Ämter nutzen Ende des Einstellungsstopps und müssen 1000 ehemalige Klinikmitarbeiter in Verwaltung beschäftigen
Hamburg. Um rund 2000 Mitarbeiter ist die Hamburger Verwaltung seit Ende 2007 angewachsen und beschäftigt derzeit gut 65 000 Menschen. Nicht nur SPD-Haushaltsexperte Peter Tschentscher, der die Zahlen beim Senat abgefragt hatte, fragt sich, wie das mit den wegbrechenden Steuereinnahmen und dem daher verordneten Sparkurs zu vereinbaren ist.
Zwei Erklärungen liegen nahe: Zum einen wurde der seit Anfang 2005 geltende Einstellungsstopp für die Verwaltung zum 1. Februar 2009 aus Gründen der Konjunkturbelebung aufgehoben - das haben einige Behörden kräftig genutzt. Zum anderen haben rund 1000 ehemalige Mitarbeiter des an Asklepios verkauften Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) von ihrem Rückkehrrecht zur Stadt Gebrauch gemacht. "Der LBK-Verkauf erweist sich auch in dieser Hinsicht als ein teures Projekt", folgert Tschentscher. "Die Stadt bezahlt Beschäftigte, die gar nicht in der Hamburger Verwaltung, sondern in Krankenhäusern benötigt werden."
Spitzenreiter beim Personalaufbau ist unter den Fachbehörden die Schulbehörde, die allein 580 Mitarbeiter mehr beschäftigt als zwei Jahre zuvor. Wie aus dem Personalbericht der Stadt hervorgeht, stieg die Zahl der Lehrer aber nur um 399. Nach Auskunft der Behörde handelt es sich bei den anderen 181 Kollegen um Sozialpädagogen und Erzieher, Bürokräfte für Schulsekretariate, aber auch um Verwaltungsmitarbeiter in der Behörde selbst.
In diesem Bereich ist der Zuwachs in der Verwaltung am deutlichsten. Die Zahl der Bürokräfte ist ausweislich der Personalberichte 2008/2009 um 808 gestiegen und seit Ende 2003 von etwa 7800 auf heute mehr als 9800. Die Zahl der leitenden Verwaltungsfachleute stieg 2008/2009 um 572 und seit Ende 2003 von etwa 3900 auf knapp 5500. "Dabei sind keine neuen administrativen Aufgaben auf die Stadt zugekommen", kritisiert Tschentscher. Er habe den Eindruck, dass die Fachbehörden immer größer würden, während der Dienst am Bürger eingeschränkt werde.
Dazu passt der Zuwachs der Universität Hamburg: Die Zahl ihrer Mitarbeiter stieg seit Ende 2007 um 280 auf 3546. Gleichzeitig ging die Zahl der Hochschullehrer an den Unis um 90 zurück. Was die neuen Kollegen machen und wie das mit dem Dozentenschwund zusammenpasst, konnte die Uni aber gestern nicht erklären.
Auch in der Finanzbehörde sind 56 Kollegen hinzugekommen. Sicher ist aber nur, dass das keine Steuerfachangestellten waren - deren Zahl ging nämlich um 65 zurück. Auch die Innenbehörde hat nur vordergründig 170 Mitarbeiter abgebaut. Denn es gibt auch 198 Polizisten weniger - unterm Strich ein Zuwachs von 28 Köpfen. "Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse sagt nichts darüber aus, in welchem Umfang die Aufgaben wahrgenommen werden", erklärt Behördensprecher Thomas Butter. Innere Sicherheit bleibe ein Schwerpunkt des Senats.
Die sieben Bezirksamtsleiter, die sich kürzlich weigerten, Sparvorschläge für ihre Häuser vorzulegen, und dem Senat stattdessen rieten, wo er in seinen Behörden sparen könne, sehen sich nun bestätigt. "Das stützt unsere These", sagte Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD). "Die Fachbehörden haben deutlich mehr Personal aufgenommen als die Bezirke."