Die Hansestadt streicht die Veranstaltung im September. Die Mittel werden anderweitig verwendet. 2009 waren bereits zwei weggefallen.
Hamburg. Hamburg ist im kommenden Jahr zwar "Europäische Umwelthauptstadt", streicht aber dennoch einen der beiden autofreien Sonntage. Schon in diesem Jahr entfällt die zweite Aktion dieser Art, die ursprünglich für September vorgesehen war. "Wir wollen uns künftig auf eine Veranstaltung im Jahr konzentrieren und diese besonders attraktiv für die Bürger gestalten", sagt Enno Isermann, Sprecher der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, dem Abendblatt. Es habe sich gezeigt, dass zwei solcher Aktionstage einer zu viel seien. "Wenn wir nur eine Veranstaltung im Jahr machen, können wir Sponsoren und Verbände auch besser zum Mitmachen gewinnen", ergänzt Isermann.
Der erste - und nun auch letzte - autofreie Sonntag i n diesem Jahr war also am 20. Juni. Für die beiden Veranstaltungen waren im Hamburger Haushalt jeweils 375.000 Euro eingeplant: "Die nicht benötigten Mittel werden verwendet, um insbesondere den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad weiter zu fördern", kündigt Isermann an.
Der autofreie Sonntag, der auch Bestandteil des Koalitionsvertrags von CDU und Grünen ist, war im Jahr 2008 mit vier Veranstaltungen gestartet. 2009 fielen bereits zwei weg. Die Idee ist, die Bürger langfristig für den Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad zu begeistern. So können an den Aktionstagen die öffentlichen Verkehrsmittel im Bereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) kostenlos benutzt werden. Außerdem wird ein Rahmenprogramm angeboten.
Die Reaktionen auf die Entscheidung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sind durchweg positiv: "Es ist sinnvoll, den Fokus auf eine Veranstaltung jährlich zu lenken, damit sich die Idee des autofreien Sonntages nicht abnutzt", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker. Der HVV verzeichnet laut Becker durch jede dieser Aktionen Umsatzeinbußen von rund 200.000 Euro. Für CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse steht fest: "In Zeiten knapper Kassen ist es vernünftig, sich von einem autofreien Sonntag zu trennen und dadurch viel Geld einzusparen."
Das sieht GAL-Verkehrsexpertin Martina Gregersen ähnlich: "Ein autofreier Sonntag, der richtig gut organisiert ist, sensibilisiert die Bürger mehr für dieses Thema." Ziel sei es, künftig die Autofahrer an diesem Tag auch wirklich vom Verzicht auf den Pkw zu überzeugen.
Zustimmung kommt auch von der Opposition: "Das ist eine Entscheidung in die richtige Richtung. Es hat sich beim vergangenen autofreien Sonntag gezeigt, dass die Luft raus ist. Kein Wunder, wenn dann auch die Sponsoren wegbleiben", sagt SPD-Verkehrsexperte Ole-Thorben Buschhüter. Die eingesparten Mittel könnten für die Sanierung von Schlaglöchern und neue Straßenbäume verwendet werden, so Buschhüter.
Da der zweite autofreie Sonntag in diesem Jahr ausfällt, wird auch die europaweite Ausschreibung für die Organisation der Veranstaltung gestoppt: "Wir werden für 2011 dann neu ausschreiben. Als Termin für den Aktionstag ist der 19. Juni angedacht", sagt Behördensprecher Isermann.
Alle sieben autofreien Sonntage wurden bislang im Auftrag der Stadt von der Agentur Scholz&Friends Brand Affairs GmbH organisiert. Die SPD hatte kritisiert, dass zwei davon ohne Ausschreibung an das Unternehmen vergeben wurden.