Hausbruch. Trainer David Aslan über den schwierigen Start und aktuellen Erfolg der Bezirksliga-Fußballer der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft.
Manchmal erzählt der Fußball tolle Geschichten. Es geht um Siege und Niederlagen, um Teamgeist, Träume und den Mut, nicht aufzugeben. All das steckt auch in der Geschichte von David Aslan und der ersten Herrenmannschaft der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT). Lässt man die ausgefallene Corona-Saison 2020/2021 außen vor, spielen die HNT-Herren schon die zweite Spielzeit wie im Rausch.
In der Spielzeit 2019/2020 blieb das Team in der Kreisliga ohne Niederlage und stieg in die Bezirksliga auf. Dort steht nach einer starken Hinserie ebenfalls die Null: acht Siege aus acht Spielen und 34:5 Tore. Damit ist der Aufstieg in die Landesliga in Sichtweite. Ein Traum, der für David Aslan und sein Team schon fast ausgeträumt schien.
Freunde gründeten im Frühjahr 2018 eine Fußballmannschaft
„Im Frühjahr 2018 hatten Morris Avsar, einige andere Freunde und ich die Idee, eine Fußballmannschaft zu gründen“, erzählt Aslan, der zusammen mit Avsar das Trainerduo der HNT-Herren bildet. „Wir haben vorher sehr erfolgreich Futsal zusammen gespielt und dann entschieden, bei der HNT wegen eines neuen Fußballteams anzufragen. Dort fand man die Idee gut und hat uns bei diesem Projekt voll unterstützt.“
Das sportliche Ziel von Trainern und Spielern sei von Anfang an die Landesliga gewesen, berichtet Aslan. Los ging es in der Kreisliga. „Die damalige erste Mannschaft der HNT hat uns freundlicherweise ihren Platz überlassen“, so Aslan. „Das ist nicht selbstverständlich. Dafür sind wir heute noch dankbar. Es steckte aber auch damals schon viel Potenzial in unserer Mannschaft.“
Vom Ex-Oberligakicker bis zum Freizeitkicker sind alle Typen dabei
Die besteht ausschließlich aus Fußballern umliegender Stadtteile. Fast alle kennen sich seit langem, einige sogar aus gemeinsamen Zeiten in der Sandkiste. Vom ehemaligen Oberligakicker bis zum Freizeitkicker, der vorher nie einer Elf-gegen-elf-Konstellation auf dem Platz stand, ist jeder Typ Fußballer vertreten.
Unter diesen Voraussetzungen ging die Mannschaft 2018/2019 in ihre Premierensaison. Eine Saison, die David Aslan am liebsten ungeschehen machen würde. Statt das Projekt „Erste Herren“ ins Laufen zu bringen, fuhr man es eigenhändig fast an die Wand. Es wurde ein Jahr zum Vergessen, mit vielen Schwierigkeiten und schlechter Disziplin. Die Mannschaft hatte Probleme, sich auf dem Platz zurechtzufinden.
Unrühmlicher Tiefpunkt: Nach einem Spielabbruch sperrte der Hamburger Fußball-Verband (HFV) David Aslan wegen unsportlichen Verhaltens für zwei Jahre, der HNT wurden Punkte abgezogen. Aslan durfte von diesem Moment an zwei Jahre lang keinen Fußballplatz mehr betreten, auch das Training durfte er nicht leiten.
Verband sperrte den Trainer für zwei Jahre, Verein hielt an ihm fest
„Mir tut das bis heute unglaublich leid. Das hätte nicht passieren dürfen“, sagt Aslan, den die Kollegen bei der HNT sonst eher als ruhigen und freundlichen Typen kennen. Die Turnerschaft hielt trotz des Vorfalls und der problematischen ersten Saison an dem 30-Jährigen fest. Mehr sogar: Aslan begann im Sommer 2020 eine Ausbildung zum Sportfachmann, die er voraussichtlich im Sommer 2022 abschließen wird.
„David hat einen ganz feinen Charakter und ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Teamplayer“, erzählt HNT-Geschäftsführer Klaus Jakobs. „Es war mehr als richtig, an ihm festzuhalten und ihm eine zweite Chance zu geben.“
Aufstieg in die Bezirksliga 2020 nach einer fast perfekten Saison
Die Fußballherren der HNT gingen unterdessen ohne ihren gesperrten Trainer in die zweite Kreisligasaison – und das Team hatte aus den Fehlern gelernt. Statt durch fehlende Disziplin fiel die HNT-Auswahl nun durch eine beeindruckende Siegesserie auf. Als Corona die Spielzeit im Frühjahr 2020 abrupt stoppte, standen für die HNT 19 Siege, drei Unentschieden und keine Niederlage zu Buche. Zusätzlich zum Aufstieg in die Bezirksliga gewann das Team den Fairness-Pokal, stellte mit Zana Demir (32 Tore) den Torschützenkönig, und Morris Avsar stand zur Wahl als Hamburgs Trainer des Jahres.
„Das war schon ein tolles Jahr“, erinnert sich Aslan. „Es sind zu Saisonbeginn noch einige Neuzugänge dazugekommen, die ebenfalls gute Freunde der anderen Spieler sind. Von dem Moment an hatten die Trainer das Gefühl, dass sich ein nahezu perfektes Team zusammengefunden hat.“ Und das macht in der Bezirksliga da weiter, wo es in der Kreisliga aufgehört hat.
Der Traum vom Aufstieg in die Landesliga rückt näher
Damit rückt auch das Ziel, das sich die Mannschaft vor dreieinhalb Jahren gesetzt hatte, näher. Es fehlt nicht mehr viel und der Aufstieg in die Landesliga winkt. Auch in der Fairness-Tabelle spielt das Team um Morris Avsar und David Aslan, dessen Sperre seit September 2021 aufgehoben ist, um den ersten Platz mit.
„Die Mannschaft hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren hervorragend entwickelt, sowohl auf als auch neben dem Platz“, sagt Aslan. „Dafür ernten wir von vielen Seiten innerhalb und außerhalb des Vereins Lob und wecken Interesse. Die mittlerweile ausschließlich positiven Schlagzeilen lassen einen kaum glauben, dass es vor gar nicht so langer Zeit noch ganz anders ausgesehen hat.“