt verteilt. "Wenn der Kunde zum Beispiel von Winterhude ins Schanzenviertel will, kann er über sein Smartphone oder den PC prüfen, ob sich gerade ein freies Auto in der Nähe befindet, und mit diesem fahren. Er kann aber auch in unserem Callcenter anrufen" sagt Keppler. Der Wagen wird anschließend wieder auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellt, sodass der nächste registrierte Kunde ihn nutzen kann. Dem Betreiber Car2go wird drahtlos übermittelt, wo sich jedes Fahrzeug gerade befindet. "Durch technische Verbesserungen bei den Herstellern können wir am Computer sogar den Tankstand von jedem Smart messen. So wissen wir auch, wann die Autos zur Tankstelle gefahren werden müssen", so Keppler. Das übernimmt in der Regel das Service-Team, für den Notfall liegt eine Tankkarte im Auto. Auch weiß das Unternehmen etwa nach Beschädigungen, wer den Wagen genutzt hat.
Fahren darf der Kunde mit den Autos überall, abgestellt werden dürfen sie bislang allerdings nur im erweiterten Hamburger Kerngebiet, das dem Ring zwei entspricht. Es reicht bis nach Altona, in die HafenCity, Eppendorf, Eimsbüttel, Eilbek, die Innenstadt und Teile von Hamburg-Nord. "Wir werden das Netz aber erweitern", verspricht Hebestriet.
Lohnend ist das neue Angebot aber nur für kurze Zeiträume. Wer mit dem Smart einen Ausflug an die Ostsee machen möchte, sollte einen konventionellen Mietwagen nehmen. Ein Testanruf des Abendblatts bei Europcar ergab, dass der Smart inklusive Winterreifen bei dem Vermieter 59 Euro für 24 Stunden kostet. Mit den kleinen Flitzern von car2go hat man diesen Betrag schon nach rund vier Stunden ausgegeben.
"Wir begrüßen grundsätzlich alle Initiativen, die dazu beitragen, dass der Anteil am Carsharing in Hamburg steigt", sagt Manfred Braasch, Geschäftsführer von Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hamburg. Die Stadt habe noch ein gewaltiges Nachholbedürfnis in diesem Bereich. "Wer auf ein eigenes Auto verzichtet und bei Bedarf ein Fahrzeug mietet, hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch sich selbst", so Braasch, der glaubt, dass viele Pkw oft nutzlos in der Garage oder am Straßenrand stehen.
Mercedes hat seine Smarts bereits seit 2008 in Ulm getestet. Das Konzept kam so gut an, dass jetzt in Hamburg als erster Großstadt geprüft werden soll, ob die Mietautos dazu beitragen können, die Probleme der innerstädtischen Mobilität zu lösen. Allein durch car2go werden in Hamburg bei Europcar 20 neue Arbeitsplätze entstehen. "Insgesamt wollen wir in diesem Jahr die Zahl unserer Mitarbeiter um 100 auf 1500 erhöhen", sagt Keppler. Europcar hat seine Deutschlandzentrale in der Stadt. Die Anzahl der Auszubildenden steigt um 30 auf 80 Personen.
Autovermieter können vom Wandel in der Mobilität profitieren. Mit car2go reagiert Europcar darauf, dass das Auto vor allem bei jüngeren Menschen seinen Glanz als Statussymbol verliert. Moderne Smartphones und andere Elektronik werden gerade für Großstädter viel wichtiger. "Car2go ist Teil der Gesamtstrategie von Europcar, neue Zielgruppen zu erschließen und beispielsweise Großstädter anzusprechen, die im Alltag kein eigenes Auto benötigen", so Keppler. "Künftig steht nicht mehr der Besitz im Mittelpunkt, sondern die Verfügbarkeit eines Autos", sagt Peter Wippermann, Leiter vom Trendbüro in Hamburg.