Darum unterscheiden sich die Hamburg-Umfragen von Psephos und der Forschungsgruppe Wahlen
Hamburg. Ein Tag, zwei Umfragen zur politischen Situation in Hamburg - mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bei der Sonntagsfrage sieht die Psephos-Umfrage im Auftrag des Hamburger Abendblatts die CDU bei 28 Prozent, die SPD bei 45 Prozent und die Grünen bei 14 Prozent. Die Forschungsgruppe Wahlen, die das ZDF-Politbarometer erstellt, kommt dagegen zu folgenden Werten: Die CDU sackt auf 22 Prozent ab, die SPD liegt demnach bei 41 Prozent, und die Grünen steigern sich auf 22 Prozent. In beiden Fällen hatten die Meinungsforscher vom 29. November bis 1. Dezember 1002 beziehungsweise 1006 Hamburger befragt.
"Jedes Institut hat verschiedene Verfahren, wie es die erhobenen Daten auf ein 100-Prozent-Wahlergebnis umrechnet", sagt Psephos-Chef Hans-Jürgen Hoffmann die Differenzen. Grundsätzlich arbeiten Meinungsforschungsinstitute mit Telefoninterviews. Die Festnetznummern werden per Zufall ausgewählt. Dabei kann es natürlich passieren, dass bestimmte Gruppen, etwa Rentner, häufiger zu Wort kommen als beispielsweise Studenten oder Berufstätige. Um mögliche Verzerrungen der gemessenen Daten zu verhindern, gewichten die Umfrageinstitute ihre Ergebnisse nach unterschiedlichen, streng gehüteten, Formeln.
Für die Differenzen im aktuellen Fall könnte eine Rolle gespielt haben, dass Psephos bei der Befragung den Bundestrend außen vorgelassen hat. "Wir sind nur auf die Gegebenheiten in Hamburg eingegangen", sagt Hoffmann. Der Geschäftsführer der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, betont dagegen, dass sein Institut nicht mit sogenannten politischen Gewichtungen (Recall) arbeitet. Konkret: Die vorherige Wahlentscheidung fließt nicht in das Umfrageergebnis ein. Zudem sei das neue, sehr differenzierte Hamburger Wahlrecht abgebildet worden. "Es zeigt sich, dass die Hamburger von der Möglichkeit, ihre Stimmen über mehrere Parteien zu verteilen, Gebrauch machen wollen", sagt Jung.
Psephos hat in der Vergangenheit diverse Meinungsumfragen zur politischen Stimmung in der Hansestadt durchgeführt. In vielen Fällen lag das Institut mit Sitz in Berlin und Hamburg ganz nah an den späteren Wahlergebnissen.