Bei angenehmen Temperaturen begrüßten die Hamburger das neue Jahr. Laut Feuerwehr hat es besonders viele Böller-Verletzungen gegeben.

Hamburg. 2010 ist Geschichte, jetzt ist 2011: Bei angenehmen Temperaturen sind die Hamburger meist gesund und friedlich ins neue Jahr gerutscht. An den Landungsbrücken feierten rund 15.000 Menschen ausgelassen den Jahreswechsel. In der gesamten Hansestadt habe es kaum schwerwiegende Einsätze gegeben, berichteten Polizei und Feuerwehr. Dennoch habe besonders die Feuerwehr viel zu tun gehabt. "Von gestern 18 Uhr bis heute früh um 6 Uhr sind wir 1102 Einsätze gefahren, davon 864 Rettungsdiensteinsätze“, berichtete der Pressesprecher der Feuerwehr, Manfred Stahl. Das sind rund 200 Einsätze mehr als beim letzten Jahreswechsel.

Dieses Silvester habe es besonders viele Böller-Verletzungen gegeben. Einen Feiernden in Lohbrügge hat es dabei schlimm erwischt - dem 20-Jährigen wurde durch die Explosion ein Finger abgerissen und die Hand schwer verletzt. Hart traf es auch eine 27-Jährige: Aus Unachtsamkeit explodierte eine Rakete direkt neben ihrem Kopf. Sie wurde mit Verbrennungen im Gesicht und einem Knalltrauma in ein Krankenhaus gebracht. Im Stadtteil Bahrenfeld erlitt ein 26-jähriger Mann beim Zünden eines Böllers schwere Verletzungen an der rechten Hand. Vermutlich handelte es sich bei dem Sprengkörper um einen in Deutschland nicht zugelassenen Böller.

Auch die Polizei hatte zum Jahreswechsel alle Hände voll zu tun - von 20 Uhr bis um 6 Uhr am Neujahrstag fuhren die Beamten 1197 Einsätze. "Das ist aber eine normale Einsatzlage an Silvester“, sagte ein Sprecher. Im Stadtteil Steilshoop gerieten zwei Gruppen aneinander, wobei ein 25-jähriger Mann mit lebensgefährlichen Stichverletzungen im Oberkörper in ein Krankenhaus kam. Die Ermittlungen zu der Tat dauern an.

Nicht nur ein neues Jahr, sondern auch Zuwachs hat die Silvesternacht indes einem Paar in Hamm beschert. Kurz bevor die gerufenen Rettungssanitäter eintrafen, entband eine 40-jährige Frau ihr Kind in ihrer Badewanne. Kind und Mutter sind wohlauf und wurden von den Rettungskräften zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Wie die Hamburger Feuerwehr bilanziert, hat es dieses Jahr eine Zunahme von Einsätzen in Hamburg gegeben. Insbesondere am Hafen und auf der Reeperbahn gab es im Vergleich zu letztem Silvester 25 bis 35 Prozent mehr Einsätze. Zudem haben sich Feiernde insbesondere durch Unachtsamkeit mit Raketen und Böllern verletzt. "Wir müssen mehr in Sachen Prävention im Umgang mit Feuerwerkskörpern machen. Das werden wir nächsten Jahr verstärken“, resümiert Stahl. Trotzdem: Insgesamt sind die Hamburger friedlich und unverletzt in das neue Jahr gestartet.

Und so feierten die anderen

Als sich die Besucher der großen Silvester-Festmeile in Berlin in den Armen lagen, hob der britische Tenor Paul Potts an und sang ein Lied, das vielen Besuchern Tränen der Rührung in die Augen trieb: „What a wonderful world“ schallte die Stimme aus den Boxen. Die Silvesterfeier in Berlin, eine der größten organisierten Partys der Welt zum Jahreswechsel, lockte auch dieses Jahr wieder trotz des Schneematsches eine Million Menschen auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule.

Nach Paul Potts begleitete David Hasselhoff die Besucher in die ersten Minuten des neuen Jahres. Der aus der Fernsehreihe „Knight Rider“ berühmte Schauspieler und Sänger gab seinen Hit „Looking for freedom“ zum Besten – genau so wie er es vor 21 Jahren bereits in Berlin getan hatte bei der ersten Silvesterparty nach dem Fall der Mauer. Dazu inszenierte Lichtkünstler Gert Hof eine 13-minütige Show aus Musik, Laser und rund 120.000 Explosionen von Feuerwerkskörpern am Himmel über der deutschen Hauptstadt.

Zu einem der buntesten Besucher der Nacht gehörte Martin Dubiel. Der 36-Jährige steckte von Kopf bis Fuß im farbenfrohen Kostüm eines Schwans und kommentierte selbstironisch: „Ich darf zu Silvester die Diva spielen“. Sein Mann Reiner – selbst mit einem quietschgrünen Ganzkörperanzug bekleidet – hatte dem Musical-Darsteller aus Bochum das Kostüm ausgesucht. „Wir verkleiden uns schon seit sieben Jahren zu Silvester“, erklärt Martin die ungewöhnliche Ausgeh-Kleidung. So lange halten sie der Berliner Festmeile schon die Treue, „und wir kommen jedes Jahr gerne wieder“.

Das erste Mal besuchten Desirée Flöscher und Thomas Bauer das Fest zum neuen Jahr – und erzählen lächelnd, wie es dazu kam. Erst seit drei Monaten seien sie ein Paar, sagt die 41-Jährige aus der Nähe von Lörrach. Eigentlich wollte sie mit einer Freundin nach Berlin reisen, doch als die vor kurzem auch einen neuen Mann kennenlernte, habe sie sich „einfach ihren Thomas geschnappt“. Erst am Silvester-Nachmittag seien sie mit dem Billigflieger in der Hauptstadt eingetroffen, ergänzt der 46-Jährige. Und bereits um 6 Uhr morgens sollte es schon wieder zurückgehen. „Wir sind nur für die Festmeile gekommen – ein Hotelzimmer haben wir erst gar nicht gebucht“, sagt Thomas.

Auch die drei Freundinnen Katrin, Paula und Beke hatten sich mit ihren Eltern auf den Weg gemacht, um das neue Jahr unter dem Brandenburger Tor zu begrüßen. Doch der Weg zur großen Feier endete für die drei Schülerinnen aus Bad Lippspringe in Nordrhein-Westfalen an der Einlass-Kontrolle. „Kurz bevor wir ankamen, haben die Sicherheitsleute dicht gemacht“, sagt die 14-jährige Katrin. Gegen 22.30 Uhr schlossen die Veranstalter die ersten Eingänge, damit sich die Massen nicht zu sehr auf der Straße des 17. Juni drängeln mussten. Doch die drei Freundinnen zeigten sich kaum enttäuscht. „Das Feuerwerk sehen wir bestimmt auch von etwas weiter weg“, meinte Katrin.

Nach Auskunft der Veranstalter verlief die Veranstaltung ohne Zwischenfälle. Die Polizei hatte etwa 1000 Beamte zusätzlich im Einsatz, davon etwa 850 am Brandenburger Tor. Trotz der aktuellen Terrorwarnung gab es keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen auf der Silvesterparty.