Die Entscheidung, wie Sie das Wochenende gestalten, ist schwierig - schier unendlich ist das Angebot in Hamburg und Norddeutschland.

Hamburg. Auf die Hamburger und die Menschen in der Metropolregion wartet ein Wochenende der Superlative. Die Entscheidung, wie Sie die freien Tage gestalten, ist so schwierig wie lange nicht - schier unendlich ist das Angebot: Fußball WM, Schiffe gucken oder Sonntags-Shopping. Damit Sie nicht den Überblick verlieren, hat das Abendblatt hier die wichtigsten Ereignisse zusammengestellt:

Autofreier Sonntag

Egal ob zum Einkaufen oder Feiern: das Auto sollte am Sonntag stehen bleiben: Wichtige Hauptverkehrsstraßen bleiben dann fast einen Tag lang Radfahrern, Skatern und Fußgängern vorbehalten. Im Rahmen des Autofreien Sonntags wird die Strecke vom Jungfernstieg über Gänsemarkt und Johannes-Brahms-Platz bis zum Heiligengeistfeld von 12 bis 20 Uhr zur Eventmeile für Klimaschutz, Energiesparen, neue Mobilität und Straßenaktionen. Diese 1,7 Kilometer sind komplett für den Autoverkehr gesperrt, die Busse fahren mit nur leicht veränderten Strecken und Fahrplänen. Der HVV ist von 0 bis 24 Uhr kostenlos und befördert auch die Menschen aus Hamburgs Umland in die Metropole.

Die Eventmeile des autofreien Sonntags ist erstmals in vier Themenwelten eingeteilt:

Unter dem Titel „Das ist Hamburg!“ präsentieren sich am Jungfernstieg die Unternehmen des HVV mit ihren Beiträgen zum Klimaschutz im Verkehr. Als besondere Attraktion stellt die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt einen Stadtbahnwagen aus Bremen aus, in dem man bereits heute „Hamburger Stadtbahn-Luft“ schnuppern kann. Der HVV macht ab 12 Uhr bis zu 250 Autofahrern das spektakuläre Angebot „Führerschein gegen HVV-Monatskarte“, die S-Bahn informiert über die geplante S4. „Mobil ohne Auto Nord e.V.“, in dem der ADFC Mitglied ist, führt wieder in der Metropolregion die Fahrradsternfahrt durch, die gegen 15:00 auf dem Ballindamm endet. Und auf zwei Bühnen findet von 12 bis ca. 20 Uhr ein randvolles Programm mit Interviews, Verlosungen, einem Kindermusical und zahlreichen, fast ausschließlich Hamburger Musik-Acts verschiedener Richtungen statt.

In dem Streckenabschnitt „Bewusst & Clever leben!“ vom Gänsemarkt über den Valentinskamp geht es um innovative Energie und umweltfreundliche Mobilität. Hier präsentieren sich Hamburg Wasser und Hamburg Energie mit Wasser-Bar und „Kids-World“. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt informiert über ihre Pläne zur Umwelthauptstadt 2011, über ihr Radverkehrskonzept und das Projekt „Gemeinschaftsstraßen“. Hamburgs neue EnergieAgentur Hamea verlost einen Kühlschrank mit der höchsten Energiesparklasse A++.

Die „Kreative Pause!“ im Valentinskamp und Dragonerstall lädt ein zum Schauen und Mitmachen. Die Künstler des Gängeviertels („Komm‘ in die Gänge!“) bieten unter dem Motto „Alles, was rollt“ ein Wettrennen für Jedermann an - bei dem auch Bürostühle mit Rollen erlaubt sind -. Außerdem veranstalten sie noch einen Flohmarkt, öffnen eine Fahrradwerkstatt und zeigen Live-Kunst am Bauzaun.

Vom Johannes-Brahms-Platz über den Sievekingplatz zur Glacischaussee zieht sich die Themenwelt „Entdecken & Erleben!“. Hier sind Besucher und ihre Kinder aufgefordert selbst aktiv zu werden, zum Beispiel beim E-Bike-Parcours, Street-Soccer oder Spielmobil für Kids. Die „Themenbühne“ vor dem Brahmskontor bietet von 12 bis 19:00 Uhr neben mehreren neuen, aufregenden Hamburger Bands einen Poetry- und Kinder-Poetry-Slam. Fürs leibliche Wohl sorgt eine Vielzahl von Imbiss- und Getränkeständen, ein Großteil mit Bioprodukten. Hier das Programm

Verkaufsoffener Sonntag

Zum verkaufsoffenen Sonntag haben in der Innenstadt praktisch alle und in allen sieben Bezirken viele Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Das City Management Hamburg rechnet mit deutlich mehr als einer halben Million Besuchern. Der Einzelhandel ist optimistisch, in nur fünf Stunden soll der gleiche Umsatz wie sonst an einem ganzen Tag erwirtschaftet werden. Technik und Textilien stehen bei den meisten Einkäufern traditionell ganz oben, vieles aus der Sommer-Kollektion ist bereits reduziert. Auf Fußball muss übrigens keiner verzichten: in der WM-Lounge in der Gänsemarktpassage, in der Bleichenhofpassage und am Gerhart-Hauptmann-Platz werden alle WM-Spiele gezeigt.

Stadtteil-Feste

In vielen Stadtteilen wird gefeiert. Eines der Highlights ist dabei die Altonale (Fr. bis So.) - eines der größten Straßenfeste des Nordens mit 500.000 erwarteten Besuchern. Dort gibt es rund um das Rathaus und die Christianskirche Musik auf acht Bühnen, einen Kunst-, Floh- und Mittelalter-Markt sowie ein großes Kinderprogramm. Mehr als 170 Vereine präsentieren sich auf der altonale Infomeile oder dem Ottenser Marktplatz und an der Bahrenfelder Straße. Hier das Programm

In Bergedorf wird am Sonnabend das Rosenfest in den Fußgängerzonen von Bergedorf und Lohbrügge (10 bis 18 Uhr) gefeiert. Hier das Programm

Musikalisch wird es auch - beim Tag der Musik : Vom 17. bis zum 21. Juni 2010 gibt es mehr als 350 Veranstaltungen an 190 verschiedenen Orten. Ob in Kitas und Schulen, in der Laeiszhalle oder in Jazzclubs, in Bankfilialen oder Einkaufszentren - überall findet Musik nicht nur zum Hören sondern auch zum Mitmachen und Reinschnuppern statt. Musikalische Laien wie Profis aus Kultur- und Bildungseinrichtungen lassen Musik von Klassik über Jazz bis zu Weltmusik und Pop erklingen. Hier das Programm

Bis Sonntag feiert auch der Norden der Stadt sein Sommerfest - am Saseler Markt . Neben Live-Musik, Imbiss- und Weinständen sorgen Attraktionen wie Bungeejumping für Unterhaltung und Nervenkitzel. Dosenwerfen, Entenangeln und ein Kinderkarussell halten die kleinen Besucher auf Trab. Am Sonntag wird parallel zum verkaufsoffenen Sonntag noch ein großer Familien-Flohmarkt veranstaltet. Hier das Programm

Kieler Woche

Die größte Party Nordeuropas, die Kieler Woche, beginnt am Sonnabend. Vom Balkon des Rathauses wird "Tatort"-Kommissar Borowski alias Axel Milberg glasen: an einer Schiffsglocke mit drei Doppelschlägen und einem Einzelschlag die Zeit 19.30 Uhr angeben. Im Anschluss spricht Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) launige Worte, bevor er mit einem Schiffshorn das Signal gibt, das Kiel für neun Tage zum Nabel der norddeutschen Tiefebene macht: lang, kurz, kurz, lang, also "Leinen los".

Für die Landeshauptstadt beginnt damit traditionell der feucht-fröhliche Ausnahmezustand. Mehr als 2000 Veranstaltungen locken, so viele wie nie zuvor. Erwartet werden drei Millionen Besucher. Die Fußball WM ist keine Konkurrenz: Alle wichtigen Spiele werden auf Großleinwänden übertragen.

Bis spät in die Nacht wird diesmal auf 16 Bühnen rund um die Hörn und in der City gespielt. 300 Konzerte gibt es. Mit dabei sind Stars wie Nena oder Silbermond , Oldies wie UB40 oder Level42 und Stammbands wie Torfrock oder Lotto King Karl und seine Barmbek Dream Boys. Fast alle Konzerte sind kostenlos. Ausnahme ist wie in den Vorjahren die Freilichtbühne Krusenkoppel am Landeshaus.

Auch sonst haben Besucher die Qual der Wahl. Wer tagsüber mit Kindern über die Kieler Woche schlendert, sollte auf der Spiellinie vorbeischauen. Auf Europas größter Abenteuerwiese, der Krusenkoppel, wird auf mehr als 50.000 Quadratmetern gehämmert und gematscht, in diesem Jahr nach Motiven des US-Kinderbuchs "Der Zauberer von Oz". Zehn Tonnen Lehm, vier Tonnen Sand und eine halbe Tonne Nägel liegen bereit. Die Veranstalter haben für Eltern mehrere gute Ratschläge: Sie sollten den Nachwuchs nicht in die beste Hose stecken, einen Hammer mitbringen und vorsichtshalber ihre Handynummer auf einen Arm des Kindes schreiben.

Ein ähnliches Getümmel wie auf der Spiellinie dürfte es vor dem Rathaus geben. Auf dem internationalen Markt präsentieren 33 Länder von Argentinien bis Ungarn kulinarische Köstlichkeiten zu teils üppigen Preisen. Auf der Speisekarte stehen unter anderem Krokodil-Spieße aus Ruanda, Rentier-Geschnetzeltes aus Finnland und Pakoras aus Pakistan. Dazu spielen 30 Kultur- und Folkloregruppen aus 26 Ländern sowie an einem Abend beim "classic open air" die Band Karat zusammen mit Mezzosopranistin Amira Elmadfa und dem Philharmonischen Orchester Kiel.

Erobert hat die Kieler Woche auch den Luftraum über der Landeshauptstadt. Zur inzwischen vierten Balloon Sail auf dem Nordmarksportfeld sind mehr als 70 Heißluftballons aus ganz Europa gemeldet.

Eine Klasse für sich sind die Segelwettbewerbe vor Schilksee. 5000 Aktive aus 50 Nationen in 2000 Booten machen die Kieler Woche zum größten Segelereignis der Welt. Von den vier Veranstaltern kommen zwei aus Hamburg - der Norddeutsche Regatta-Verein und der Hamburger Segelclub. Segelfans können die Regatten auf dem offiziellen Kieler-Woche-Schiff begleiten - der MS "Hamburg".

Maritim geht es auch in der City zu. An der Hörn liegen viele Dutzend Traditionssegler vertäut, und wer einen Fußmarsch entlang der Förde nicht scheut, kann über die Festmeile bis zum Tirpitzhafen laufen. Dort haben 13 ausländische Kriegsschiffe festgemacht, darunter das US-Flotten-Flaggschiff "Mount Whitney" und das russische Landungsschiff "Minsk". Beim Open Ship am ersten Festwochenende können alle Boote besichtigt werden. In den Vorjahren lagen im Tirpitzhafen deutlich mehr Schiffe. Die Marine erklärt Absagen aus Ländern wie Irland damit, dass einige Staaten inzwischen auf teure Stippvisiten im Ausland verzichten.

Mehr als zufrieden ist dagegen der Seehafen Kiel. In der Festwoche laufen 14 Kreuzfahrtschiffe mit 20 000 Passagieren ein. Maritimer Höhepunkt der Festwoche bleibt die Windjammerparade am zweiten Festsonnabend. Angeführt werden die mehr als 100 Segler und Dampfer vom Schoner "Thor Heyerdahl". Das Segelschulschiff "Gorch Fock", sonst die Nummer eins, kehrt erst Anfang Juli nach Kiel zurück; es wird derzeit im Marinearsenal Wilhelmshaven überholt.

Die Kieler Woche zeigt auch politisch Flagge. Ein internationales Städteforum befasst sich mit der Kinderarmut, und im Landeshaus diskutieren Boris Becker und Rainer Calmund auf Einladung von CDU und FDP über Vor- und Nachteile eines neuen Glücksspiel-Staatsvertrags. Zu Ende geht die Party de am übernächsten Sonntag mit dem letzten Highlight - einem Feuerwerk.

Besucher sollten mit Bus oder Bahn anreisen, weil in der City Straßen gesperrt und Parkplätze rar sind. Die Bahn setzt auf Landeskosten 124 Sonderzüge ein, acht davon in den Nächten von Freitag zu Sonnabend und dann zu Sonntag von Kiel nach Hamburg. Hier das Programm

Hurricane-Festival

Beim Hurricane-Festival (bis Sonntag in Scheeßel) zählen nur drei Dinge. Erstens: laut! Zweitens: laut! Drittens: Bier! Für das riesige, dreitätige Rock-Event in Scheeßel zwischen Hamburg und Bremen werden 70.000 Besucher erwartet. Sie können zu knapp 80 Bands schreien, tanzen und hüpfen. Mit dabei sind unter anderem The Strokes Mando Diao, Vampire Weekend, The XX, Shout Out Louds, La Roux, Skunk Anansie, Massive Attack, Faithless, Deichkind, Revolverheld, Beatsteaks, Dendemann, Madsen, Billy Talent, The Prodigy, und Jack Johnson. Der Preis für die drei Tage: 120 Euro. Kurzentschlossene Besucher aus Hamburg fahren am besten die A1 in Richtung Bremen und nehmen die Abfahrt Sittensen oder wählen die Route über die B75 direkt nach Scheeßel. Hier das Programm