Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank spricht selbst von “Ungereimtheiten“ im Fall Roth, der möglicherweise Opfer einer Intrige geworden ist.

Hamburg/Kiel. Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank hat sich erneut hinter den umstrittenen Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher gestellt. Die Kontrolleure könnten "kein schuldhaftes Verhalten von Mitarbeitern und Vorstandsvorsitzendem feststellen", teilte der Aufsichtsrat gestern im Anschluss an eine Sitzung in Kiel mit. Gleichzeitig stellte er fest, dass es im Zusammenhang mit der dubiosen Entlassung von Vorstandsmitglied Frank Roth "Ungereimtheiten" gebe.

Weil er vertrauliche Informationen an Medien weitergegeben haben soll, war Roth im April 2009 fristlos entlassen und angezeigt worden. Die Staatsanwaltschaft Kiel kam im Sommer 2010 jedoch zu dem Ergebnis, dass an den Vorwürfen nichts dran und Roth möglicherweise Opfer einer Intrige geworden ist. Seitdem ermittelt sie gegen die Bankspitze, ob sie Roth die Vorwürfe gezielt untergeschoben hat. Genährt wurde der Verdacht durch die Aussage eines Ex-Sicherheitsberaters der Bank gegenüber Aufsichtsratsmitgliedern, er habe Roth bespitzelt. Diese in einem Protokoll festgehaltenen Aussagen hatte der Mann jedoch später widerrufen.


+++ HSH Nordbank: Ein Fass ohne Boden +++

Aus einem Bericht der Anwaltskanzlei WilmerHale, die die Umstände von Roths Rauswurf untersucht hat, zieht der Aufsichtsrat nun das Fazit: "Für die im sogenannten ,Protokoll' erwähnten Anschuldigungen und Unterstellungen gibt es keinerlei Beweise." Aber "einige Ungereimtheiten" im Zusammenhang mit dem Auftauchen vertraulicher Dokumente konnten "nicht endgültig geklärt werden".

Nachdem die meisten Aufseher einen ersten WilmerHale-Bericht, in dem es darum ging, ob die HSH-Spitze einem früheren US-Manager einen Kinderpornoverdacht untergeschoben haben könnte, gar nicht zu Gesicht bekommen hatten, wurde ihnen gestern zumindest eine Zusammenfassung der Untersuchung zum Fall Roth präsentiert. Angesichts der verbleibenden "Ungereimtheiten" seien die Sorgen aber nicht geringer geworden, hieß es aus Aufsichtsratskreisen.

Zumal auch noch der ungeheuerliche Verdacht im Raum steht, die Sicherheitsfirma Prevent könnte im Auftrag der quasi staatlichen HSH - sie gehört zu 85 Prozent Hamburg und Schleswig-Holstein - Politiker bespitzelt haben.