Stove. Stover Rennverein lockt am Sonntag mit Spielparadies und 13 Rennen, bei denen Wettfreunde ihr Glück versuchen können.
Es gibt auch Menschen, die nicht gerade euphorisch an die Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Brasilien zurückdenken. Zum Beispiel die Verantwortlichen des traditionsreichen Stover Rennens. Denen hat das Endspiel zwischen Deutschland und Argentinien am 13. Juli 2014 in Rio de Janeiro ein Defizit von 45.000 Euro beschert.
Weil der Termin für eines der größten und bedeutendsten Volksfeste des deutschen Pferderennsports ein Jahr vorher festgelegt werden muss, hatte der Rennverein den 13. Juli 2014 für das Stover Rennen ausgewählt. In ganz Deutschland bereiteten Menschen an diesem Sonntag ihre Partys für das Fußballmärchen am Abend vor. „Zu uns sind nur 4200 zahlende Zuschauer gekommen“, blickt Günther Porth, Vorsitzender des Rennvereins, mit gemischten Gefühlen auf den Triumph der Fußballer zurück. „Dadurch haben wir rund 45.000 Euro Minus gemacht.“
Beim 141. Stover Rennen an diesem Sonntag, 19. Juli 2015, muss also angegriffen und wieder ein Plus gemacht werden. Um 12 Uhr öffnen die Toto-Kassen. Bei elf Trab- und zwei Galopp-Rennen kommt dann wieder Freude bei den Zockern auf. Zusätzlich werden fünf Rennen mit Ponys und Island-Pferden gestartet, auf die aber nicht gewettet werden kann.
„Zusätzlich investiert haben wir vor allem in das Spielparadies auf der Wiese innerhalb der Rennbahn“, erzählt Günther Porth. „Weil sich beim Bungee-Laufen bisher immer lange Schlangen gebildet haben, lassen wir ein zweites Gerät aufbauen. Am Sonntag können dann acht Kinder gleichzeitig aktiv werden. Ein Clown tritt auch wieder auf, es gibt die Hüpf- und die Strohburg und natürlich bieten wir auch wieder das beliebte Ponyreiten für die Mädchen und Jungen an.“
Mit dem Spielparadies hatte der langjährige Geschäftsführer des Stover Rennvereins Jörn Reimers dieses wohl traditionellste Pferderennen zum Familienfest ausgebaut. Dazu gehört, dass Kinder unter zwölf Jahre keinen und von 12 bis 18 Jahre nur die Hälfte, also fünf Euro, Eintritt zahlen müssen. Da die Veranstaltung vor einem Jahr erstmals ohne den plötzlich verstorbenen Macher über die Bühne gebracht werden musste, mussten Abstriche vor allem in der Gastronomie gemacht werden. „In diesem Jahr haben wir aber wieder ein großes Zelt aufgestellt“,sagt der Vereinschef, „neben Kaffee und Kuchen wird es dort ein erweitertes Angebot geben. Wir haben draußen am Deich und auch im Innenraum Platz für mehr Buden und Stände geschaffen. Das Problem ist allerdings, dass bei zu hoher Belastung unsere Stromversorgung zusammen brechen kann.“
Wie seit Jahren schon ist vom Bahnhof in Bergedorf wieder ein Bus-Shuttle eingerichtet, mit dem die Besucher kostenlos nach Altengamme kommen können. Von dort bringt am Renntag eine Fähre die Traber- und Galopp-Freunde direkt zur Rennbahn. „Auf der Bahn kann nach fast anderthalb Jahrhunderten Pferderennen in Stove ein außergewöhnlicher Rekord aufgestellt werden“, verheißt Hans Ludolf Matthiessen, der die Amateur- und Profifahrer verpflichtet hat.
„Dauergäste wissen es ja – Automatic Frisia, der Traber der holländischen Brüder Fjoerd und Benny van der Galien, hat drei Mal hintereinander den Großen Preis von Stove gewonnen. Wenn es Benny van der Galien diesmal wieder gelingt, hat er einen Jahrhundert-Rekord aufgestellt. Vier Siege hintereinander von einem Pferd, das hat es in Stove noch nie gegeben“. Jedenfalls kann sich niemand daran erinnern.
Die Wetter sollten aber gewarnt sein. Weil Automatic Frisia bisher eine Gewinnsumme von 32.261 Euro eingefahren hat, muss er 50 Meter hinter dem Feld starten. Für ihn sind es also 2650 Meter zum Sieg. Beim elften Rennen des Tages sitzen die Reiter im Sattel statt im Sulky. Ihre Pferde müssen wie gewohnt im Trab über die Grasbahn jagen. Hier wird Ronja, Tochter von Manfred Walter, dem erfolgreichsten Fahrer in Stove in den letzten 20 Jahren, sich mit der Belgierin Angeline Batist und der Holländerin Michelle Kokkes messen müssen. „Jede dieser Frauen ist in ihrem Land die beste Trabreiterin“, hebt Hans Ludolf Matthiessen hervor.
„Die Wetter sorgen in Stove für einen Umsatz von rund 150.000 Euro. Das erreicht kein anderes der etwa 25 ländlichen Rennen in Deutschland. Und auch die Veranstalter in Bahrenfeld können von solchen Umsätzen nur träumen. Auch in diesem Punkt ist Stove einfach Spitze.“