14. Teil der Gesundheitsserie: Bewegungstherapie Feldenkrais und Rolfing - zwei Bewegungslehren, die auch für innere Ruhe und mehr Stabilität im Leben sorgen.
Das Wort Therapeutin hört Karen Bauer gar nicht gern, weil sie keine ist. Die 47 Jahre alte Gymnasiallehrerin für Englisch und Philosophie unterrichtet nur - auch in ihrer Freizeit - und ihr drittes Fach heißt "Feldenkrais-Methode". Diese Bewegungslehre, die nach ihrem Erfinder Moshe Feldenkrais, einem israelischen Physiker, benannt ist und mehr ist als bloß Gymnastik.
Bei der "Feldenkrais-Methode" handelt es sich nämlich nicht um Körperübungen im herkömmlichen Sinn, sondern um genaue Bewegungsanleitungen, die zum Ausprobieren und zum Lernen einladen. Das Ziel ist es, die Elemente Bewegung, Sinnesempfindung, Gefühl und Denken über das Element Bewegung zu verändern und zu entwickeln. "Wir lernen schließlich ein Leben lang", sagt Karen Bauer, während sie im Gymnastikraum der Eimsbütteler Feldenkrais-Praxis im Eppendorfer Weg ein paar Matten auf dem Boden ausbreitet, "warum also nicht auch über Bewegung?" Deshalb sei die "Feldenkrais-Methode" auch keine Krankengymnastik, die auf die Heilung physischer Defizite abziele. Sondern viel eher was um "Hinspüren".
"Anders ausgedrückt", erläutert die Feldenkrais-Lehrerin, "kann jeder Mensch, gleich welchen Geschlechts, in jedem Alter davon profitieren: Die Methode trägt zur Entspannung bei, kann die Körperhaltung und die Konzentration verbessern."
Dann sitzen die Buchhändlerin Ulrike Schäfer, die Schauspielerin Karla Karcher und die Sportstudentin Steffi Weber in bequemer Gymnastikkleidung auf den Übungsmatten. Drei Frauen, die drei unterschiedlichen Generationen angehören und dennoch problemlos dieselben Übungen absolvieren können, die Karen Bauer ansagt. Bis sie so weit war, hat sie vier Jahre lang die Ferien ausfallen lassen und rund 15 000 Euro bezahlen müssen - die "Feldenkrais-Methode" ist offenbar nicht "mal so eben" erlernbar.
Die meisten der Bewegungen und Bewegungsabläufe - es gibt etwa 1000 verschiedene Figuren - werden langsam, bedächtig und sehr konzentriert ausgeführt, ihnen haftet etwas Meditatives an. Die 63 Jahre alte Ulrike sagt: "Durch die 'Feldenkrais-Methode' habe ich über die Bewegung eine Orientierungsmöglichkeit für mich gefunden. Das Leben geht zwar immer noch auf und ab, aber ich komme einfach besser mit ihm zurecht."
Die 34 Jahre alte Karla Karcher will "intensive Bewegungserfahrungen" machen; sie will herausfinden, warum sie Dinge macht, vor allem aber, warum sie Dinge - wie etwa das Aufstehen oder Bücken - jahrelang falsch gemacht hat und wie man solche häufig jahrelangen Bewegungsmuster durch die "Feldenkrais-Methode" korrigieren kann.
Steffi Weber dagegen findet das Tempo der Übungen zwar ein wenig "langweilig", aber "wenn ich durch Trainingsüberlastung ein Aua habe, dann tut mir die Entspannung einfach gut", sagt sie. So individuell wie die Menschen sind auch die positiven Effekte für den Einzelnen, der die "Feldenkrais-Methode" für sich entdeckt hat: "Seitdem ich dabei bin", sagt Karen Bauer, "habe ich zwar noch immer Migräneattacken, aber sie lassen sich jetzt gut aushalten." Von schädlichen Nebenwirkungen habe sie noch nie etwas gehört. Die sind auch nicht beim "Rolfing" zu erwarten, einer in den 1950er-Jahren von der amerikanischen Biochemikerin Ida Rolf entwickelten manuellen Therapie. Das "Rolfing" fußt - ähnlich der "Feldenkrais-Methode" - auf der Theorie, dass fehlerhafte Körperhaltungen Ursache vieler Erkrankungen seien, da der Körper für das Ausbalancieren zu viel Energie benötigt, die ihm dann für die Abwehr von Krankheiten fehlt. "Rolfing bringt den Menschen wieder ins Lot", sagt Claudia Kroczek, die als zertifizierte Rolferin in Hamburg arbeitet. "Er soll durch eine normalisierte Körperstatik müheloser aufrecht stehen, sich anmutiger bewegen und freier atmen können." Bei dieser Art Bewegungsschule lernen die Klienten, belastende Bewegungsmuster abzulegen und durch ökonomische und schonende zu ersetzen.
"Rolfer arbeiten in der Regel mit einer Serie von zehn Sitzungen, die thematisch aufeinander abgestimmt sind. Neben dem Erlernen von Bewegungsabläufen beinhalten sie auch massageähnliche Behandlungen, um verhärtetes Gewebe geschmeidig zu machen", erklärt Claudia Kroczek.
Um die Erfolge der Sitzungen zu dokumentieren, macht sie zu verschiedenen Zeitpunkten Fotos von ihren Klienten. "Es ist offensichtlich, dass sich im Laufe der Zeit bei allen die Körperhaltung verbessert", sagt die Rolferin. Sie seien "austariert" - und hätten nachhaltig ein besseres Körpergefühl.
Ende der Serie