Jesteburg . Das viertägigeTurnier des Reit- und Fahrvereins Nordheide erreicht bei seiner zehnten Auflage fast 50 Prozent mehr Teilnehmer als im Vorjahr.
Schon bei der Vorbereitung auf das Finale im A-Springen fällt er auf. Ein Exot sozusagen unter all den Mädchen, die ihre Pferde, geschmückt mit glitzerndem Zaumzeug und liebevoll geflochtenen Mähnen, auf dem Abreitplatz aufwärmen. „Reitet da ein Junge mit“, wird Kristine Meyer-Stahmleder, die Chefin des Jesteburger Maimarktturniers, gefragt. „Ja“, sagt die Turnierleiterin vom Reit- und Fahrverein Nordheide und muss lachen. „Das ist Tommy Matthies. Der ist elf Jahre und hat sich schon bei einem L-Springen platzieren können.“
Kleine Jungen sind ausgesprochen rar geworden im Pferdesport. Für das Finale dieser Anfänger-Springprüfung hatten sich 25 von insgesamt 62 Teilnehmern qualifiziert. Und unter denen war Tommy, der für den RFV Estetal startet, der einzige männliche Vertreter. Während über Lautsprecher Antonia Rössler vom RFV Neuenfelde in den Parcours gerufen wird, sitzen am Rande des Turnierplatzes Rene Dittmer und Harm Wiebusch noch in der Sonne. Die beiden jungen Reiter vom Wiebusch-Stall repräsentieren die andere Seite dieses traditionellen Sports mit hochgezüchteten Vierbeinern. Unter den Berufsreitern dominieren die Männer. Noch, muss man wohl einschränken. An den vier Turniertagen in Jesteburg ist Rene Dittmer mit elf Pferden 29 Mal an den Start gegangen, Harm Wiebusch mit 13 Nachwuchspferden 23 Mal.
Während die beiden sich erheben, um sich auf das nächste M-Springen vorzubereiten, nimmt Antonia Rössler mit ihrem Flair das erste Hindernis. Vor dem zweiten Hindernis gibt es ein Missverständnis zwischen den beiden. Antonia reitet einen großen Bogen, nimm,t einen neuen Anlauf und meistert mit Flair das Hindernis. Später gibt sie auf. Siegerin wird Kia-Sophie Becker vom RFV Echem-Scharnebeck mit einem Null-Fehlerritt auf Shirly in 46.81 Sekunden. Nur zwei hundertstel Sekunden langsamer ist Tommy Matthies und wird Zweiter mit Warina. Die Prüfungen für Kinder und Jugendliche sind das eigentliche Herzstück von ländlichen Reitturnieren.
Die sportlichen Höhepunkte beim Maimarktturnier waren acht mittelschwere M- und zwei hochklassige S-Prüfungen. Die begeisterten auch die Besucher. Und die kamen wieder in Massen. „So ein Gedränge und so viel Beifall für die Reiter hat es in den neun Jahren zuvor nie gegeben“, sagt Kristine Meyer-Stahmleder. „Das war top.“ Einen neuen Rekord hatte es schon bei den Anmeldungen gegeben. „Wir hatten 1620 Starts“, freute sich die Organisationschefin. „im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 50 Prozent.“
Als vor zehn Jahren mit der Kombination von Maimarkt und Reitturnier in Jesteburg ein Neuanfang gewagt wurde, lag der Reit-und Fahrverein Nordheide am Boden. „Wir hatten noch acht Kinder beim Reiten“, blickt Kristine Meyer-Stahmleder zurück. „Heute habe ich 64 in unseren Nachwuchs-Gruppen. Wir wollen viel für Kinder und Jugendliche anbieten. Auch für die, deren Eltern sich kein Pferd und hohe Kosten für den Reitsport leisten können. Das haben wir uns auf unsere Fahne geschrieben.“ Fünf Frauen mit Mirja Albrecht als Vorsitzende führen den RFV Nordheide. Alle sind berufstätig und Freizeitreiter. Von den 220 Mitgliedern sind mehr als 75 Prozent unter 18 Jahren. „Auf unseren sieben Schulpferden bieten wir kostenlos Reitunterricht an“, sagt die Übungsleiterin, die mit Geschäftsführerin Gaby Kaschube-Tietze auch die Großveranstaltung organisiert. „Ein paar Mal im Jahr fahren wir mit den Kindern und Schulpferden auch zu Turnieren.“ Die Finanzierung dieser vorbildlichen Jugendarbeit basiert auf dem, was vom Maimarktturnier in der Vereinskasse bleibt. Für die Prüfungen und das vorgeschriebene Preisgeld haben die Frauen an die 40 Sponsoren gewonnen.
Mynou Diederichsmeier, die im Kreis Verden ihren Turnierstall betreibt, gewann das S-Springen mit Stalido vor Lilly Matthes (RV Rehagen-Hamburg) mit Quintinus. Dritter wurde Meik Martens mit El Paso vom RFV Auetal. Martens ist kein Berufsreiter und El Paso gehört Karl Rabeler, dem Vorsitzenden des RFV Auetal. Mynou Diederichsmeier gewann mit Valencia auch das M-Springen mit Stechen. Der begeisterte Jubel zum Ausklang des Turniers aber gehörte Harm Wiebusch vom Reitverein Fredenbeck. Mit Townhead Chatswin war er beim S-Springen der Schnellste im Stechen in 44.66 Sekunden und wurde noch Dritter mit Lanimo in 46.40 Sekunden.