Mit dem Modellversuch reagiert Hamburg auf traurige Todesfälle wie die der kleinen Jessica in Jenfeld und Lara-Mia in Wilhelmsburg.
Hamburg. Der Druck auf Eltern, mit ihren Kleinkindern zu Früherkennungsuntersuchungen beim Arzt zu gehen, wird in Hamburg von heute an erhöht. Im Rahmen eines zweijährigen Modellversuchs "Erinnerungs- und Meldewesen" für die Untersuchungen U6 (10. bis 12. Lebensmonat) und U7 (21. bis 24. Lebensmonat) werden die Sorgeberechtigten von rund 33.000 Kindern durch ein Anschreiben von Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) auf die Notwendigkeit des Arztbesuchs hingewiesen. Alle Anschreiben sind auch in Englisch, Türkisch, Darsi ("Afghanisch"), Serbisch und Russisch gehalten.
Dem Schreiben liegt eine frankierte Karte bei, die nach der Untersuchung vom Arzt abgezeichnet und durch die Eltern an die Behörde zurückgeschickt werden muss. Erfolgt keine Rückmeldung, werden die Eltern erneut angeschrieben. Bleibt der Besuch beim Arzt weiterhin aus, wird das zuständige bezirkliche Gesundheitsamt informiert und lädt die Eltern zu einem persönlichen Gespräch vor. Härtere Sanktionen sind bislang nicht vorgesehen.
Mit dem Modellversuch reagiert Hamburg auf traurige Todesfälle wie die von Jessica in Jenfeld und Lara-Mia in Wilhelmsburg, die infolge von Vernachlässigung und Unterernährung gestorben waren. "Wir sind gespannt auf die Erfahrungen und Ergebnisse", so Senator Wersich. In knapp einem Jahr könne man abschätzen, ob durch das Einladungs- und Meldewesen die Teilnahmeraten an den Untersuchungen noch erhöht werden können. Derzeit liegen sie bei U6 und U7 jeweils bei 90 bis 95 Prozent. Das Problem sind die restlichen fünf bis zehn Prozent der Eltern, die sich solchen Untersuchungen verweigern. Sie sollen durch den Modellversuch erreicht werden.
Durch die Untersuchungen können frühzeitig Krankheiten und eine Gefährdung der normalen, altersentsprechenden körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern entdeckt werden. Unter www.hamburg.de/kindergesundheit gibt es Informationen über das Thema im Internet.