Die Hamburg Port Authority will in Moorburg eine neue Deponie für Hafenschlick anlegen. Bezirkspolitiker sind über das Vorhaben entsetzt.
Hamburg. Vor zwei Jahren gab es bei der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) noch reichlich Argumente für eine neue Hafenschlick-Deponie in Kirchsteinbek bei Billstedt. Nach heftigen politischen Protesten und nach einem neuen Gutachten nun die Überraschung: Der beste Standort für einen rund 30 Meter hohen Schlickhügel soll nun in Moorburg liegen. „Das Gutachten spricht da eine eindeutige Sprache“, sagte HPA-Chef Jens Meier bei der Präsentation des Gutachtens. Vier Orte hatten die Gutachterin und Biologin Verena Gabske schließlich in die engere Wahl gezogen: Neben Moorburg und Kirchsteinbek noch eine Fläche nahe der Autobahn bei Billwerder sowie eine Obstplantage zwischen dem niedersächsischen Rübke und Neuenfelde.
Moorburg habe sich als ideal erwiesen, so die Gutachterin. Dort gebe es bereits ein Spülfeld für Hafenschlick. Zudem betrage die Entfernung zur Schlickbehandlungsanlage Metha in Francop nur sechs Kilometer und führe fast nur durch Gewerbegebiete. Mit rund 130 Lkw-Fahrten pro Tag werde für die Deponie gerechnet.
Die HPA werde jetzt in die eigentliche Planung einsteigen, kündigte Meier an. In vier bis fünf Jahren könnte die Deponie betriebsbereit sein. Geplant ist, dass dort innerhalb von zehn Jahren rund drei Millionen Kubikmeter behandelter Hafenschlick abgelagert werden. „Danach ist hoffentlich Schuss und wir müssen keinen Schlick mehr an Land lagern“, so Meier. Die überraschende Wende bei der Standortsuche erklärt der HPA-Chef mit unterschiedlichen Vorgaben. Zum einen hatte der GAL/CDU-Koalitionsvertrag eine neue Standortsuche verlangt. Zum anderen war Moorburg zuvor aus der Suche heraus gefallen, weil es gleichzeitig noch immer als offizielles Hafenerweiterungsgebiet gilt. Jetzt soll die Schlickdeponie nach ihrer Verfüllung als mögliche Gewerbefläche dienen. Eine Hafenerweiterung dort ist daher nicht ausgeschlossen“, sagt Meier.
Die Reaktionen auf den neuen Deponie-Standort fallen unterschiedlich aus: Die SPD im Bezirk Mitte, zu dem Billstedt-Kirchsteinbek gehört, begrüßt die neue Lösung: „Das gibt unseren Bemühungen Recht, diese zusätzliche Belastung für Billstedt abzuwenden“, heißt es in einer Erklärung. Anders der Tenor in Moorburg: „Zuviel ist zuviel“, sagt der Moorburg-Aktivist Manfred Brand mit Blick auf das neue Kohle-Kraftwerk, auf Hafenquerspange, Autobahn A26 und die Hafenerweiterung. Alle diese Vorhaben liegen in unmittelbarer Nähe des Dorfes an der Süderelbe, das zum bezirk Harburg gehört. CDU- und GAL-Politiker übten daher heftige Kritik. Das Ergebnis der neuen Standortsuche sei keine gute Idee, so der Harburger GAL-Bundestagabgeordnete Manuel Sarrazin. Und der CDU-Bezirksfraktionschef Ralf-Dieter Fischer kündigte „massiven Widerstand“ von Politikern aus dem Bezirk an, weil die Belastungen für den Raum zu groß geworden seien. Die Festlegung auf den neuen Standort sei eine Entscheidung von Behörden nach „Gutsherrenart“, so Fischer.
Hintergrund der ungeliebten Deponiesuche sind die Routine-Baggerarbeiten im Hafen. Um ihn auf Tiefe zu halten, müssen dort jedes Jahr rund sechs Millionen Kubikmeter Schlick und Sand ausgebaggert werden, die der Fluss dort immer wieder anschwemmt. Das meiste davon wird an anderer Stelle im Fluss abgelagert und treibt mit der Ebbe in die Nordsee. Rund eine Millionen Kubikmeter Schlick gelten aber immer noch als belastet. Dieser Schlick wird in Francop gereinigt und wird dort an Land deponiert. Doch die Aufnahmefähigkeit der Schlickdeponie Francop hat inzwischen ihre Grenzen erreicht.