Kein Architekt konnte die Kostenhöchstgrenze von 1500 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche einhalten.
Hamburg. Der geplante Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Wilhelmsburg und damit der politisch gewollte Sprung über die Elbe wird deutlich teurer als bisher einkalkuliert. Nach Abendblatt-Informationen konnte im derzeit laufenden Architekten-Wettbewerb für das energetisch und ökologisch nachhaltig gewünschte Gebäude keiner der Teilnehmer die vorgeschriebene Kostenhöchstgrenze von 1500 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche einhalten. Derzeit rechnen die Behörden mit einem Preis von etwa 2000 Euro pro Quadratmeter. Dieser Preis müsse aber noch ausgelotet werden. Geplant sind derzeit 41 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zuzüglich Park- und Untergeschossen. Bliebe es bei diesen Werten, wären das Mehrkosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro.
Schon jetzt belaufen sich allein die Kosten für den Architektenwettbewerb auf 804 000 Euro, voraussichtliche Gesamtkosten: etwa 845 000 Euro. Das ergab die Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage von Andy Grote (SPD). Auch diese Summe wird letztlich der Steuerzahler begleichen. Zwar hat die städtische Sprinkenhof AG, die mit der Abwicklung des Wettbewerbs und dem Neubau der Behörde beauftragt worden ist, diese Summe vorfinanziert. Sie wolle die Kosten aber über die künftige Miete wieder hereinholen, heißt es. Und Mieter ist die BSU. Was wiederum bedeutet: Die Miete wird über den Hamburger Haushalt finanziert.
Grote kritisiert: "Offenbar hat die BSU jede Fähigkeit verloren, Bauprojekte dieser Größenordnung zu planen und zu kalkulieren. Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Kalkulation von Anfang an keinen Bezug zur Realität hatte." Für wenig realistisch hält Grote auch den von der Finanzbehörde angegebenen Zeitplan.
So soll sich nach der Bekanntgabe des Wettbewerbsgewinners am 15. September zunächst die Bürgerschaft mit den Plänen befassen. Danach werden Architekten und Fachingenieure beauftragt, die den Bauantrag erstellen. Dieser soll im August 2010 vorliegen und eingereicht werden. Die Finanzbehörde rechnet mit einer Bearbeitungszeit von drei Monaten. Eine erste Teilbaugenehmigung soll im November 2010 vorliegen, die endgültige Baugenehmigung im März 2011. Parallel dazu werden die Bauleistungen ausgeschrieben und vergeben sowie die Baugrube an der Neuenfelder Straße ausgehoben. Der Rohbau soll im März 2011 starten, das Richtfest ist für Herbst 2012 geplant. Dann soll auch der Innenbau beginnen. Geplante Fertigstellung des Baus ist im März 2013. Im März/April 2013, pünktlich zum Start der Internationalen Bauausstellung (IBA) will die BSU umziehen.
Zum Zeitplan sagte Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker: "Wir werden nicht trödeln und haben deshalb keine Zweifel, das Projekt termingerecht umsetzen zu können." Kein IBA-Besucher solle von Umzugswagen gestört werden, so die Prämisse.