Hamburg. Hamburger Profiboxer besiegt in der CU-Arena in Neugraben den Südafrikaner Tulani Mbenge und ist neuer IBO-Champion im Weltergewicht.

Es war bereits kurz vor Mitternacht, als US-Ringsprecherlegende Jimmy Lennon Jr. am Sonnabend das Seilgeviert in der Neugrabener CU-Arena betrat. Über zwölf Runden hatten sich der südafrikanische Titelverteidiger Tulani Mbenge (27) und Herausforderer Sebastian Formella (32) einen Kampf auf Augenhöhe geliefert. Dann folgte der Moment, auf den der Hamburger die vergangenen 17 Jahre hingearbeitet hatte. „And the new…“ – weiter kam Lennon Jr. nicht, da brüllte Formella bereits seine Freude heraus und sank, umklammert von Trainer Mark Haupt, auf die Knie.

In den ersten Runden hat der Titelverteidiger mehr vom Kampf

Die drei Punktrichter entschieden knapp (116:112, 115:112 und 114:113), aber einstimmig für „Hafen-Basti“, der neben seiner Boxkarriere als Containerbrückenfahrer im Hafen arbeitet. Hamburg hat einen neuen Weltmeister im Weltergewicht. „Das war am Ende nur noch Herz, Wille und Instinkt“, sagte der Neugrabener, der nun in 21 Profikämpfen ungeschlagen ist. Dabei deutete nach den ersten Runden alles auf einen souveränen Erfolg des favorisierten Mbenge hin. Der um einige Zentimeter größere Südafrikaner nutzte seine bessere Reichweite und landete mehrere harte Treffer gegen Formellas Schläfe. Jedoch leistete sich Mbenge auch vier unerlaubte Tiefschläge, welche mit einem Punktabzug bestraft wurden. „In den ersten Runden habe ich die Schläge richtig gemerkt“, sagte Formella, dem nach der Hälfte des Kampfes die Wende gelang.

Mbenge bekommt für wiederholte Tiefschläge einen Punkt abgezogen

„Ab Runde sechs bin ich offensiver gegangen, damit ist mein Gegner nicht mehr klargekommen“, sagte der 32-Jährige. Mit 14 hatte er beim TV Fischbek mit dem Boxen begonnen, seit fünf Jahren ist er nun Profi. „Wir haben nach der elften Runde mitbekommen, dass es unentschieden steht und Basti die letzte Runde für sich entscheiden muss“, schilderte Trainer Haupt die entscheidenden Minuten. Vor 2700 Zuschauern biss sich Formella durch – und brachte Gegner Mbenge die erste Profiniederlage bei.

„Der Ringrichter hat mir während des Kampfes schon immer die Rundenzahl angezeigt. Ich habe nichts mehr gemerkt, das war einfach purer Wille“, sagte der Lokalmatador. Seit mittlerweile 17 Jahren arbeitet er erfolgreich mit Trainer Haupt zusammen. Erol Ceylan, Chef von Formellas Hamburger Stall EC Boxing, zeigte sich nach dem Kampf begeistert. „Das war Weltklasse. Ich habe nach den ersten Runden nicht gedacht, dass Basti es schafft. Er hat aber daran geglaubt“, sagte Ceylan.

2700 Zuschauer in Neugraben feiern ihren Local Heroe

Während Vollzeitprofi Mbenge auf der Pressekonferenz bereits auf Revanche pochte, blickte „Hafen-Basti“ auf den Montag. „Ich muss wieder arbeiten. Ich gebe meinen Job auch als Weltmeister nicht auf“, sagte er. „Nächste Woche fliegen wir nach Las Vegas, Erol hat uns eingeladen“, freute er sich. Superstar Manny Pacquiao (40/Philippinen) kämpft in Las Vegas am 20. Juli gegen Keith Thurman (30/USA) um die WBA-Weltmeisterschaft in Formellas Gewichtsklasse. Als Champion der den vier wichtigsten Weltverbänden nachgeordneten IBO kann Formella immerhin auf einen Kampf gegen einen Weltmeister von Pacquiaos Kaliber hoffen. Im Herbst soll er seinen Titel erstmals verteidigen. „Bis August muss ich 120 Überstunden sammeln, um mich vorbereiten zu können“, sagte er.