Buxtehude. Manager, Trainer und Landesliga-Mannschaft haben gekündigt. Es gibt Streit um Finanzen. Die BSV-Spitze wehrt sich gegen Vorwürfe.

Seit Monaten drohte der Konflikt zwischen der Fußballabteilung des Buxtehuder SV und der Vereinsführung zu eskalieren. Dann schien mit der Ausgliederung der Fußballer eine Lösung gefunden (Das Abendblatt berichtete). Diese Hoffnung ist nun zerstört: In einer emotionalen Mannschaftssitzung hat Trainer Muharrem Tan endgültig das Handtuch geworfen, die Landesliga-Mannschaft wird nicht wieder antreten und sich auflösen. Ex-Manager René Klawon und Trainer Tan erheben nun schwere Vorwürfe gegen den Verein. Die Vereinsführung setzt sich zur Wehr.

Seit 2009 ist der Manager im Amt

2009 übernahm René Klawon als Manager die sportliche Leitung der BSV-Fußballer. Über eine eigene Marketing-Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) finanzierte er die erste Mannschaft, die mehrere Jahre in der Oberliga Hamburg spielte. 2015 verbot der Verein aufgrund rechtlicher Bedenken die (GbR). Vorausgegangen waren zwei Steuerprüfungen – allerdings ohne Beanstandungen.

Auf einem Konto sammelten sich 24.000 Euro Schulden

Fortan erhielt Klawon nur noch ein Unterkonto beim Verein, das ihm allerdings auch gestrichen wurde, nachdem sich dort 24.000 Euro Schulden angesammelt hatten. Manager Klawon fühlte sich nur noch eingeschränkt handlungsfähig, der Konflikt schaukelte sich hoch. Es folgten Kündigungen von Klawon, Manager-Kollege Thorsten Pohl, dem Trainerteam und schließlich Anfang Mai der gesamten Mannschaft.

Vor zwei Wochen schien mit der Idee einer Ausgliederung nochmals Hoffnung aufzukeimen. Diese Hoffnung hat sich nun zerschlagen, am Dienstagabend zog Trainer Muharrem Tan Konsequenzen aus den vergangenen Wochen.

Eine Entscheidung über eine Zukunft der Fußballer wäre frühestens am 27. Mai zustande gekommen. Dann hätte die erweiterte BSV-Vorstandssitzung über die Einführung einer Vermarktungs-GmbH abgestimmt, welche die generierten Sponsorengelder verwaltet hätte.

Gegenseitige Vorwürfe, Hetze zu betreiben

Nun erheben Trainer und Manager schwere Vorwürfe gegen den Verein. „Ich glaube die Geschäftsführerin Frau Teske ist froh, dass es nicht weitergeht“, sagt René Klawon. Der Manager spricht von Hetze anderer Abteilungen, er wisse von internen E-Mails. Geschäftsführerin Stefanie Teske sagt, sie kenne diese E-Mails nicht. „Die einzigen, die Hetze betreiben, sind die Fußballer in den sozialen Medien“, sagt sie dem Abendblatt. Ex-Trainer Muharrem Tan beklagt, dass die Fußballer nur einen richtigen Ansprechpartner gehabt hätten. „Die Leute, die über unsere Zukunft entscheiden, konnten wir nicht sehen und sprechen“, sagt Tan.

Geschäftsführerin Stefanie Teske habe kein Interesse am Fortbestand der Fußballabteilung, so Klawon. „Es ist bezeichnend, dass sich die höchste Person im Verein nicht blicken lässt“, ärgert er sich. Und auch Ex-Trainer Muharrem Tan ist enttäuscht von der Vereinsführung: „Die Leute, die über unsere Zukunft entscheiden, konnten wir nicht sehen und sprechen“. Lediglich Präsident Wolfgang Watzulik habe sich wöchentlich vor die Mannschaft gestellt und den Verhandlungsstand erläutert.

Vorstand wehr sich gegen Vorwürfe

„Verschiedene Personen bekleiden verschiedene Ämter. In diesem Fall haben die Gespräche mit dem Präsidenten stattgefunden“, wehrt sich Geschäftsführerin Stefanie Teske gegen die Vorwürfe. Und auch Präsident Wolfgang Watzulik entgegnet: „Dass dem Vorstand vorgeworfen wird, er würde sich nicht kümmern, ist falsch. Der Vorstand hat stets durch meine Person gesprochen. Bei der zerrütteten Beziehung hat man das wohl nicht wahrnehmen wollen“, sagt Watzulik.

Ursprünglich hätte die erweiterte Vorstandssitzung bereits am Montag, den 20. Mai, über eine Einführung der Vermarktungs-GmbH abstimmen wollen. Da Schatzmeister Peter Pünjer an diesem Tag nicht anwesend sein könne, habe man die Abstimmung auf den 27. Mai verlegt.

Ziel war Aufstieg in die Oberliga

Trainer und Manager werfen dem Verein eine „Hinhalte-Taktik“ vor. „Am 9. Januar habe ich das erste Mal gesagt, dass ich aufhören werde. Am 6. März habe ich dann das erste Mal gesagt, dass die Zeit drängt“, so Klawon. Im Frühjahr müssen die Kader geplant und die Mannschaften gemeldet werden. Ursprünglich wollten die BSV-Fußballer in der kommenden Saison den Oberliga-Aufstieg anpeilen. „Seit Februar werden wir hier nur vertröstet. Ich habe keine Kraft mehr. Das sind Leute, die null Ahnung von Fußball haben. Entweder sitzen da völlig Ahnungslose oder das ist eine reine Hinhalte-Taktik“, sagt Ex-Coach Tan.

Präsident Wolfgang Watzulik weist die Vorwürfe zurück. „René Klawon war bei vielen Treffen dabei und konnte sehen, dass wir eine Lösung wollen“, sagt der Präsident. Dass der Verein eine „Hinhalte-Taktik“ betrieben habe, sei eine „Unterstellung“, die so nicht richtig sei. Ein Verein wie der Buxtehuder SV müsse die Vereinsabläufe einhalten und die entsprechenden Gremien einbeziehen. „Die Zeit hat uns leider im Wege gestanden. Das bedauere ich außerordentlich“, sagt Watzulik.

Verein und Abteilung streiten weiter um Finanzen

Insbesondere die finanziellen Auseinandersetzungen zwischen Verein und Fußballabteilung haben das jetzige Chaos herbeigeführt. „Die Fußballabteilung hat schon immer Geld gekostet. Der Verein wollte die Trainer nicht mehr bezahlen, wir mussten uns komplett selbst finanzieren. Aus Angst, dass die Fußballabteilung abgeschafft wird, habe ich nächtelang nicht geschlafen und am Ende Privatpersonen um Geld gebeten. Ich habe mich gefühlt wie in einer Sekte“, sagt Ex-Manager Klawon. Er wisse aus verlässlicher Quelle, dass der Verein einen Jahres-Überschuss von 30.000 Euro erwirtschaftet habe. „Die wollen das Geld nur für ihr neues Sportzentrum ausgeben“, wirft Klawon der BSV-Führung vor.

„Das ist nicht der Fall. Jedes Vereinsmitglied hat Einblick in die Finanzen des Vereins“, wehrt sich Geschäftsführerin Teske. Gegen den ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten werden die Fußballer nicht mehr antreten. Für Wolfgang Watzulik ist klar: „Die ganze Situation ist eine große Katastrophe“.

René Klawon war beivielen Treffen dabeiund konnte sehen, dasswir eine Lösung wollen
Wolfgang Watzulik,