Harburg. Judokämpferin Linda Jean Geerdts kehrt mit einer Teammedaille von der EM aus Estland zurück. Wie es in der Einzelkonkurrenz lief.
Als erfolgreiche Judokämpferin ist Linda Jean Geerdts seit Jahren bekannt. Das Mitglied des Kampfsportclubs (KSC) Bushido Hamburg nahm an deutschen Jugendmeisterschaften teil oder stellte sich – vor allem bei Turnieren in Dänemark – internationaler Konkurrenz. Nun aber probierte sich die 15-Jährige in einer gänzlich anderen, wenn auch dem Judo verwandten Sportart aus. Linda Jean Geerdts nahm an den Sumo-Europameisterschaften in Estland teil, gemeinsam mit 300 weiteren Sumotoris.
Heisenberg-Gymnasium stellt seine Schülerin für die EM frei
Normalerweise wäre es ein ganz normaler Schultag für die Schülerin des Heisenberg-Gymnasiums: an diesem Donnerstag ist aber alles anders. Weil sie mit der EM-Nominierung durch Bundestrainerin Sandra Köppen-Zuckschwerdt im Sekretariat vorstellig geworden war, gab es eine Freistellung – und das Abenteuer konnte um 4 Uhr in der Nacht beginnen.
Mit dabei hatte die junge Sportlerin ihre Wettkampfkleidung sowie Mutter Bianca Geerdts, gleichzeitig ihre Vereinstrainerin beim KSC Bushido. Per Flugzeug ging es über München und die estnische Hauptstadt Tallin direkt weiter zum Wettkampfort der Sumo-Europameisterschaften. Ravere liegt etwa eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt.
Kadetten der Altersklassen U14, U16 und U18 kämpfen um Titel
Der Transfer passte perfekt, so dass Linda Jean Geerdts am ersten gemeinsamen Training mit der Nationalmannschaft teilnehmen konnte. In Estland kämpften die sogenannten Kadetten der Altersklassen U14, U16 und U18 um die kontinentalen Titel. Den Anfang machten die Jüngsten, so dass sich die Harburgerin – selbst in der U16-Kategorie aktiv – ohne eigenen Wettkampfstress an die Atmosphäre in der Halle gewöhnen konnte. Begleitet wurde die Nationalmannschaft die gesamte Turnierwoche über von einem Kamerateam aus Deutschland, das besonders die Tochter der Bundestrainerin im Fokus hatte.
Marie-Luis Zuckschwerdt wurde völlig verdient Einzel-Europameisterin. Linda Jean Geerdts aus Eißendorf trat in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm an und kämpfte sich bis auf den fünften Platz nach vorn. „Sie war noch sichtlicht nervös von dieser Kulisse“, sagt Bianca Geerdts. Auch der deutschen Mannschaft in der U16-Jugend gelang es nicht, eine Medaille bei den Europameisterschaften zu ergattern. Das Team schrammte knapp an Bronze vorbei und belegte Rang fünf.
Geerdts benötigt einen Wettkampf, um Nervosität abzuschütteln
Besser sollte es für Deutschlands Sportlerinnen in den U18-Entscheidungen am letzten Wettkampftag laufen. Bundestrainerin Sandra Köppen-Zuckschwerdt vertraute auch hier auf die Fähigkeiten und Kampfkraft der eigentlich noch zu jungen Linda Jean Geerdts. Die hatte ihre Nervosität vom ersten Auftritt abgeschüttelt, präsentierte sich deutlich selbstbewusster und wusste die Bundestrainerin mit sehenswerten Würfen zu überzeugen.
„Natürlich schöpfte Linda voll aus ihrem Können im Judo. Im entscheidenden Kampf um Bronze trat sie vor einer gelungenen Wurftechnik leider mit einem Fuß aus dem Ring“, sagte Trainerin Bianca Geerdts. So ging die Bronzemedaille denkbar knapp an ihre Kontrahentin aus Estland. Linda Jean Geerdts wurde wie bereits in der U16-Jugend erneut Fünfte.
Nach zwei Siegen unterliegt das U18-Team im Finale der Ukraine
Der krönende Abschluss sollte aber noch folgen. Nach den Einzelentscheidungen gab es auch in der U18 einen Mannschaftswettbewerb. Linda Jean Geerdts gehört zu diesem deutschen U18-Sumo-Team. Aufgrund der Erfolge gegen Polen und Estland schaffte Deutschland den Einzug in das Finale um den Europameisterschaftstitel. Dort stand man der Ukraine gegenüber und musste sich geschlagen geben. Bronze gewannen schließlich die estnischen Lokalmatadorinnen.
„Die Freude über die gewonnene Silbermedaille war riesengroß. Ein unbeschreibliches Wochenende bleibt mit vielen, tollen Gefühlen und Eindrücken“, sagte Lindas Mutter und Trainerin, der die Begeisterung anzumerken war.