Buxtehude. Rückraumspielerin des BSV lag bei den Eltern auf dem Sofa, als der Bundestrainer anrief. Inzwischen trainiert sie mit der Mannschaft.

Während ihre Mitspielerinnen beim Buxtehuder SV in der vergangenen Woche entspannen konnten, wurde es für BSV-Rückraumspielerin Annika Lott (20) am Donnerstagabend plötzlich hektisch. Aufgrund der anstehenden Handball-Europameisterschaft (3. bis 20. Dezember) pausiert die Bundesliga in den nächsten Wochen,

BSV-Trainer Dirk Leun gab seinen Spielerinnen eine Woche frei. Annika Lott war wenige Tage zuvor nicht für die EM nominiert worden. Als sich der deutsche 18er-Kader zur Turniervorbereitung in Frankfurt am Main traf, machte sich Annika Lott auf den Weg zu ihren Eltern nach Henstedt-Ulzburg.

Abends schon mit der Mannschaft gegessen

„Ich lag am Donnerstagabend gerade bei meinen Eltern auf dem Sofa. Als ich dann aber den Namen auf meinem Handydisplay gesehen habe, war mir schon klar was passiert“, erinnert sich Lott an den Anruf von Bundestrainer Henk Groener. Kurz zuvor hatte sich Mia Zschocke (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Training am Sprunggelenk verletzt - dann ging alles ganz schnell. „Es hieß dann, dass ich schnellstmöglich nach Frankfurt reisen soll. Unsere Teammanagerin hat sich dann um alles gekümmert, ich bin noch am Donnerstagabend in meine Wohnung nach Buxtehude gefahren und am nächsten Morgen mit einem Mietwagen direkt nach Frankfurt“, berichtet Lott.

Bevor sie zur Mannschaft stoßen konnte, stoppte sie bei einem Corona-Testzentrum am Frankfurter Flughafen. „Danach bin ich direkt in mein Hotelzimmer und habe auf das Testergebnis gewartet. Das war dann um kurz vor sieben da, so dass ich abends schon mit der Mannschaft zusammen essen konnte“, berichtet die 20-Jährige. Annika Lott feierte erst im Oktober ihr Debüt im DHB-Trikot. Die Konkurrenz im linken Rückraum ist beachtlich. Alina Grijseels (Borussia Dortmund), Xenia Smits (SG BBM Bietigheim, Emily Bölk (FTC Budapest/Ungarn), Shenia Minevskaja (SCM Ramnicu Valcea/Rumänien) und die nun verletzte Mia Zschocke (Bayer Leverkusen) wurden von Bundestrainer Groener für den EM-Kader bevorzugt.

In der Bundesliga zuletzt im Formtief

Annika Lott stand mit etlichen anderen Spielerinnen lediglich auf Abruf bereit. „Ich habe vorher nichts aus der Mannschaft gehört. Man rechnet natürlich nicht mehr mit einem Anruf, vor allem wenn der Lehrgang schon angefangen hat. Es ging dann alles sehr schnell, so dass ich schon überrascht war“, sagt Lott.

In der Bundesliga hatte Buxtehudes Rückraumlinke zuletzt mit einem Formtief zu kämpfen. „Ich muss abhaken, dass es zuletzt in der Liga nicht so gut für mich lief. Ich schaue jetzt nach vorne“, sagt sie. In den nächsten Tagen werde es vor allem darum gehen, das Team besser kennen zu lernen. Viele Spielerinnen, die im Ausland tätig sind, konnten bei Annika Lotts DHB-Debüt im Oktober coronabedingt nicht dabei sein. „Obwohl ich das letzte Mal mit dabei war, ist alles noch ziemlich neu. Über meine Rolle habe ich mir auch noch nicht so viele Gedanken gemacht, weil ich noch nicht viel mit der Mannschaft trainiert habe.

Traumziel für die EM ist das Halbfinale

Ich will die Mannschaft aber so gut es geht unterstützen“, erzählt sie. Am morgigen Dienstag fliegt der DHB-Tross nach Dänemark. In der Vorrunde trifft das Team in Kolding auf Rumänien, Norwegen und Polen. „Wenn wir die Vorrunde gut abschließen, hoffen wir natürlich, dass es dann nach der Hauptrunde auch noch weiter geht. Ob das Halbfinale am Ende möglich ist, wird man wohl erst im Laufe des Turniers sehen können“, sagt Lott.

Bis zum Turnierauftakt am Donnerstag muss das DHB-Trainerteam den Kader nochmals auf 16 Spielerinnen reduzieren, so dass der EM-Traum für zwei Spielerinnen kurzfristig platzen wird. Zurzeit befinden sich noch drei Torhüterinnen im Aufgebot – der Bundestrainer dürfte damit voraussichtlich eine Torhüterin und eine Feldspielerin nach Hause schicken. Annika Lott hofft, dass sie bleiben darf.