Hausbruch. Der aus Eritrea stammende Langstreckenspezialist wird souverän Hamburger Crosslauf-Meister. 261 Teilnehmer kämpften um die Titel.
Der Süderelbe-Cross der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) in der Heidelandschaft am Scharpenbargsweg, also auf der anderen Seite des Opferbergs. Nach zwei Jahrzehnten Pause die zweite Auflage. Beim Neustart im vergangenen Jahr hatte die Wintersonne die abwechslungsreiche Landschaft und die Stimmung der Teilnehmer erhellt.
Diesmal ließ der Regen am Tag zuvor Pfützen und Matsch auf den Wegen zurück. Während der Läufe über 5,3 und 10,8 Kilometer hielt er sich aber zurück. Trotz des mäßigen Wetters waren 261 Aktive in die Neugrabener Heide gepilgert. Die Besten aus der Hamburger Läuferszene waren versammelt, denn es wurde um Hamburger Meisterehren gekämpft.
Zwar wollen wir nicht erneut die erfolgreiche Integration durch Sport hervorheben. Aber schon bei der Premiere im vergangenen Jahr war ein schüchterner, schlanker Mann aus einem Dorf in Eritrea der Held des Tages gewesen. Brhane Gebrebrhan, der seinerzeit 22-Jährige mit den langen, schlanken Beinen, hatte auf der 10-Kilometer Strecke dominiert, wie man es nur selten erlebt. Er gewann – damals zum ersten Mal im Trikot der HNT startend – mit mehr als drei Minuten Vorsprung in 38 Minuten und neun Sekunden.
Vorjahressieger Brhane Gebrebrhan wird Sechster auf der Mittelstrecke
Diesmal, bei den ersten Hamburger Crosslauf-Meisterschaften in Hausbruch war es ein Mann mit leicht ergrautem Haar, der die Zuschauer erstaunte und begeisterte. Hailezgi Meresie, 55 Kilogramm leicht und 29 Jahre alt, der auf seinem Fluchtweg aus Eritrea vier Jahre lang unterwegs war, ehe er vor anderthalb Jahren in Hamburg eine Zukunft und bei der HNT ein sportliche Gemeinschaft fand.
Nun war das für den Anerkannten und Bestaunten in der Hamburger Laufszene nicht der erste Hamburger Titel. Über die zehn Kilometer auf der Straße und im Halbmarathonlauf war er im Sommer 2018 schon Hamburger Meister geworden. Auch vor Wochenfrist über 3000 Meter in der Halle war er schnellster Hamburger. Für die Cross-Langstrecke war Titelverteidiger Philipp Sprotte von „Hamburg Running“, dem neuen Verein der Spitzenläufer, vor dem Start noch zuversichtlich: „Natürlich will ich meinen Titel behalten.“
Meresie verweist Titelverteidiger Philipp Sprotte auf den zweiten Platz
Die Strecke war diesmal 10,8 Kilometer und damit 700 Meter länger als im vergangenen Jahr. Nach der ersten von drei Runden führte Hailezgi schon, aber Sprotte hatte ihn noch im Blick. Danach aber sah er ihn erst im Ziel wieder. Hailezgi Meresie gewann in 36 Minuten und 37 Sekunden. Er hatte anderthalb Minuten Vorsprung vor dem zweitplatzierten Philipp Sprotte (38:04 min). Dritter im Ziel in 38:53 Minuten war Jon-Paul Hendriksen (Laufwerk Hamburg), auch ein zäher, dünner Ausdauerfreak, der aus Neuseeland kommt und in Hamburg seit Jahren ganz vorn mitkämpft. Zuletzt hatte er den Winter-Heidelauf in Neu Wulmstorf gewonnen.
„Mein Trainingspensum summiert sich in der Woche auf etwa 100 Kilometer“, erzählte Hendriksen hinterher dem neuen Hamburger Crosslaufmeister beim Fachsimpeln. „Und Du?“, wollte er von Hailezgi Meresie wissen. Der lächelte und schüttelte den Kopf. „Genau weiß ich das nicht. Meist trainiere ich in Bergedorf allein nach der Arbeit. Ich denke, da kommen höchstens 60 Kilometer zusammen“. „Und Krafttraining?“, will der dünne Neuseeländer wissen. Da lacht der Mann aus Eritrea. „Das mache ich bei der Arbeit im Lagerhaus.“
Der überlegene Sieger auf der Langstrecke war auch bei der Premiere im vergangenen Jahr dabei gewesen. Über die Mittelstrecke von 5,1 Kilometern war er Zweiter geworden, nur bezwungen vom Senioren-Europameister der M45, Miguel Molero aus Schleswig.
Die Hamburger Meisterschaften als Lockruf für die Stärksten – das Leistungsniveau war deshalb entschieden höher. Dem musste sich auch Brhane Gebrebrhan, der bejubelte Sieger aus dem vergangenen Jahr, beugen. Er startete diesmal auf der 5,3-Kilometer-Mittelstrecke und war mit seinem sechsten Platz in 18:18 Minuten zufrieden. Meister wurde Tim Hoenig in der Zeit von 17 Minuten und 44 Sekunden. Der Spitzenmann von „Hamburg Running“ musste bis zum letzten Schritt kämpfen. Vereinskollege Max Schröter, der Läufer und Triathlet aus Buxtehude, war als Zweiter nur vier Sekunden langsamer.
„Hamburg Running“ positioniert sich als der erfolgreichste Verein
Auch bei den Damen fiel die Entscheidung sozusagen vereinsintern. Katharina Josenhans siegte in 22:04 Minuten vor ihrer Kollegin Nina Albers von Hamburg Running, die 14 Sekunden langsamer war. Der Meisterin reichte das noch nicht.
Josenhans trat auch auf der 10,8-Kilometer-Langstrecke an und wurde auf der herausfordernd hügeligen Strecke mit einem steilen Anstieg sogar Dritte in 48:21 Minuten. Hamburger Meisterin wurde Maike Körner, die Ärztin und leidenschaftliche Läuferin über Distanzen von 3000 Metern bis zum Halbmarathon. Sie gewann (44:55 min.) mit zwei Minuten Vorsprung vor Julia Jablonowski (46:58 min.). Alle drei auf dem Treppchen gehören dem Verein „Hamburg Running“ an, der damit der erfolgreichste Verein bei den Hamburger Crosslauf-Meisterschaften 2019 war.