Dohren. Caleb Fenimore tritt eine Stelle als Assistant-Coach beim US-Collegeteam in Wabash an. Ein Karrieresprung für den 29-Jährigen.
Wir sind alle sehr traurig und bedauern seine Entscheidung. Wir werden ihn sehr vermissen.“ Kirsten Dallmann bringt zum Ausdruck, was so viele Menschen in Dohren empfinden. Denn mit Caleb Fenimore macht sich am kommenden Dienstag ein Amerikaner auf den Weg in die Heimat, der ungewöhnlich lange bei den Bundesliga-Baseballern der Dohren Wild Farmers spielte und die vergangenen zwei Jahre auch noch Trainer der Herrenmannschaften war.
Nach insgesamt sechs Jahren kehrt der US-Amerikaner Caleb Fenimore jetzt zurück in den Bundesstaat Indiana, wo er sich seiner weiteren beruflichen Karriere widmen will. Und die hat natürlich auch mit Baseball zu tun, wie fast alles im Leben des 29 Jahre alten Caleb Fenimore. Im nächsten Jahr tritt er eine Stelle als Assistant-Coach beim Collegeteam in Wabash an. „Damit habe ich in Amerika einen Fuß in der Tür und kann mich auf meine berufliche Karriere als Baseballtrainer konzentrieren“, begründet er seine Rückkehr in die Vereinigten Staaten von Amerika. Wo er allerdings erst einmal in die zweite Reihe zurücktreten muss. „In Amerika musst du dir die Berufung zum Headcoach erst erarbeiten“, erklärt Pressesprecherin Kirsten Dallmann, weshalb Caleb in den USA nicht einfach als Cheftrainer weitermachen kann.
Es war Kirsten Dallmanns Mann Johst, heute Sportdirektor der Wild Farmers, der einst Caleb Fenimore eine E-Mail nach Rushville, Indiana, schickte und ihm das Angebot unterbreitete, als Catcher bei den Wild Farmers anzuheuern. Über einen anderen Amerikaner, Evan Porter, der damals in Solingen spielte, hatte Johst Dallmann erfahren, dass es im fernen Amerika einen jungen Mann gibt, der nach vielen Jahren bei den Indiana Bandits in der College Summer League seinen Sport dort nicht länger ausüben kann. „Meine Karriere als Baseballer war mit 23 praktisch zu Ende, ich hatte in Amerika keine sportlichen Optionen mehr“, erzählt Caleb Fenimore freimütig.
Da erreichte ihn die Anfrage, ob er sich vorstellen könne, in Deutschland neue Erfahrungen zu sammeln und neue Herausforderungen anzunehmen – vor allem aber, weiterhin Baseball zu spielen – gerade zur richtigen Zeit. „Im März 2015 bin ich dann in Dohren angekommen und war hier vier Jahre lang der Catcher“, blickt Caleb Fenimore auf seine ersten Jahre auf der Position 1 bei den Dohren Wild Farmers zurück. „Dass es sechs Jahre in Dohren werden würden, hatte ich mir damals nicht vorstellen können“, gibt Caleb Fenimore zu.
Vor zwei Jahren zwangen ihn gesundheitliche Gründe, über ein Ende seiner Spielerkarriere nachzudenken. Caleb Fenimore hatte Probleme mit den Knien und fühlte sich stark eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, Bälle zu fangen. Seitdem fungiert er im Dohrener Bundesligateam aber noch als so genannter Designated Hitter, das ist ein zusätzlicher Spieler im Team, der anstelle des Werfers (Pitcher) als Schlagmann fungiert. Hauptsächlich aber coacht er seitdem die Herrenteams der Wild Farmers als Nachfolger von David Wohlgemuth, der damals mit vier Dohrener Spielern zum Ligarivalen Hamburg Stealers gewechselt war. Die Stimmung bei den Wild Farmers war damals am Boden, doch sportlich hat sich das Team unter ihrem neuen Headcoach Caleb Fenimore schnell vom Schock erholt.
Den Kontakt zu seinen Eltern in Amerika hat Caleb Fenimore während seines Engagements bei den Wild Farmers nie abreißen lassen. Mit seinem Vater, ebenfalls professioneller Baseballtrainer, tauscht aber nicht nur Caleb regelmäßig seine Gedanken aus.
Fenimores Rückennummer 31 wird nicht mehr vergeben
Auch viele seiner Mitspieler und Schützlinge bei den Wild Farmers sind im regen Kontakt mit Vater Fenimore in Indiana, USA. Die Eltern des Amerikaners waren 2016 und 2018 schon zweimal zu Besuch in Dohren und wären auch dieses Jahr wieder gekommen, wenn ihnen nicht die Corona-Pandemie in die Quere gekommen wäre. Nach sechs Jahren in Dohren nimmt Caleb Fenimore, wie er sagte, viele schöne Erinnerungen mit in die Heimat. „Ich hatte viel Spaß auf und neben dem Platz“, sagt er. „Aber ich muss an meine berufliche Zukunft denken. Eine Karriere als Baseballtrainer ist in den USA besser möglich.“
Über die vielen schönen Momente, die nicht unmittelbar mit dem Sport zu tun haben, schweigt sich Caleb Fenimore aus. Aus seinem Stolz darüber, dass die Wild Farmers von 2017 bis 2019 dreimal in Folge in die Playoffs um die deutsche Meisterschaft einziehen konnten und sich unter den besten acht Baseballteams in Deutschland etabliert haben, macht er dagegen keinen Hehl. „Und dieses Jahr hätten wir es auch wieder geschafft, wenn die Saison regulär gespielt worden wäre“, ist sich Caleb Fenimore sicher. In der verkürzten Spielzeit 2019/2020, in der nur die Hinrunde ausgetragen wurde, durften nur vier Mannschaften in den Playoffs um den Titel spielen. Dass er schon bald nach Dohren zurückkehren wird, steht für Caleb Fenimore bereits fest.
Im August 2021 ist eine Stippvisiste geplant, dann will er in Dohren seinen 30. Geburtstag feiern. Ganz traditionell wird er dann wohl auch „fegen“ müssen, wie alle Männer, die mit 30 noch nicht verheiratet sind. Das hat ihm Kirsten Dallmann bereits angedroht. Caleb Fenimore hat damit kein Problem. „Ich liebe die deutschen Traditionen“, sagt er und zeigt sein breitesten Lächeln. Die kennenzulernen hatte er in der kleinen Gemeinde Dohren mit ihren rund 1300 Einwohnern, in der Sitten und Gebräuche noch gepflegt werden, in sechs Jahren reichlich Gelegenheit.
Verein verhandelt mit drei Trainer-Kandidaten
Auch wenn mit Caleb Fenimore eine der tragenden Säulen des Baseballs in Dohren die Gemeinde jetzt verlässt, wird in der Nordheide trotzdem weiter Baseball auf hohem Niveau gespielt werden. Wer Calebs Nachfolger als Headcoach wird, wollte oder konnte Bernd Sievers, Spartenleiter beim SV Dohren, noch nicht verraten, stellte aber klar: „Wir haben wieder für die Erste und Zweite Bundesliga gemeldet und sind in intensiven Gesprächen mit drei Kandidaten.“ Die müssen sich an Caleb Fenimore messen lassen, dessen Trikotnummer bei den Wild Farmers jetzt „retired“ wird, was bedeutet, dass nie wieder ein anderer Dohrener Spieler mit der 31 auf dem Rücken auflaufen wird.
„Vor dem ersten Bundesliga-Heimspiel der neuen Saison werden wir das Banner mit der überdimensional großen Rückennummer 31, mit dem sich die Mannschaft vor dem Heimspiel gegen Bonn auf einem Foto verewigt hat, am Drahtzaun auf unserer Anlage am Kakenstorfer Weg befestigen und damit die Erinnerung an Caleb Fenimore in Dohren aufrecht erhalten“, versprach Kirsten Dallmann. Caleb Fenimore ist der bisher einzige Baseballer, dem in Dohren diese Ehre zuteil wird.