Winsen. Jana Sussmann blickt nach verlorener Saison voller Zuversicht auf das Olympiajahr 2016. In Winsen rennt sie die 3000 Meter unter 9:30 Minuten.

„Das war heute okay. Jetzt möchte ich gesund und verletzungsfrei bleiben und nächstes Jahr Richtung Bestzeit laufen.“ Jana Sussmann denke kurz nach, um dann umso bestimmter zu sagen: „Nein, ich werde nächstes Jahr Bestzeit laufen.“ Die wird auch erforderlich sein, wenn die 24-Jährige, deren Elternhaus im Winsener Ortsteil Tönnhausen steht, ihren großen Traum von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro verwirklichen will.

Dass die Hindernisspezialistin, die vor Jahresfrist die deutschen Farben bei den Europameisterschaften in Zürich vertreten hatte, jetzt beim zweiten Teil der Laufserie der LG Nordheide die 3000 Meter absolvierte und nicht bei den heute beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking dabei ist, ist der nächsten Episode ihrer mittlerweile prall gefüllten Krankenakte zuzuschreiben. Nach einer spät diagnostizierten Fraktur am Kreuzbein konnte die Studentin von Januar bis April nur alternativ trainieren.

Damit war fast die gesamte Saison 2015 dahin. Nur zweimal lief sie 3000 Meter Hindernis, belegte immerhin den vierten Platz bei den deutschen Meisterschaften und steht mit 9:56 Minuten auch in der Bestenliste an Position vier. Derzeit bereitet sich Jana Sussmann mit ihren Teamkameradinnen Anne Kesselring und Andrea Diethers vom LT Haspa Marathon Hamburg auf die 10-km-Straßenlauf-DM am 6. September in Bad Liebenzell vor.

Dafür war der 3000-Meter-Lauf in Winsen genau richtig. Am 200-Meter-Start stand Hamburgs Landestrainerin Beate Conrad und rief ihrem Schützling Rundenzeiten zu. Die wurden immer schneller. Von 77 über 75 und 74 Sekunden für 400 Meter rannte Sussmann den letzten Kilometer in 3:04 Minuten. Auch optisch war ihr Steigerungslauf nachzuvollziehen. In dem gemischten Rennen sammelte sie immer mehr der zunächst vor ihr laufenden Männer ein und überquerte schließlich nach 9:27,54 Minuten als Gesamtdritte die Ziellinie. „Das spiegelt ihr aktuelles Leistungsniveau wider“, sagte Beate Conrad. Für einen Vergleich mit der gleichlangen Hindernisstrecke müsse man 30 Sekunden addieren. Damit landet man fast genau bei jenen 9:56 Minuten, die Sussmann vor zwei Wochen in Belgien gelaufen war.

Um eine Chance auf Olympia 2016 zu haben, müsste die Studentin von „Medien und Information“ mindestens 15 Sekunden schneller laufen. Schon jetzt sind alle Planungen auf Rio ausgerichtet. Nach Bad Liebenzell geht es in einen dreiwöchigen Urlaub, Ende Oktober ins dreiwöchige Höhentrainingslager nach Flagstaff in den USA. Damit hatte Jana Sussmann vor Jahren keine guten Erfahrungen gemacht, Trainerin Conrad ist vollends von der positiven Wirkung überzeugt. „Zwei Wochen nach unserer Rückkehr werden wir die Leistungsdiagnostik in Leipzig durchführen lassen“, berichtet Beate Conrad, „wenn die Höhe angeschlagen hat, lassen wir eine Höhenkette folgen.“ Das bedeutet, dass im Januar und Frühjahr 2016 weitere Höhentrainingslager anstehen. „Ich bin absolute Verfechterin des Höhentrainings“, sagt die Landestrainerin, „das ist für uns Läufer wie legales Doping.“

Jana Sussmann traut sie die Normerfüllung für Olympia absolut zu. „Aus meiner Sicht kommen nur Gesa Krause, Antje Möldner-Schmidt und Jana in Frage. Alle anderen sind nicht so stark“, so Conrad. Vielleicht können Winsen und die LG Nordheide in ei­nem Jahr für sich in Anspruch nehmen, eine wichtige Station auf Sussmanns Weg zu Olympia gewesen zu sein.