Jesteburg. Neustart für die Regionalliga-Fußballerinnen des VfL Jesteburg und Trainer Marcel Hagemann.

Mit drei zentralen Zielen und einem neuen Trainer waren die Fußballerinnen des VfL Jesteburg im Sommer vergangenen Jahres angetreten: sie wollten möglichst wenig mit den Abstiegsplätzen in der Regionalliga Nord zu tun haben, wollten junge Spielerinnen integrieren und schließlich die Spielidee von Trainer Marcel Hagemann festigen. Von all dem ist wenig bis gar nichts geblieben beziehungsweise umgesetzt worden. Immerhin konnte die höchstklassige Frauenmannschaft des Kreises Harburg von Ende August bis Oktober drei Pokal- und vier Punktspiele absolvieren. Dabei gelangen zwei Siege. Dann machte sich die zweite Coronawelle in Deutschland breit, der Spielbetrieb wurde Ende Oktober unterbrochen.

Onlinetraining, Laufeinheiten und Fitnesstrainerin

An ein gemeinsames Mannschaftstraining, in normalen Zeiten dreimal wöchentlich auf der Sportanlage Am alten Moor, war nicht zu denken. Im November und Dezember trafen sich die Spielerinnen zum Online-Training. Von Januar an wurde der Umfang auf zwei Einheiten ausgeweitet. „Dazu kamen Laufeinheiten mit kleinen Aufgaben, um das Training abwechslungsreicher zu gestalten“, berichtet Coach Hagemann. Seit Februar arbeitet der VfL Jesteburg zusätzlich mit Fitnesstrainerin Anita Ohlhorst aus Borstel zusammen.

Über allem schwebte die Frage, ob und gegebenenfalls wann die Saison 2020/2021 wieder aufgenommen werden könne. Einen Level an grundlegender Fitness galt es zu erhalten, um bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs das Verletzungsrisiko gering zu halten. „Zwei Wochen Vorbereitung wären zu wenig gewesen. Ich hätte für mindestens drei, eher sogar vier Wochen plädiert“, sagte Marcel Hagemann.

Klares Votum der Vereine gegen Fortsetzung der Saison

Der 29 Jahre alte Marcel Hagemann trainiert seit Sommer 2020 die Regionalliga-Fußballerinnen des VfL Jesteburg.
Der 29 Jahre alte Marcel Hagemann trainiert seit Sommer 2020 die Regionalliga-Fußballerinnen des VfL Jesteburg. © HA | Markus Steinbrück

Zum Glück für alle Beteiligten hat die Hängepartie, hat der ständige Stand-by-Modus ein Ende gefunden. Ende April entschied das Präsidium des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV), die Spielzeit in allen sechs Regionalligen (Männer, Frauen, Junioren) durch Annullierung endgültig zu beenden. „Vorher gab es eine Vereinsumfrage. 14 von 15 Vereinen der Frauen-Regionalliga waren der Meinung, dass es keinen Sinn macht. Wir auch. Dazu waren die Voraussetzungen in Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen viel zu unterschiedlich“, sagte Marcel Hagemann.

In der NFV-Pressemitteilung liest sich das so: „Wir sind nach Abwägung aller zur Diskussion stehenden Möglichkeiten, der rechtlichen Grundlagen und unter Berücksichtigung der einheitlichen Meinungsbilder zu dem Entschluss gekommen, in allen Regionalligen Nord auf Auf- und Absteiger aus und in die höchsten Landesverbandsspielklassen zu verzichten“, so Präsident Günter Distelrath. Ein Aufsteiger von der Regionalliga in die 2. Bundesliga soll demgegenüber sehr wohl ermittelt werden. Mit dem Hamburger SV, Holstein Kiel, SV Henstedt-Ulzburg und Hannover 96 bekundeten vier Vereine Interesse. Ein Entscheidungsspiel soll nur zwischen Henstedt-Ulzburg und Hannover, den Tabellenführern der zwei Staffeln zum Zeitpunkt des Abbruchs, stattfinden. Der HSV und Kiel überlegten, dagegen vorgehen.

Henstedt-Ulzburg und Hannover 96 kämpfen um Zweitliga-Aufstieg

Und wie geht es für die Fußballerinnen des VfL Jesteburg weiter? Nach den zuletzt geltenden Coronaregeln trainierte ein Teil des Teams alle zwei Wochen auf Rasen in Jesteburg, jeweils zwei Spielerinnen in einem 20 mal 30 Meter großen Areal. Seit Montag ist wieder mehr erlaubt, dichter als auf zwei Meter Abstand dürfen sich die Spielerinnen allerdings immer noch nicht kommen.

Trotz der wenigen Spiele im Herbst 2020 nimmt Trainer Marcel Hagemann, der sein Engagement in Jesteburg fortsetzt, einige Erkenntnisse mit. „Taktisch und fußballerisch habe ich erste Impulse geben können. Früchte waren noch keine zu sehen.“ Eine weitere Erkenntnis: „Wir müssen immer Vollgas geben, müssen uns behaupten wollen und dagegen halten, auch wenn es mal nicht so gut läuft.“ Wie es enden kann, wenn die Spielerinnen nur einige Prozent nachlassen, zeigen die deftigen Niederlagen im Pokal in Delmenhorst (1:8) und in der Liga gegen den HSV (1:9).

Neue Fußballsaison beginnt mit Pokalspielen Mitte August

Kadermäßig sehe es für die neue Spielzeit „ganz gut aus“, so Hagemann. Einem potenziellen Angang stehen sechs bis acht interessierte Neuzugänge gegenüber. Allerdings sind in diesen Corona-Zeiten Probetrainings und persönliches Kennenlernen schwierig zu realisieren.

In die Saisonvorbereitung wird der VfL Jesteburg voraussichtlich in der zweiten Juli-Woche einsteigen. Mitte August finden Pokalspiele statt, erste Punktspiele folgen am letzten August-Wochenende. Sollten erneut 15 oder 16 Vereine für die Regionalliga Nord melden, wird das Feld wohl wieder in zwei Staffeln in die Vorrunde starten. Und dann nehmen Jesteburgs Fußballerinnen mit einjähriger Verzögerung ei­nen neuen Anlauf, drei zentrale Ziele zu erreichen.