Winsen. Zwölfjähriger von Blau-Weiss Buchholz ist bester Landkreis-Teilnehmer bei Deutschen U13-Meisterschaften. Viel Lob für Ausrichter TSV Winsen.
Manch ein Sportler wäre in dieser Situation nicht ansprechbar, Emil Preuß schon. Entspannt sitzt der Nachwuchsfechter von Blau-Weiss Buchholz auf der untersten Tribünenstufe in der Winarena und beantwortet meine Fragen. Dabei befindet er sich bei seinem bisher wichtigsten Wettkampf gerade in der Zwischenrunde.
Das erste Gefecht hat der Zwölfjährige nach 2:4-Rückstand noch 5:4 gewonnen, in Kürze wartet der zweite von fünf Gegnern. Wir sind bei den Deutschen Meisterschaften der Altersklasse U13 im Florett-Fechten, ausgerichtet vom TSV Winsen. Emil Preuß ist einer von drei Teilnehmern aus dem Landkreis Harburg, alle Mitglied bei Blau-Weiss Buchholz. Die auf Warteliste geführten Tom Fiete Hermes (TSV Winsen) und Alexander Beger (TSV Buchholz 08) durften letztlich nicht nachrücken.
„Eine Fechtszene in einem James-Bond-Film hat mich auch inspiriert“
„Ich möchte besser abschneiden als bei meiner ersten Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr, da bin ich 56. geworden“, erzählt Emil Preuß, der sich seit dreieinhalb Jahren mit Fechten beschäftigt. Vorher habe er viele andere Sportarten ausprobiert, was wirklich Passendes sei aber nicht dabei gewesen. „Dann hat mein Vater den Sohn von unserem Trainer Memo bei Obi getroffen und mir vorgeschlagen, es mal mit Fechten zu probieren“, erzählt Emil, der heutzutage bis zu dreimal pro Woche trainiert. „Fechten ist eine elegante Sportart. Es gibt Einzel und Mannschaft, das ist ja das Coole, und eine Fechtszene in einem James-Bond-Film hat mich auch inspiriert“, beschreibt er den Reiz.
In der 75 Meter lange Winarena sind insgesamt 19 Fechtbahnen aufgebaut, bei jeweils 70 Mädchen und Jungen und vielen Trainern, Betreuern und Familienmitgliedern sind die Temperaturen hoch. Dazu kommt die dichte Schutzkleidung der Fechter, die unser Gesprächspartner in den Pausen nur wenig öffnet. In der Vorrunde hat Emil Preuß bereits sechs Gefechte absolviert (3:3), in der Zwischenrunde, die er mit einer Bilanz von 4:1-Siegen abschließt, nochmal fünf. „Die Wärme stört mich nicht. Sie ist gut für die Beweglichkeit, man muss aber viel trinken“, erzählt der Sechstklässler des Gymnasiums am Kattenberge – Lieblingsfach natürlich Sport!
Fairer Verlierer: „Er war einfach besser als ich und hatte mehr Erfahrung“
Von ursprünglich 70 Teilnehmern kommen 54 in die Zwischenrunde, die besten 40 erreichen die Direktausscheidung. Die per Indexverfahren ermittelte Tagesrangliste weist Preuß auf Rang 23 aus, damit steht er direkt in der Runde der letzten 32.
Sein Gegner, mit Emil Hilcken aus Würzburg ein Vornamensvetter, geht als Zehntplatzierter in das Duell – und bestätigt die Favoritenstellung mit einem 10:5-Sieg über den jungen Buchholzer. „Schade, da kann man nichts machen. Er war einfach besser als ich und hatte mehr Erfahrung“, sagt Emil Preuß, der in der Endabrechnung (25. Platz) bester Kreis-Teilnehmer ist. Lob vom Blau-Weiss-Trainerduo Kira Kaufmann und Max Spöthe gab es obendrauf: „Das ist ein richtig gutes Ergebnis für eine deutsche Meisterschaft. Emil hat nicht nur den Platz verbessert, sondern sich im vergangenen Jahr auch fechterisch gut entwickelt.“
Konditionstraining: Laura Reinhardt radelt von Dierstorf zur Schule nach Buchholz
Das Gleiche gilt für Laura Reinhardt, die mit dem Einzug in die Zwischenrunde das selbst gesteckte DM-Ziel erreichte. Dort schaffte die 13-Jährige einen weiteren Sieg, ihren insgesamt dritten, und verpasste lediglich um drei Ränge den Einzug in die Direktausscheidung der besten 40 Fechterinnen. Um Kondition aufzubauen, war sie im Vorfeld regelmäßig die zehn Kilometer von ihrem Wohnort Dierstorf bei Hollenstedt zum Gymnasium am Kattenberge in Buchholz geradelt. Auch Thore Siemers (BW Buchholz) erreichte die Zwischenrunde und belegte in der Gesamtwertung den 53. Platz.
Am zweiten Wettkampftag kämpften Auswahlmannschaften der Bundesländer noch um die Team-Titel. Niedersachsens Mädchen mit Laura Reinhardt wurden Zwölfte, die Jungen mit Emil Preuß und Thore Siemers landeten auf Rang 14. Zu den Klängen der Nationalhymne wurden beide Teams aus Sachsen zu Deutschen Meistern gekürt.
Voraussichtlich auch kommendes Jahr gibt’s eine Fecht-DM beim TSV Winsen
Auch wenn sich Hauptorganisator Stephan Brüning gelegentlich etwas mehr Unterstützung gewünscht hätte, gab es wieder jede Menge Lob für das Orgateam des TSV Winsen, das nach der U17 2022 zum zweiten Mal eine Fecht-DM ausrichtete. „Die U13 ist immer eine besondere Herausforderung, weil es für viele Teilnehmer die erste Deutsche Meisterschaft ist. Die Abläufe waren gut organisiert, es hat alles hervorragend geklappt“, sagte Susanne Brambora-Schulz. Die Wettkampfmanagerin des Deutschen Fechter-Bundes stellte die Durchführung aller Gefechte in einer Halle und die kurzen Wege heraus.
Der TSV Winsen habe sich für die Durchführung weiterer Titelkämpfe empfohlen. „Wir sind dazu bereit und haben unseren Hut in den Ring geworfen“, so Stephan Brüning. In Frage kommen noch einmal die Altersklasse U13 oder aber die U20. Eine Entscheidung, auch über den Termin 2024, soll bis zum Ende der Sommerferien fallen, wenn der internationale und nationale Fechtkalender für die Saison 2023/2024 feststehen.