Unter dem Motto “Arbeit - sicher und fair“ demonstrierten Gewerkschaften in Hamburg für gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Hamburg. Mit verschiedenen Aktionen haben Gewerkschaften am Donnerstag in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gegen die zunehmende Leiharbeit protestiert. Es habe kurzzeitige Arbeitsniederlegungen für Belegschaftsversammlungen und Informationsveranstaltungen gegeben, berichtete die IG Metall, die an der Spitze des bundesweiten Aktionstages stand. Unter dem Motto „Arbeit – sicher und fair“ wollten die Gewerkschaften unter anderem erneut auf ihre Forderung aufmerksam machen, dass es eine Gleichbehandlung zwischen normaler Belegschaft und Leiharbeitbeschäftigten geben müsse, sagte der DGB-Nord-Chef Uwe Polkaehn in Kiel. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt veranstaltete die IG Metall in 120 Betrieben Aktionen, darunter bei Wabco in Hannover, Bosch in Hildesheim, SKF und Hay in Lüneburg sowie Conti Teves in Gifhorn.

DGB warnt vor stetiger Zunahme von Leiharbeit

In Hamburg - der "Hauptstadt der Leiharbeiter" - wurde das Rathaus symbolisch geschlossen - unter dem Motto: „Kein öffentlicher Auftrag unter 8,50 Euro!“ In der Hansestadt warnte der Landesbezikschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Uwe Grund, vor einer stetigen Zunahme von Leiharbeit. „Von rund 16.500 neuen Arbeitsplätzen, die im vergangenen Jahr in Hamburg geschaffen wurden, waren mehr als 5.000 Leiharbeitsstellen“, sagte Grund auf einer Informationsveranstaltung von acht Einzelgewerkschaften in Hamburg. Die Hansestadt belege bei den Beschäftigtenzahlen mit mehr als 30.000 Leiharbeitern schon jetzt bundesweit den ersten Platz.

Auf einer Kundgebung in Braunschweig warnte IG-Metall-Chef Berthold Huber vor einem Zwei-Klassen-System durch Leiharbeit und warf den Arbeitgebern vor, durch billige Arbeitsverträge einen Sabotagekurs für den Industriestandort Deutschland zu fahren. Huber sagte bei seinem Auftritt vor mehr als 2.000 Mitarbeitern im Volkswagen-Werk Braunschweig, es dürfe in der Arbeitswelt kein Zwei-Klassen-System geben. Nichts anderes sei es, wenn gleiche Arbeit ungleich bezahlt werde.

Festanstellungen werden „exklusive Ausnahme“

„Wir werden keine Ruhe geben, bis der Grundsatz 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' in der Bundesrepublik Deutschland für alle Menschen Wirklichkeit geworden ist“, betonte Huber. Er kritisierte Politik und Arbeitgeber auch wegen „einer neuen Krankheit am Arbeitsmarkt“, der Zunahme der Werk- und Dienstverträge. Solche Verträge seien in fast 40 Prozent aller Betriebe üblich geworden.

Den Arbeitgebern warf Huber Profitgier vor: „Nicht wenige Arbeitgeber wollen die Gunst der Stunde nutzen, um mit möglichst billiger Arbeit möglichst lange Sonderprofite zu machen.“ Dem System von Heuern und Feuern werde mit der Zunahme der Leiharbeit Tür und Tor geöffnet, während Festanstellungen zur „exklusiven Ausnahme“ würden, sagte der Gewerkschaftschef.

Die niedersächsischen Metall-Arbeitgeber wiesen die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Mehr als 91 Prozent der Beschäftigten in der Branche befänden sich in unbefristeter Vollbeschäftigung, weniger als vier Prozent seien Zeitarbeitnehmer und fünf Prozent befristet beschäftigt, sagte der Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, Volker Schmidt. Erfahrungsgemäß würden fünf von sechs Befristungen später in unbefristete Jobs umgewandelt.

Der Betriebsrat von Airbus in Bremen musste sich kurz vor dem Aktionstag mit Einwänden des Arbeitgebers auseinandersetzen. Wie die IG Metall mitteilte, sagte der Arbeitgeber die Veranstaltung aus formalen Gründen ab. Die Personalleitung habe Bedingungen formuliert, unter denen sie die Durchführung genehmigt hätte, diese seien aber vom Betriebsrat nicht akzeptiert worden. Am Donnerstag versammelten sich den Angaben zufolge deshalb 250 Mitarbeiter beim Betriebsrat, um sich über die Vorgänge zu informieren. (dpa/dapd)