Bernd Aufderheide kündigt eine neue Ausstellung zum Thema Bauen und Umwelt an. Der Messechef fordert mehr Hotels in Hamburg.
Hamburg. Gestern endete die legendäre Hamburger Verbrauchermesse "Du und deine Welt". Seit 1955 bietet sie ein buntes Ausstellungsspektrum aus allen Bereichen der Haushaltswaren. Allerdings schwinden Aussteller und Angebot. Das Abendblatt sprach darüber mit Messechef Bernd Aufderheide. Er stellt die Messe jetzt auf den Prüfstand und kündigt neue Formate an.
Hamburger Abendblatt: Die große alte Dame der Hamburger Messen, die "Du und deine Welt" ist gerade zu Ende. Besucher berichten, dass viele Hallenräume nicht genutzt, früher beliebte Teile diesmal nicht dabei waren. Hat diese Messe noch Zukunft?
Bernd Aufderheide: Nun, die Befragung durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut hat ergeben, dass 81 Prozent der Besucher sehr zufrieden waren. Dennoch glaube ich, dass herkömmliche Verbrauchermessen ihren Zenit überschritten haben. Die Einkaufszentren sind zu einer Konkurrenz geworden. Wir werden prüfen, in welcher Form unsere Messe weiterhin eine Zukunft hat.
Abendblatt: Wagen Sie eine Prognose?
Aufderheide: Das kann ich nicht. Wir hatten diesmal 600 Aussteller und 100.000 Besucher. Und wir verdienen Geld mit der Messe, das darf man nicht vergessen.
Abendblatt: Auch die "Hanseboot" präsentierte sich diesmal mit weniger Ausstellern.
Aufderheide: Eine völlig andere Situation. In der Krise hatten die Yachtwerften Umsatzeinbußen von bis zu 80 Prozent, gerade im mittleren Preissegment. Wir hatten sehr späte Anmeldungen. Unterm Strich verlief es besser, als vorher befürchtet.
Abendblatt: Waren die neuen Messehallen eigentlich jemals komplett belegt? Bei einer Investition von 370 Millionen Euro - wird sich das jemals rechnen?
Aufderheide: Ja, sicher waren sie belegt: zum Beispiel bei der "SMM", der Leitmesse für den maritimen Schiffsbau, bei der Gastro-Messe "Internorga" oder bei der "Hanseboot" 2008. Es ist im Übrigen kein Geheimnis, dass wir für die Hallen einen Leasingvertrag über 29 Jahre haben. Das kostet 20 Millionen Euro pro Jahr. Bei einem Umsatz von 60, 65 Millionen Euro ist das ein großer Brocken. Doch 2016, das ist unser Ziel, werden wir schwarze Zahlen schreiben.
Abendblatt: Die Entscheidungen sind vor Ihrem Eintritt gefallen, aber mit Abstand betrachtet: War es sinnvoll solche Hallen mitten in Zentrum zu bauen?
Aufderheide: Was wäre die Alternative? Noch mehr Büroleerstand in der City? Nein, der Standort ist geradezu ideal. Alles ist fußläufig zu erreichen: die Alster, die Hotels, der Bahnhof. Ausländische Gäste sind überrascht und begeistert: Der Standort ist ein absoluter Wettbewerbsvorteil für Hamburg.
Abendblatt: Denken Sie über neue Messeformate nach?
Aufderheide: Unbedingt. Bei meinem Eintritt in das Unternehmen habe ich eine Abteilung Produktentwicklung eingerichtet. Und wir planen Neues ...
Abendblatt: Zum Beispiel?
Aufderheide: Die "Coteca" im nächsten Jahr zum Beispiel. Eine Fachmesse rund um die Produkte Kaffee, Tee, Kakao - klassische Waren, in denen die Hafenstadt Hamburg eine zentrale Position einnimmt. Wir denken auch über eine Begleitung des Reeperbahnfestivals nach, eine zeitgemäße "Popkomm". Und es wird wohl 2011 eine Messe zum Thema Bauen, Wohnen und Umwelt kommen.
Abendblatt: Eine Konkurrenz zur Baumesse in Neumünster?
Aufderheide: Nein, etwas anderes. Umwelt, Energetisches Bauen, dazu Beratung - das ist ein Feld mit viel Potenzial.
Abendblatt: Stichwort Potenzial: Was wird eigentlich aus dem alten Messeverwaltungshochhaus am Fernsehturm? Ein Investor, der das Objekt übernehmen wollte, ist doch abgesprungen.
Aufderheide: In der Tat ist das Gebäude von der Liegenschaft wieder neu ausgeschrieben worden. Gerade jetzt hat ein Investor den Zuschlag für weitere Planungen bekommen. Dort soll ein Drei-Sterne-Hotel entstehen.
Abendblatt: Noch ein weiteres Hotel in Hamburg?
Aufderheide: Wir als Messe haben da großen Bedarf. Hamburg fehlen noch zwei Häuser mit gut 500 Betten. Bei großen Messen und Kongressen müssen wir die Leute schon in Bremen unterbringen. Und hier steigen die Preise in Bereiche von 600 Euro pro Nacht. Zusätzliche Hotels im oberen Preisbereich würden dem Standort Hamburg sehr gut tun.
Abendblatt: Ist es gut, wenn Sie als städtische Gesellschaft Messen im Ausland, wie jetzt eine Schiffbaumesse in Indien, organisieren? Gräbt man sich nicht das eigene Wasser ab?
Aufderheide: Nein. Wenn wir Erfolgsprodukte wie die "SMM" exportieren, ist das gut für den eigenen Standort. In Indien haben wir beispielsweise neue Aussteller für Hamburg akquiriert.