Über die Ansprüche des HSH-Nordbank-Chefs wurde lange spekuliert. Sein Nachfolger wird der frühere Citibank-Vorstand Paul Lerbinger.
Kiel. Der scheidende Vorstandschef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, erhält zum Abschied etwa 2,1 Millionen Euro. Diese Summe ergebe sich aus seinen vertraglichen Ansprüchen, berichtet das „Hamburger Abendblatt“ unter Berufung auf Anteilseignerkreise. Demnach stünden Nonnenmacher aus seinem noch bis Oktober 2012 laufenden Vertrag etwa 2,5 Millionen Euro zu, die ihm aber „abgezinst“ ausgezahlt werden, also abzüglich des Zinsvorteils, den er durch die sofortige komplette Auszahlung hat.
Nonnenmacher muss seinen Posten auf Druck der Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein zum 31. März 2011 räumen. Als seinen Nachfolger nominierte der Aufsichtsrat der HSH Nordbank am Mittwoch den früheren Citibank-Vorstand Paul Lerbinger.
Lesen Sie dazu auch:
Paul Lerbinger wird Nachfolger von HSH-Chef Nonnenmacher
Der Investmentbanker Paul Lerbinger soll als neuer Chef der HSH Nordbank die Scherben zusammenkehren, die sein Vorgänger Dirk Jens Nonnenmacher hinterlassen hat. Der Aufsichtsrat der Bank bestellte Lerbinger am Mittwoch in Hamburg ab 1. März 2011 zum Vorstandsmitglied und ab 1. April zum Vorsitzenden des Vorstandes, teilte das Institut mit. Nonnenmacher bleibe bis Ende März im Amt, so dass ein Monat Einarbeitungszeit für Lerbinger bleibt. Der Aufsichtsrat stimmte auch einer Aufhebungsvereinbarung mit Nonnenmacher zu und dankte ihm „für seinen großen und erfolgreichen Einsatz bei der Neuausrichtung der Bank“. Er bekommt seinen Vertrag ausbezahlt.
Mit der knapp zweieinhalb Jahre währenden Ära Nonnenmacher geht für die HSH Nordbank eine Zeit zu Ende, die von Skandalen, negativen Schlagzeilen und politischem Streit geprägt war, aber auch von geschäftlicher Erholung nach schwerer Krise. Der Mathematikprofessor war an der Spitze des angeschlagenen Instituts von Anfang an öffentlich umstritten. Er wurde für verlustreiche und dubiose Geschäfte ebenso in Mitverantwortung genommen wie für Intrigen und Spitzeleien im Zusammenhang mit der Entlassung von HSH-Mitarbeitern, wobei meistens die Sicherheitsfirma Prevent eine Rolle spielte. Am Ende verlor Nonnenmacher nach zahlreichen Rücktrittsforderungen das Vertrauen der Landesregierungen in Hamburg und Kiel, weil er Zweifel an der Integrität der Bank nicht ausräumen konnte. Die meisten Vorfälle sind noch nicht restlos aufgeklärt; es laufen Ermittlungen wegen diverser Delikte gegen mehrere Beschuldigte bei verschiedenen Staatsanwaltschaften. Dazu verfolgt die Bank Schadenersatzansprüche gegen ehemalige Vorstände und zivilrechtlich zieht Prevent gegen die HSH Nordbank vor Gericht. Immer noch ermitteln Parlamentarische Untersuchungsausschüsse in Hamburg und Kiel. Bislang konnte Nonnenmacher kein pflichtwidriges Verhalten nachgewiesen werden. Nach Angaben aus dem Aufsichtsrat erhält er bis Ende März seine regulären Bezüge und anschließend abgezinst das Geld, das er bis zum Ende seines Vertrages verdient hätte. Die vereinbarten Beträge seien niedriger als die in Medienberichten genannten zwei bis vier Millionen Euro. Nonnenmachers Nachfolger Lerbinger, der an diesem Donnerstag seinen 55. Geburtstag feiert, hatte sich im Sommer dieses Jahres bereits vorzeitig in den Ruhestand zurückgezogen. Er war nach beruflichen Stationen bei BMW, JP Morgan, S.G.Warburg und der Deutschen Bank zuletzt Vizechef der Citigroup in Deutschland. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper kennt Lerbinger aus gemeinsamen Tagen bei der Deutschen Bank, als Kopper den Vorstand führte und Lerbinger das deutsche Investment-Banking. Der Investmentbanker ist zwar sofort verfügbar und als Ex-Vorstand der Citigroup auch befähigt, eine Bank zu führen. Er gilt jedoch als politisch unerfahren, da er sich in seinem Berufsleben überwiegend mit Investmentbanking, Kapitalmarkt- und Finanzierungsfragen beschäftigt habe, heißt es aus Regierungskreisen. Im Gegensatz zu seinem impulsiven Förderer und Aufsichtsratschef Kopper gilt Lerbinger als unprätentiös und bodenständig. „Er erinnert eher an einen Wissenschaftler als an einen Investmentbanker“, zitiert die „Frankfurter Rundschau“ einen ehemaligen Weggefährten. (dpa)