Neugraben/Buchholz. Ausdauerspezialist aus Buchholz gewann die Langstrecke beim Süderelbe-Crosslauf der HNT und ist für die Ironman-WM 2020 qualifiziert.

Man mag es kaum glauben, aber selbst bei einem solch vergleichsweise kleinen Wettkampf gehört die Anspannung für ihn dazu. „Heute morgen habe ich mich ein wenig kränklich gefühlt. Das war bestimmt die Nervosität“, sagte Christian Krug aus Buchholz. Soeben hatte er die Langstrecke beim dritten Süderelbe-Crosslauf der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) gewonnen. Es dauerte zwölf Sekunden, bis der zweitplatzierte Dirk Peters (Hamburger Laufladen) als Nächster das Ziel auf dem Scharpenbargsweg passierte.

Krug blickt auf seine multifunktionelle Uhr am Handgelenk und berichtet, dass er 42:12 Minuten für die 10,8 Kilometer lange Strecke durch die Fischbeker Heide benötigt habe. Wie anstrengend es tatsächlich war, drückt der zweite Wert aus. Sein Herz habe durchschnittlich mit 180 Schlägen pro Minute gepumpt, so Krug weiter. „Mein Maximalwert liegt bei 190. Das zeigt, wie anspruchsvoll die Strecke hier ist. Für norddeutsche Verhältnisse ist es sehr hügelig.“ Zum Vergleich: auf flachem Terrain benötigt Christian Krug für diese Streckenlänge 37 bis 38 Minuten.

Herzfrequenz lag durchschnittlich bei 180 Schlägen pro Minute

Ähnlich stuften die meisten der insgesamt 180 Teilnehmer ihre sonntägliche Beschäftigung als Herausforderung ein. Gut, dass es wenigstens trocken geblieben war. Die etwa dreieinhalb Kilometer lange Runde, die dreimal zu absolvieren war, konnte mit normalen Laufschuhen gut belaufen werden. „Spikes dürfen wir hier nur verwenden, wenn der Boden gefroren ist“, berichtet Mitorganisator Mathias Thiessen von einer Vorgabe der Hamburger Umweltbehörde.

Zurück zu Christian Krug. Er kommt ins Plaudern und erzählt, dass er den HNT-Crosslauf als guten „Leistungstest im Schmerzbereich“ betrachtet habe. Normalerweise sei er nicht nur in einer, sondern in drei Disziplinen am Stück unterwegs. Der 35 Jahre alte Buchholzer ist passionierter Triathlet, startete in der Landesliga für die Vereine Triabolos Hamburg und Blau-Weiss Buchholz. „Mein großes Ziel für dieses Jahr ist der Ironman auf Hawaii“, sagt Krug plötzlich.

Qualifikation geschafft beim halben Ironman in Shanghai

Wie bitte? „Ja, kurz nach der letzten Ironman-WM im Oktober 2019 habe ich mich in China qualifiziert.“ Dafür muss man wissen, dass nach Abschluss der Vorjahresveranstaltung der Qualifikationszeitraum für die nächste Ironman-WM beginnt. Als Altersklassenathlet muss man keine bestimmte Normzeit erfüllen, sondern bei ausgewählten Events einen vorderen Platz in seiner Altersklasse belegen.

Die 126 Läuferinnen und Läufer der Langstrecke auf einer langen Waldgeraden.
Die 126 Läuferinnen und Läufer der Langstrecke auf einer langen Waldgeraden. © HA | Markus Steinbrück

Christian Krug wählte einen anderen Weg. Weil Triathlon in China noch nicht so populär ist, sind die Veranstalter daran interessiert, möglichst viele Athleten aus anderen Nationen in das Reich der Mitte zu locken. Beim Shanghai-Triathlon im Oktober offerierten sie die Möglichkeit, auf der halben Distanz einen Startplatz für die volle Distanz auf Hawaii zu ergattern. Christian Krug startete in Shanghai und benötigte für 1900 Meter Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und den Halbmarathonlauf (21,1 km) in Summe 4:11 Stunden. Er wurde Fünfter der Altersklasse M35, die ersten Drei lösten das Ticket nach Hawaii. Weil jedoch zwei vor ihm Platzierte darauf verzichteten, rückte der Buchholzer nach. Der Traum eines jeder Triathleten wird für ihn Realität.

Keine Vorstellung von der Endzeit – Daylight-Finish wäre schön

Kuriosität am Rande: der WM-Start auf Hawaii wird für Christian Krug wohl der erste Start auf der kompletten Ironmandistanz werden. Auch vor China war er immer auf Unterdistanzen unterwegs gewesen. Eine Vorstellung von seiner möglichen Endzeit hat er nur ganz vage. „Ich möchte einfach durchkommen und vielleicht das Daylight-Finish schaffen.“ Die Sonne auf Big Islands geht etwa elf Stunden nach dem Start unter, die letzten Teilnehmer passieren gewöhnlich deutlich später, nämlich erst gegen Mitternacht, den Zielbogen auf dem Alii Drive in Kona.

„Hawaii ist mein Lebenstraum“, sagt Christian Krug. Verständlich, dass der Angestellte eines E-Commerce-Unternehmens aus Hamburg in den kommenden Monaten alles darauf ausrichten wird. Das ist nicht so einfach. Im November ist Krug zum zweiten Mal Vater geworden. „Ich habe Elternzeit genommen. Und die Großeltern sind eine große Hilfe“, sagt der Mann, der versucht, 15 Stunden pro Woche zu trainieren. Das sei die unterste Grenze dessen, was für die enorme Belastung in der Hitze von Hawaii an Vorbereitung nötig sei. „Eigentlich sollte man 25 Stunden investieren. Ich versuche es auch so zu schaffen.“ An das Ausmaß der Nervosität vor dem Start zum Schwimmen im Pazifik mag er jetzt noch gar nicht denken.

Viele Spitzenläufer setzten lieber auf die Hallensaison

Die Crosslauf-Veranstalter der HNT waren mit der diesjährigen Resonanz „nicht wirklich zufrieden“, so Daniel Neidhold. 180 Teilnehmer sind ein ganzes Stück weniger als die 256 im Vorjahr. Vor allem die Spitzenläufer machten einen Bogen um das Terrain unweit des Opferbergs. Das liegt zum einen daran, dass die Hamburger Crosslauf-Meisterschaften in diesem Jahr nicht bei der HNT, sondern im Rahmen des Bergedorfer Crosslaufs ausgetragen wurden. Zweiter Grund sind die Hallenmeisterschaften.

Die HNT-Hauptorganisatoren Daniel Neidhold (links) und Mathias Thiessen.
Die HNT-Hauptorganisatoren Daniel Neidhold (links) und Mathias Thiessen. © HA | Markus Steinbrück

Viele Läufer gönnten sich eine Woche nach den Landesmeisterschaften in Hamburg und eine Woche vor den norddeutschen Titelkämpfen in Hannover eine Wettkampfpause. Auch die Vorzeigeläufer der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft fehlten: Brhane Gebrebrhan setzte den Schwerpunkt auf die Halle, Hailezgi Meresie kann wegen gesundheitlicher Probleme derzeit überhaupt nicht laufen. So war Marcel Schlag als Siebenter auf der Langstrecke der beste Lokalmatador.

Sieger auf der 5,3 Kilometer langen Mittelstrecke wurde ebenfalls ein klangvoller Name. Jakob Wilkens, der 18:52 Minuten lief, stammt aus Buxtehude und startet für Hamburg Running. Die schnellsten Frauen waren Amelia Sprenger (SC Urania) und Eva Schultz (FC St. Pauli Triathlon).