Buxtehude. Einem Streit um das Management der Abteilung folgten Rücktritte und Kündigungen. Jetzt soll die Fußball-Abteilung ausgegliedert werden.
Interne Zerwürfnisse, gefolgt von Kündigungen und Rücktritten von Trainern und Mannschaft – die Fußballabteilung des Buxtehuder SV drohte zu kollabieren. Dann meldete sich der Hauptsponsor und BSV-Präsident Watzulik. Er unternahm einen letzten Versuch, den Buxtehuder Scherbenhaufen zu kitten. Nun scheint mit der Ausgliederung der Fußballabteilung eine Lösung in Sicht.
Die Chaos-Wochen der BSV-Fußballer im Rückblick: René Klawon, seit 41 Jahren Vereinsmitglied beim Buxtehuder SV, reichte vor einigen Wochen die Kündigung seiner Mitgliedschaft bei der BSV-Geschäftsstelle ein. Außerdem kündigte er zum 1. März seine Verträge als Trainer und Manager.
Seit 2009 kümmert sich René Klawon
Bricht man den BSV-Fußball auf eine Person herunter, so landet man zwangsläufig bei René Klawon. Seit 2009 kümmert sich der 52-Jährige um die erste und zweite Mannschaft des Buxtehuder SV. Nach dem Absturz in die Bezirksliga führte er den BSV über die Landesliga zurück in die Oberliga Hamburg. Umso krachender erscheint sein Rückzug. Hintergrund: Um die Sponsorengelder zu verwalten, leitete Klawon die „Buxtehuder Fußball-Marketing“, eine „Gesellschaft mit beschränktem Recht“ (GbR). 2015 untersagte der Hauptverein aufgrund rechtlicher Bedenken Klawon die Fortführung der GbR. Bislang hatte der Verein keinen Zugriff auf die Gelder, fortan erhielt Klawon nur noch ein Unterkonto beim BSV.
Streit um die Finanzen
Nach der Finanzierung eines Trainingslagers in der Türkei wies das Unterkonto ein Defizit von 24.000 Euro auf, so dass der Verein im Sommer 2016 das Konto strich. Seitdem müssen alle akquirierten Sponsorengelder und weitere Einnahmen an den Verein abgeführt werden, bis 2018 eine Summe von 230.000 Euro. Das Problem: Die erste Mannschaft hat im gleichen Zeitraum nur 116.000 Euro gekostet, der Rest des Geldes floss teilweise in andere Abteilungen. Klawon fühlte sich in seinem Manager-Amt beschnitten und schmiss hin. „Was ich nicht eingesehen habe ist, dass wir Gelder für die erste Mannschaft ran holen, die für andere Dinge verwendet werden“, ärgert sich Klawon.
Am 4. April kündigten die Trainer, dann die Mannschaft
Es folgten Wochen der Unklarheit, wie es mit dem BSV-Fußball weitergehen soll. Am 4. April kündigten schließlich mit Muharrem Tan und Peter Lemke die Trainer der ersten Mannschaft. Die Begründung: Zu viel Zeit sei bisher verstrichen, einige Spieler führten bereits Gespräche mit anderen Vereinen. Als schließlich auch die gesamte Mannschaft zum 1. Mai geschlossen zurücktrat, war das BSV-Chaos perfekt.
„Dann hat sich unser Hauptsponsor Global Fruit Point nochmal bei uns gemeldet“, erzählt Klawon. Der Sponsor versprach, in der kommenden Saison die Landesliga-Fußballer noch stärker zu unterstützen. BSV-Präsident Wolfgang Watzulik unternahm einen letzten Versuch der Zusammenkunft und lud René Klawon mit Manager-Kollege Thorsten Pohl zu sich nach Hause ein. „Wir haben uns dann noch ein letztes Mal zusammengesetzt und sachlich miteinander gesprochen. Jeder hat seinen Standpunkt dargestellt und gemerkt, dass die Parteien gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Wir haben die letzte Chance genutzt“, sagt Watzulik.
Der Vorstand will Leistungsfußball
Der Buxtehuder SV sei ein gemeinnütziger Verein und müsse dem Rechnung tragen. „Grundsätzlich will der Vorstand aber Leistungsfußball“, sagt Watzulik. Wie dieser Leistungsfußball letztendlich finanziert werden soll, ist allerdings nicht geklärt. „Der Verein möchte keine Kosten, aber Leistungsfußball. Nur über Mitgliedsbeiträge können wir das nicht stemmen, das ist schlichtweg nicht möglich. Wenn sie Leistungsfußball wollen, muss denen das klar sein. Ich bin sauer, dass der Verein das nicht versteht“, ärgert sich Manager Klawon.
Gemeinsam mit Steuer- und Finanzberatern arbeite man mittlerweile an einer Lösung. Die Idee: Eine Ausgliederung der Fußballabteilung, die jedoch weiterhin unter dem Namen Buxtehuder SV spielt. „In welcher Form das letztendlich geschieht, steht noch nicht fest“, sagt Wolfgang Watzulik. Im Gespräch seien beispielsweise eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine Kommanditgesellschaft (KG).
SC Victoria hat ein praktikables Modell
„Der Hamburger Fußballverband (HFV) hat uns geraten, mit dem SC Victoria zu sprechen. Dort gibt es ein ähnliches Modell“, erklärt Watzulik. Das größte Problem sei der Zeitfaktor. „Wir müssen endlich wissen, wie es weitergeht. Momentan haben wir 14 feste Zusagen von Spielern, denen wir versprochen haben, dass es auf jeden Fall weitergeht“, sagt Klawon, der in den aktuell laufenden Planungen der Ausgliederung nicht mit involviert ist. „Ich bin natürlich nicht glücklich darüber, dass ich momentan keinen Einblick habe“, sagt der 52-jährige Klawon. Watzulik und der BSV-Vorstand müssen nun mit Steuerberatern, dem Finanzamt, dem HFV, und vielen weiteren Akteuren sprechen. „Und am Ende muss die erweiterte Vorstandsversammlung noch alles absegnen“, erklärt der Präsident.
Einige Spieler haben schon für die nächste Saison zugesagt
Luqman Krugmeier (19), BSV-Eigengewächs und Talent aus der Landesliga-Mannschaft ist einer der 14 Spieler, die per Handschlag für die neue Saison zugesagt haben. „Uns wurde gesagt, dass es auf jeden Fall weitergeht. In den nächsten Tagen werden dann nochmal Gespräche geführt“, sagt er. Viele Spieler in der Mannschaft seien genervt von der andauernden Unklarheit. „Man weiß einfach nicht genau, was in Zukunft sein wird. Das ist sehr nervig“, erklärt er. Immerhin, die Trainer Muharrem Tan und Peter Lemke werden voraussichtlich weitermachen.
Die Zeit drängt, Ende des Monats müssen bereits die Mannschaften für die kommende Saison gemeldet werden. Nach Abendblatt-Informationen hängt insbesondere die Zukunft der zweiten Mannschaft noch am seidenen Faden. „Wir werden natürlich alles versuchen, auch die zweite Mannschaft am Leben zu lassen“, sagt René Klawon.