Heimfeld. Wolfgang Usbeck aus Frankfurt wird bei der TG Heimfeld zum ersten Mal deutscher Meister im Golfkrocket, längst ein Sport für alle Generationen.

Es sind Szenen wie gestellt für ein Gemälde bei der Tennisgesellschaft Heimfeld, die ihre Anlage Am Waldschlößchen wohl zu Recht als eine der schönsten in ganz Hamburg lobt. Von der Terrasse des Klubhauses schweift der Blick über den sanft grünen Rasen. Darauf, in Gruppen verteilt, Damen und Herren in leuchtend weißer Kleidung. Einige der Damen tragen muntere Strohhüte, die perfekt ins Bild passen.

Was sich hier so malerisch präsentiert, ist ein sportlicher Wettkampf um deutsche Meisterehren. Bei der TG Heimfeld hat sich, wie schon seit vielen Jahren, die kleine Gemeinschaft der Golfkrocket-Aktivisten eingefunden, um ihren Besten zu ermitteln. Es hätte auch eine Frau den deutschen Meistertitel gewinnen können. Bei diesem typischen englischen Rasenspiel gibt es keine Trennung der Geschlechter.

Krocket – auch der Laie hat da sofort eine Vorstellung von langstieligen Schlägern, mit denen Bälle durch kleine Eisentore getrieben werden. Etwas genauer bedeutet das, dass auf dem Rasenviereck (32 x 26,2 Meter) sechs dieser Eisentore gesteckt sind. Die Tore aber sind höchstens zwei Millimeter breiter als die Kugeln dick sind. Das ist eine der ausgeklügelten Schwierigkeiten, die Golfkrocket zu einem taktischen Kampfspiel für jeden macht.

Der eine Spieler muss dabei immer zuerst seine blaue, dann seine rote Kugel schlagen. Der Gegner wiederum zuerst schwarz und dann gelb. Das adelt Golfkrocket zu einer Art Rasenschach, denn bei jedem Schlag muss der Spieler schon an den nächsten und übernächsten Zug, also Schlag, denken.

„Und man muss die Spielweise des Gegners mit einkalkulieren“, ergänzt Andrea Seibt, eine der aktiven Gastgeberinnen von der TG Heimfeld. „Das Faszinierende an Krocket ist der Zweikampf, der taktisch und mit vielen Finessen gespielt werden muss. Beim Golf ist das ja anders, da kämpfe ich im Grunde nur gegen mich selbst“, fügt die passionierte Golferin hinzu.

Vor ihr auf einem der vier Spielfelder fixiert ihr Mann mit dem Schläger den Ball. Dierk Seibt, seit Jahren erster Vorsitzender der Tennisgesellschaft, muss unbedingt mit seiner gelben Kugel den Ball der Gegnerin vor dem Tor wegschlagen, krocketieren, wie das in der Fachsprache heißt. Ein hartes Klick – die Kugel rollt scheinbar perfekt und wird doch von dem kleinen Eisentor gestoppt. „Ach Schnuggel, heute hast Du wirklich kein Glück“, kommt ein leiser Stoßseufzer von der Ehefrau. Mit dem nächsten Schlag treibt Sieglinde Zeh, Seibts Gegnerin, ihre Kugel durch das Tor und liegt 4:0 in Führung.

Sieglinde und Eberhard Zeh, das Ehepaar aus Dalum bei Osnabrück, hat sich auf ihrem renovierten Bauernhof ein Krocketfeld angelegt. „Abends spielen wir dann“, erzählt Sieglinde Zeh. „Manchmal kommt der Bauer aus der Nachbarschaft rüber und auch der hat riesigen Spaß daran.“

Auf dem Platz in Heimfeld muss Dierk Seibt die rote Kugel zum nächsten, mehr als 20 Meter entfernten Tor treiben. Er fixiert, schlägt, die Kugel rollt und plötzlich kommt von der Terrasse ein lautes „Wahnsinn!“. Und eine zweite Stimme ruft: „Wer ist der Mann? Den können wir hier in Heimfeld gebrauchen.“ Der Vereinschef winkt seinen Fans zu und lacht. Seine rote Kugel war zum 1:4 durch das kleine Tor gehuscht. Ein toller Schlag, aber am Ende muss sich Dierk Seibt mit 5:7 der Frau mit dem eigenen Trainingsplatz geschlagen geben.

Die TG Heimfeld ist mit dem großen, sorgfältig gepflegten Rasenplatz ein Paradies für das Rasenschach mit Schlägern, Kugeln und Toren. Aber besonders in Deutschland leidet Golfkrocket unter dem Ruf, ein Sport für alte Leute zu sein. „Das Finale der Europameisterschaft hat eine 23-jährige Engländerin gegen eine 25-jährige Schwedin gewonnen“, erzählt Gerald Ehmers, einer der Spitzenspieler von den Sportfreunden Höher-Grenzhausen aus dem Westerwald, der für Deutschland bei der EM in England spielte. „Das war ein großartiges Finale.“

Bei der TG Heimfeld wird dienstags, donnerstags und sonntags jeweils ab 15 Uhr am Waldschlößchen trainiert und gespielt. „Gäste sind uns herzlich willkommen“, betont Görs Rittich, der Krocketwart der TG Heimfeld. „Wir stellen Schläger zur Verfügung und jeder kann Krocket einmal ausprobieren. Vielleicht findet er Spaß daran, auch an unserer Gemeinschaft.“

Rittich war auch bei dieser deutschen Meisterschaft wieder der stärkste Spieler des Gastgebers. Er belegte den sechsten Platz. In einem packenden Finale gewann Wolfgang Usbeck, die Nummer 1 der nationalen Rangliste aus Frankfurt mit 7:4 und 7:6 gegen Bruno Hess aus Schifferstadt.