Sahrendorf. Reit- und Fahrverein Auetal ist stolz auf hohe Teilnehmerzahlen beim internationalen Vielseitigkeits-Wettbewerb

Es ist immer wieder dasselbe Bild. Wenn Sprecher Peter Wichmann den nächsten Starter ankündigt, richten alle Besucher auf dem Vielseitigkeitsgelände in Sahrendorf ihre Blicke auf das kleine Wäldchen. „Katharina Tietz ist mit Prouno auf die Strecke gegangen“, schallt es aus den Lautsprechern durch das Tal. Man hört das Trommeln der Hufe. Im gestreckten Galopp fliegt das Pferd über das Grün. Sein Schweif flattert im Wind. Die Reiterin vom Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen beugt sich weit über den Hals des Tieres. Sie zieht die Zügel an, nimmt kurz das Tempo zurück. Die beiden fliegen über die „Forstbank“, jagen den Hang hoch, setzen über das dritte Hindernis und verschwinden wieder aus dem Blickfeld.

Egal, ob ein Besucher das erste Mal Zuschauer bei der Geländeprüfung des internationalen Vielseitigkeitsturniers des Reit- und Fahrverein (RFV) Auetal ist oder ob er zu den Stammgästen zählt, die Gespräche verstummen immer dann, wenn der Blick die Reiter verfolgt. Der Mann, der am Ziel auf die Reiterin wartet, vergisst sogar für einen Augenblick seine Schmerzen.

Norbert Tietz, der als zweiter Vorsitzender des RFV Auetal zusammen mit Vereinschef Karl Rabeler diese CIC*-Prüfung organisiert hat, verfolgt angespannt den Ritt seiner Tochter. Plötzlich zuckt er zusammen. Im Wassergraben sind Reiterin und Pferd kurz aus dem Takt geraten. Aber als Katharina Tietz und ihr sechsjähriger Wallach den Hang hoch das nächste Hindernis nehmen, lächelt der Vater wieder.

Norbert Tietz, als Reiter und auch als Chef des Wildparks Lüneburger Heide vertraut im Umgang mit großen Tieren, hatte ein junges Pferd auf die Koppel bringen wollen. Das Tier scheute, die Situation geriet außer Kontrolle. „Ich bin erst im Krankenwagen aus der Ohnmacht erwacht“, erzählt Norbert Tietz. Weiter kommt er nicht, denn Tochter Katharina kommt mit Prouno herangestürmt, setzt über den Graben und nimmt das letzte Hindernis „Karlo´s Eiche“. „Die Zeit: 5 Minuten und 9 Sekunden“, verkündet Peter Wichmann. Es ist exakt die gleiche Zeit, die Katharina Tietz auch als erste Starterin mit Lucky Comeback geritten war.

Das CIC mit einem Stern ist eine internationale Kurzprüfung mit Dressur, Springen und dem Geländeritt mit 24 Hindernissen und kann getrost als Gesellenprüfung für talentierte Nachwuchspferde bezeichnet werden. „Dabei können junge Pferde in Sahrendorf besonders viel lernen“, erzählt Katharina Tietz später. „So ein hügeliges Gelände, auf dem die Pferde in die Tiefe springen, aber auch den Hang hoch ein Hindernis nehmen müssen, sind sie ja sonst nicht gewohnt.“

Wie der Vater ist auch die junge Frau, die sieben Pferde in der Ausbildung hat, von ihrem Prouno begeistert. „Seit zwei Jahren arbeiten wir zusammen. Wir beide kennen uns inzwischen in- und auswendig. Er ist ein richtiger Kumpel und lässt mich nie im Stich. Nur die Dressurarbeit findet er langweilig.“ Am Ende landen die beiden nur auf Platz 13, während Katharina Tietz mit Lucky Comeback Siebte wird.

„Wir hatten in der ersten Abteilung 54 Starter im Gelände“, fasst Norbert Tietz zusammen. „In der zweiten Abteilung waren es noch einmal 38. Das sind stolze Zahlen. Die Basis für die Vielseitigkeit wird immer breiter.“ Bei internationalen Prüfungen wie in Sahrendorf dominieren die Berufsreiter mit jungen Pferden. Aber es sind auch reine Amateure wie Claudia Meyer, eine Lehrerin aus Salzhausen, die mit ihrem Enthusiasmus diesen reiterlichen Dreikampf beleben. „Wir haben uns platzieren können“, erzählt sie munter, während sie ihre dampfende Stute Faberge La Rouge mit einem Wasserstrahl abkühlt. „Im Gesamtklassement sind wir bei diesem internationalen Niveau auf Platz 16 gelandet. Das ist ein schöner Tag für uns.“

Viel Lob gibt es für Karl Rabeler, der neue Hindernisse aufgebaut hat

Als Lehrerin an der Oberschule in Hanstedt hat sie im Rahmen einer Projektwoche Mädchen und Jungen für die Reiterei begeistert. „Eines der Mädchen hatte vorher noch nie ein Pferd angefasst“, erzählt Claudia Meyer. „Am zweiten Tag ist sie schon mit dem Pferd an der Longe galoppiert. Sie hat sich sofort für die Reit-AG angemeldet, die wir nach den Ferien in Döhle einrichten wollen.“ Claudia Meyer war wie fast alle Teilnehmer voll des Lobes für Karl Rabeler, der neue Hindernisse aufgebaut und dabei viel Wert auf größte Sicherheit im Gelände gelegt hatte.

Sieger der CIC*-Vielseitigkeit wurde in der ersten Abteilung Josefa Sommer (RV Gut Waltzrodt) mit Henry vor Julia Kaup mit Princess Pancake und Kurd Moritz von Ziegner (beide RV Vögelsen-Mechtersen) mit Flavius. In der zweiten Abteilung gewann der Ungar Imre Toth mit Montgomery vor Chris-toffer Forsberg (Vögelsen-Mechtersen) mit Hippo´s Sapporo und Louise Svensson Jähde aus Schweden mit Bambino.