Im Hamburg wurden 1264 Schulschwänzer registriert- 315 mehr als 2009. Der Anstieg liegt auch an mehr Meldungen durch Schulen und Lehrer.
Hamburg. Die Hamburger Schulbehörde hat in diesem Jahr 1264 Fälle von Schulschwänzern registriert. Das sind 315 mehr notierte Fälle als im Jahr 2009. Was sich wie eine erschreckende Entwicklung anhört, ist ein kleiner Erfolg. Der Anstieg der Fehlzahlen bedeutet nämlich nicht, dass 2010 mehr Kinder und Jugendliche als in den Jahren zuvor unentschuldigt dem Unterricht fern blieben. Vielmehr reagieren Schulleitungen und Lehrer sehr viel aufmerksamer auf leere Stühle in den Klassenzimmern als in den Vorjahren.
Im Januar hatte der Leiter des Amtes für Bildung in der Behörde, Norbert Rosenboom, Hamburgs Schulleitungen in die Pflicht genommen, Schulschwänzer zu melden. Schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unentschuldigt fehlen und bei denen gleichzeitig kein Kontakt zum Elternhaus oder den Sorgeberechtigten aufgenommen werden konnte, werden seitdem mit einem Vermerk in einem Zentralregister eingetragen und an REBUS (Regionalen Beratungs- und Unterstützungsstellen) gemeldet. Die Meldepflicht ist ein Baustein im Konzept gegen Jugendgewalt in Hamburg. Neuere kriminologische Erkenntnisse sehen im systematischen Schuleschwänzen den möglichen Einstieg in eine kriminelle Karriere.
Es bleibt nicht beim Melden von Schwänzern. Fast jede Dauerschulverletzung führt laut Behörde zu einem Bußgeldbescheid. Die Höhe beläuft sich bei mehr als drei Fehltagen oder 20 Schulstunden im Monat auf 150 Euro gegen die Eltern oder 75 Euro gegen den Schüler. Wird nicht gezahlt, kann eine Arbeitsleistung angeordnet werden. "Wenn auch das nicht klappt, geht es vor das Amtsgericht. Der Richter kann eine schulische Weisung aussprechen. Wird die nicht erfüllt, kann es zum Arrest kommen", so eine Behördensprecherin.
2010 gingen 775 Bußgeldbescheide an Schulschwänzer raus. 2009 waren es 518. 105 Schulschwänzer mussten in diesem Jahr die Strafarbeit antreten gegenüber 28 in 2009. Das zeigte Wirkung: Nur zwei Schüler mussten 2010 den Arrest antreten. Im Vorjahr waren es 13 Jugendliche.