Gut 210 000 Hamburger wählten bislang per Post. SPD führt auch die dritte Umfrage des Wochenendes klar an
Hamburg. Knapp eine Woche vor der Bürgerschaftswahl befindet sich die SPD weiter im Umfragehoch. Nachdem bereits am Freitag die Meinungsforscher von Infratest dimap sowie der Forschungsgruppe Wahlen eine deutliche politische Wechselstimmung in Hamburg ausgemacht hatten und die SPD bei 45 und 46 Prozent sahen, kommt nun auch eine aktuelle Emnid-Umfrage zu diesem Schluss.
Demnach erreicht die SPD am kommenden Sonntag 45 Prozent, die Grünen kommen auf 15 Prozent. Bürgermeister Christoph Ahlhaus und seine Christdemokraten erhielten in der Umfrage 24 Prozent der Stimmen, während FDP (5 Prozent) und die Linke (6 Prozent) knapp über der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Wie berichtet, sei aber die Hälfte der Hamburger Wähler noch unentschlossen. Ob sich derartige Umfragewerte mit dem Ergebnis des geänderten Hamburger Wahlrechts decken, wird sich erst am Sonntag zeigen. Denn 20 abzugebende Stimmen gehen mit all ihren Variationsmöglichkeiten weit über die in Umfragen bemühte, relativ schlichte Frage "Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bürgerschaftswahl wäre?" hinaus.
Ein Indiz für die intensivere Auseinandersetzung mit der Wahlentscheidung und den möglichen Koalitionskreuzen sei laut Landeswahlleiter Willi Beiß, dass bisher 210 719 Wahlberechtigte Briefwahlunterlagen angefordert hätten. Das seien 15,9 Prozent aller 1,3 Millionen Wahlberechtigten der Stadt und spreche für ein hohes Maß an Vorbereitung beim Wähler.
"Eine Woche vor der Wahl zeichnet sich damit ab, dass wir mehr Briefwähler als 2008, als 17,4 Prozent von der Briefwahl Gebrauch machten, haben werden", sagt Beiß. Viele wollten wohl genau prüfen, wo und in welcher Kombination sie ihre Kreuze machen. Ob das mögliche Panaschieren der Wähler, das Verteilen der Stimmen, die Umfragewerte ad absurdum führen könnte - Beiß mag das noch nicht beurteilen.
Der Landeswahleiter weist darauf hin, dass nur vollständig zurückgesendete Wahlunterlagen gültige Stimmen bedeuten. "Ohne bisher die Dokumente zu Gesicht bekommen zu haben, dachten wohl einige, uns die Arbeit zu erleichtern, wenn sie nur die angekreuzten Zettel zurückschicken. Die kompletten vier Bögen müssen uns erreichen, um gültige Stimmen abzuliefern."
Um Unklarheiten zu beseitigen, sollen alle Hamburger Haushalte in dieser Woche vor der Bürgerschaftswahl Musterstimmzettel erhalten. "Da steht noch mal alles Wichtige drin, und man kann seine Wahlentscheidung auf den Mustern vorempfinden", sagt Beiß.
An den Mut der Bürger, das kompliziertere, aber auch direktere Wahlrecht in Anspruch zu nehmen, appelliert auch das Bündnis Mehr Demokratie. Fünf Kreuze in jedem Stimmheft. Mehr müsse nicht beachtet werden. Ganz einfach.