Nur 12.281 Läufer waren bei schwül-warmem Wetter an den Start gegangen, 16.466 hatten gemeldet. Erstmals siegten zwei Äthiopier.

Hamburg. Hamburger Hitzeschlacht gewonnen und für ein Novum gesorgt: Der erste äthiopische Doppelsieg hat die 26. Auflage des Hamburg-Marathons geprägt. Bei hochsommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad setzte sich bei den Männern Shentema Gudisa in 2:11:03 Stunden durch. Bei den Frauen feierte die erst 19 Jahre alte Fatuma Dergo ein siegreiches Marathon-Debüt und zerriss nach 2:28:30 Minuten als Erste das Zielband.

Die beiden Sieger setzten sich schon deutlich vor dem Ziel von ihren Konkurrenten ab und ließen es nicht auf einen Endspurt ankommen. Hinter Gudisa gingen die Plätze zwei und drei an die beiden Kenianer Kipkembol Kipsang (2:11:18) und Johnstone Maiyo (2:11:27). Rang zwei bei den Frauen belegte Halima Beriso aus Äthiopien (2:32:42), die Kenianerin Joyce Kandie (2:33:05) wurde Dritte.

Bei den in den Hamburg-Marathon integrierten deutschen Meisterschaften setzte sich bei den Männern Stefan Koch durch. Schon bei der Hälfte der Strecke hatte der 33-Jährige aus Braunschweig die nationale Konkurrenz hinter sich gelassen und siegte in 2:20:39 Stunden vor Manuel Neuer aus Wattenscheid und dem Erfurter Christian Seiler. Im Gesamtergebnis kam er auf den achten Platz. In der schwächer besetzten Frauen-Konkurrenz holte sich Steffi Volke aus Regensburg (2:51:18) den Titel.

Dabei hatte Koch, der nach 2009 seinen zweiten nationalen Titel holte, zwei Kilometer vor dem Ziel bange Minuten zu überstehen. Schmerzhafte Seitenstiche behinderten ihn, die hohen Temperaturen forderten ihren Tribut. "Aber Stefan hat bei knallharten Bedingungen gut gekämpft“, sagte Bundestrainer Tono Kirschbaum. Koch dachte phasenweise sogar ans Aufhören: "Ich weiß nicht, wie ich es ins Ziel geschafft habe.“

Das Wetter machte nicht nur den Profis zu schaffen. "In Hamburg herrscht immer eine tolle Atmosphäre, die Zuschauer gehen mit: Flache Strecke, wunderschöne Stadt – das ist schon klasse hier“, lobte Kirschbaum, "aber diese Bedingungen sind knallhart, es ist sehr schwül“. So quälte sich Koch, der ein einsames Rennen lief, die letzten Kilometer und wurde von Seitenstichen geplagt. "Sein Laufstil wirkt sehr schwerfällig, aber das ist bei ihm immer so“, sagte Kirschbaum. "Bei Kilometer 40 ging gar nichts mehr, meine Beine wollten nicht mehr. Ich weiß nicht, wie ich es ins Ziel geschafft habe. Die zwei Kilometer waren eine Qual“, erzählte der 26-Jährige, der zwischendurch sogar gehen musste

Die deutsche Meisterin Volke profitierte vom Verzicht der Favoritin Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar), die ihre Teilnahme aufgrund eines drohenden Ermüdungsbruchs abgesagt hatte. "Ab Kilometer 31 ist es schwer geworden, die Oberschenkel wurden hart“, sagte Volke, die nach vielen Verletzungen zufrieden über den Titel war.

Keine Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hatte Wilfred Kigen. Der Vorjahressieger aus Kenia musste nach 25 Kilometern den Kontakt zur Spitze abreißen lassen und spielte im Kampf um die Siegprämie in Höhe von 20.000 Euro keine Rolle mehr.

Noch früher aus der Spitzengruppe ausgeschieden war Kigens Landsmann Rodgers Rop. Der 35-Jährige, Hamburg-Sieger des Jahres 2007, scheiterte damit bei seinem Comeback-Versuch. Rop, der 2002 die Marathons in Boston und New York gewonnen hatte, war wegen Alkoholproblemen in den vergangenen Jahren nur noch sporadisch bei größeren Wettkämpfen an den Start gegangen.

Die erste halbe Stunde des Rennens, das Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz um punkt 9 Uhr traditionell mit einer Glocke "angeglast“ hatte, wurde von Daabayaa Badhaso dominiert. Der für Norwegen startende Äthiopier startete bei seinem Marathon-Debüt einen knapp zehn Kilometer langen Sololauf, ehe der 27-Jährige von einer Verfolgergruppe eingeholt wurde.

Insgesamt gingen 12.281 Läufer an den Start, 16.466 hatte sich ursprünglich angemeldet. Wegen der Sommerwetters säumten nach Polizeiangaben 770.000 Schaulustige die Strecke quer durch die Hansestadt. Die 27. Auflage des Hamburg-Marathons findet am 29. April 2012 statt.

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Die Ergebnisse:

Männer: 1. Shentema Gudisa (Äthiopien) 2:11:03 Std.; 2. Kipkemboi Kipsang (Kenia) 2:11:18; 3. Johnstone Kibet Maiyo (Kenia) 2:11:27; 4. Bellor Yator Miningwo (Katar) 2:11:30; 5. Solomon Tsige (Äthiopien) 2:15:37; 6. Nicholas Kiprono (Uganda) 2:15:58; 7. Ezekiel Kimutai (Kenia) 2:17:52; 8. Stefan Koch (Braunschweig) 2:20:39; 9. Dabaya Badhaso (Norwegen) 2:21:50; 10. Sylta Öystein (Norwegen) 2:22:14; 11. Manuel Meyer (Wattenscheid) 2:23:50; 12. Florian Neuschwander (Trier) 2:24:11; 13. Holger Freudenberger (Heilbronn) 2:26:06; 14. Andreas Sterzinger (Dortmund) 2:26:49; 15. Christian Seiler (Gotha) 2:27:38

Frauen: 1. Fatuma Sado Dergo (Äthiopien) 2:28:30 Std.; 2. Halima Hassen Beriso (Äthiopien) 2:32:42; 3. Joyce Kandie (Kenia) 2:33:05; 4. Elena Espeso (Spanien) 2:36:46; 5. Irina Sergejewa (Russland) 2:38:09; 6. Rose Kosgei (Kenia) 2:39:40; 7. Ayelu Lemma Geda (Äthiopien) 2:39:42; 8. Kjersti Karoline Danielsen (Norwegen) 2:40:31; 9. Eleni Gebremedhin (Äthiopien) 2:42:53; 10. Hellen Jepkorir Kimutai (Kenia) 2:48:08; 11. Steffi Volke (Regensburg) 2:51:18; ...13. Marion Jakobs (Saabrücken) 2:52:27; 14. Fakja Hofmann (Regenburg) 2:53:12; 15. Bianca Meyer (München) 2:53:20; 16. Sandra Boitz (Leipzig) 2:53:52; 17. Mona Stockhecke (Zürich) 2:54:55

Während des Marathons sind zahlreiche Straßen in Hamburg für den Verkehr nicht passierbar. Lesen Sie hier , welche Bereiche wie lange von Sperrungen betroffen sind.

Mit Material von sid und dpa