Weil der Wirt des Lokals Moorkathen offenbar weiter Konzerte mit umstrittenen Bands organisieren will, rufen 13 Vereine Karfreitag zur Demo auf.

Hamburg. In der Moorburger Gaststätte "Im alten Moorkathen" wird gerne gefeiert. Es ist das Vereinslokal der Landfrauen, des Turn- und Sportvereins, Korkenclubs, Männergesangsvereins und vieler anderer Verbände. Doch dem Wirt ist das anscheinend nicht genug. Zweimal lud er zuletzt die Bands "Notlösung" und "Kategorie C - Hungrige Wölfe" für Konzerte ein. Die Bands sind in der Neonazi-Szene äußerst beliebt. Der Name "Kategorie C" spielt auf den polizeilichen Begriff für "Gewalt suchende Fußballfans" an. Rund 500 Fans aus der rechten Szene fanden sich deshalb vor wenigen Wochen zu dem zweiten Konzert "Im alten Moorkathen" ein, begleitet von zwei Hundertschaften der Polizei.

Die Band stammt aus Bremen und wird vom Bremer Verfassungsschutz als Hooligan-Band eingestuft, die für ihre "gewaltverherrlichenden Lieder in der Skinhead-Szene beliebt ist" und mit "rechtsextremen Skinhead-Bands" auftritt. Der Hamburger Verfassungsschutz hält die Band dagegen für "nicht rechtsextrem". Ein Verbot des Konzerts sei deshalb rechtlich nicht möglich gewesen, da die Band selbst kein rechtsextremistisches Gedankengut verbreite, so die Innenbehörde.

Brisant: Die Gaststätte gehört der Stadt Hamburg und wird von der Saga verwaltet. "Das ist rufschädigend für uns und für Moorburg", sagte ein Sprecher der Saga. Auch die Parteien sind auf die Veranstaltung in der städtischen Immobilie aufmerksam geworden. Die SPD stellte vor dem Konzert im März 2009, die Linke nach dem Konzert im März 2010 eine Kleine Anfrage an den Senat. In der Antwort heißt es, die Saga habe den Wirt schon im März 2009 abgemahnt und im Falle der Wiederholung eine fristlose Kündigung angedroht.

Die Drohung wurde wahr: Nach dem zweiten Konzert der umstrittenen Rocker vor wenigen Tagen kündigte das Wohnungsunternehmen dem Wirt. Viele Moorburger nahmen an, dass nun Schluss sei mit den Konzerten und den Besuchern aus der Neonazi-Szene. Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der soll nämlich angekündigt haben, die Kündigung nicht zu akzeptieren und zudem künftig in Moorburg Open-Air-Konzerte mit den umstrittenen Bands ausrichten zu wollen.

Jörg G. selbst wollte sich gegenüber dem Abendblatt nicht dazu äußern. "Das ist ein offenes Verfahren, meine Anwälte kümmern sich darum", sagte er. Er sei traurig, dass aus dem Konzert, "bei dem überhaupt nichts war", ein Problem gemacht werde. "Wir sind ein freies Land, hier kann jeder feiern", so G. "Die SPD und die Grünen waren schließlich auch schon hier im Lokal."

Die Fronten scheinen verhärtet: Als Reaktion rufen nun 13 Moorburger Vereine am Karfreitag zu einer Demo auf. "Keine Neonazis in Moorburg und kein Wirt, der sie unterstützt", heißt es in einem Flyer der Verbände. Beginn ist um 11.15 Uhr bei der Kirche am Nehusweg. Weil an Feiertagen keine Demos vor 12 Uhr erlaubt sind, geht es von dort zunächst ohne Banner zum historischen Friedhof am Moorburger Kirchdeich 58. Dann wird die Gruppe demonstrierend zur Abschlusskundgebung zum Moorkathen ziehen.