Tostedt. Oberliga-Handballerinnen besiegen den TuS Jahn Hollenstedt in einer hart umkämpften Partie mit 36:34.

„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!!“ Unmittelbar nach dem Schlusspfiff fanden sich die Handballspielerinnen des MTV Tostedt zu einer Jubeltraube zusammen, hüpften im Kreis und feierten ausgelassen den 36:34 (14:13)-Heimsieg gegen den TuS Jahn Hollenstedt. Im einzigen Kreisderby der Oberliga Niedersachsen nahmen die Tostedterinnen damit erfolgreich Revanche für die 18:22-Hinspielniederlage in Hollenstedt.

250 Zuschauer machen ordentlich Lärm

Kaum hatten sie sich bei den 250 Zuschauern in der Sporthalle Schützenstraße, darunter etwa 50 aus Hollenstedt, für deren lautstarke Unterstützung bedankt, huschte ihnen beim imaginären Blick auf die Tabelle ein weiteres Lächeln über die Lippen. Sie fanden sich erneut zu einem hüpfenden Jubelkreis zusammen. Neues Thema: „Oberliga, Oberliga, hey, hey!!“ Durch die beiden Punkte aus dem Derbysieg hat Tostedt seinen Vorsprung auf den VfL Wolfsburg auf sieben Punkte ausgebaut. Und diese sieben Punkte kann der Drittletzte Wolfsburg in den verbleibenden drei Saisonspielen nicht mehr aufholen. Bedeutet im Umkehrschluss: der MTV Tostedt hat den Klassenerhalt endgültig in trockene Tücher gebracht und wird auch in der kommenden Saison in der Oberliga Niedersachsen, der vierthöchsten Spielklasse, aktiv sein.

Catrin Köhnken bleibt Trainerin beim MTV Tostedt

Dann übrigens weiterhin unter Trainerin Catrin Köhnken, die in ihre zweite Saison geht. Die 55-Jährige neigt nicht zu Übertreibungen oder Überschwang, daher klingt es wie eine kleine Liebeserklärung an ihre Mannschaft, wenn sie sagt: „Es passt ganz gut hier in Tostedt. Alle sind mit Freude und Spaß dabei. Und hier wird ehrlicher Handball gespielt.“

Ehrliche, vor allem aber harte Arbeit war erforderlich, bis der MTV Tostedt nach aufregenden und auch spannenden 60 Minuten den Heimsieg perfekt gemacht hatte. In beiden Halbzeiten erwischten die Gastgeberinnen den besseren Start. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie den Derbysieg etwas mehr wollten als die Gäste aus dem nur wenige Kilometer entfernten Hollenstedt. Während Tostedt mit viel Aggressivität und einer kompromisslosen Defensive zu Werke ging, versuchten die Gäste vor allem mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen.

Nach schönem Einläufer von Rechtsaußen erzielt Sarah Völckers eines ihrer vier Tore für Tostedt.
Nach schönem Einläufer von Rechtsaußen erzielt Sarah Völckers eines ihrer vier Tore für Tostedt. © HA | Markus Steinbrück

Tostedt drehte das 3:4 in eine 9:7-Führung, später hieß es sogar 12:8. Gästetrainer Manuel Cohrs war sichtlich unzufrieden, gab immer wieder Anweisungen, besser wurde es aber erst nach einer Auszeit von Catrin Köhnken in der 26. Minute. Rechtsaußen Sarah Völckers legte noch das 14:10 für die Gastgeberinnen nach, die sich aber um den verdienten Lohn der ersten 30 Minuten brachten. Drei Ballverluste wurden von Hollenstedt mit drei Gegenstoßtoren durch Meike Wietzer (2) und Mia-Marie Leun bestraft – zur Pause lag Tostedt nur mit einem Treffer in Front (14:13).

Zu Beginn beider Halbzeiten dominieren die Gastgeberinnen

Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit gehört erneut den Tostedterinnen, die nun auch spielerische Akzente setzen konnten, vor allem über die bewegliche Justine Daniel und Laura Carstens. Tostedt führte 19:15 und 21:17, konnte sich auf seine starke Torhüterin Alexandra Rathenau und auch auf Lea Schulz, die nach ihrer Einwechslung einen Siebenmeter hielt, verlassen. Dann hatte Hollenstedts Trainer Manuel Cohrs eine gute Idee, in Überzahl ließ er Justine Daniel kurz decken.

Mit dem Auftritt in der ersten Halbzeit und dem Abwehrverhalten insgesamt war Hollenstedts Trainer Manuel Cohrs unzufrieden.
Mit dem Auftritt in der ersten Halbzeit und dem Abwehrverhalten insgesamt war Hollenstedts Trainer Manuel Cohrs unzufrieden. © HA | Markus Steinbrück

Tostedt war seiner Spielmacherin beraubt und hatte fortan arge Probleme, Struktur ins Spiel zu bringen. Erschwerend kam hinzu, dass Dorothee Kröger in der Trainingswoche umgeknickt war. Innerhalb von acht Minuten machte der TuS Jahn Hollenstedt aus einem Vier-Tore-Rückstand ein Remis (29:29) und ging in der 53. Minute durch die sehr starke Laura Nickel sogar mit 30:29 in Führung. In der zweiten Halbzeit gehörte die Schlussphase allerdings den Tostedterinnen, die den Erfolg vielleicht etwas mehr wollten. Mit einem 5:1-Lauf zum 34:31 (57.) sorgten sie für die Vorentscheidung und gerieten bis zum 36:34-Endstand nicht mehr in Gefahr – Derbysieger!

Normalerweise kassiert Hollenstedt nur 23 Gegentore

„Mit der Abwehrleistung bin ich heute gar nicht zufrieden, das war unterirdisch“, sagte Jahn-Trainer Manuel Cohrs nach der Partie. 36 Gegentore seien einfach zu viel, kritisierte der 22-Jährige seine Mannschaft, die durchschnittlich nur 23 Gegentore zulässt. „Es war aber nicht alles schlecht. Die zweite Halbzeit war bockstark. Wir hätten mindestens ein Unentschieden verdient gehabt. Null Punkte tun schon weh“, sagt Cohrs. Er lobte seine Mannschaft für den Charakter, die sie bei der Aufholjagd in der zweiten Hälfte bewiesen habe und hob Sandra Nickel hervor. „Sie hat unser Spiel toll geleitet.“

Letzte Heimspiele jeweils am Sonntag, 5. Mai

Die Gemütslage bei MTV-Trainerin Catrin Köhnken war naturgemäß eine andere. „36 Tore sind schon stark. Ich glaube, die haben wir uns in den letzten Spielen alle für heute aufgespart.“ Alle Spielerinnen hätten ihre Aufgaben gut umgesetzt und seien nicht so nervös gewesen, wie von der Trainerin im Vorfeld befürchtet. „Ich bin total zufrieden“, so Köhnken. Nach der Osterpause müssen beide Vereine noch zwei Oberliga-Punktspiele bestreiten, jeweils am 28. April auswärts und am 5. Mai daheim.

Tore für Tostedt: Dorothee Kröger (11/5), Friederike Kröger (7), Justine Daniel (6), Sarah Völckers (4), Laura Carstens, Natalie Mencke (je 3), Susanne Kurze und Svantje Palm (je 1)
Tore für Hollenstedt:
Meike Wietzer (12), Sandra Nickel (8), Jana Fröhlich, Laura Nickel (je 4), Anna-Lena Herrmann (2), Mia-Marie Leun, Fabienne Maack, Marie Schillgalies und Leonie Ulinski (alle 1)