Vielseitigkeitsreiterin Sandra Auffarth unterrichtet sechs Nachwuchsreiterinnen. Gesamterlös von 5000 Euro geht an die Benjamin-Winter-Stiftung.

Luhmühlen. Sandra Auffarth ist mit ihren 29 Lebensjahren bereits zum Weltstar der Vielseitigkeitsreiter aufgestiegen. Von Pferden umgeben wuchs sie auf dem elterlichen Reiterhof in Bergdorf bei Ganderkesee auf. Mit 18 Jahren,gleich nach dem Abitur, ging sie nach Warendorf, gehörte zum nationalen Perspektivkader. Vor vier Jahren, bei der Europameisterschaft in Luhmühlen, gelang ihr der sportliche Durchbruch. Mit 25 Jahren wurde sie Europameisterin mit der Mannschaft, ein Jahr später auch Olympiasiegerin. In London gewann sie in 2012 Olympia-Bronze in der Einzelwertung.

Jetzt kehrte Sandra Auffarth als Doppel-Weltmeisterin, im Einzel und in mit der Mannschaft, nach Luhmühlen zurück und leitete dort einen zweitägigen Lehrgang für sechs Teilnehmerinnen. Honorar kassierte sie für ihre Bemühungen nicht, die sechs jungen Damen hatten sich ihre Teilnahme an den Lehrgang zu Gunsten des „Benjamin Winter-Spendenkontos für noch mehr Sicherheit im Vielseitigkeitssport“ ersteigert.

Zu den sechs glücklichen Nachwuchsreiterinnen gehörte auch Veronique Zimmer. Die 18-Jährige ist in Garlstorf praktisch im Sattel groß geworden. Mutter und Vater sind ebenfalls Reiter und die Familie besitzt einen eigenen Stall mit Sportpferden. Nach dem Abitur hat sich Veronique ein Jahr lang Zeit für ihre große Leidenschaft, das Vielseitigkeitsreiten, genommen. Ihr höchstes Ziel für 2015 ist die erneute Qualifikation für die deutschen Meisterschaften der jungen Reiter. Bei den nationalen Meisterschaften erkämpfte sich sie in den vergangenen zwei Jahren einen 13. und einen 14 Rang.

Sandra Auffarth und Veronique Zimmer repräsentierten die vielen talentierten und ehrgeizigen Mädchen, die den Reitsport inzwischen dominieren. „Sandra Auffahrt hat in unglaublich kurzer Zeit unglaublich viel erreicht“, beginnt Veronique Zimmer zu erzählen, was für sie der bleibende Eindruck des Lehrgangs bei Sandra Auffarth war. „Natürlich ahnt man, wie hart man für den Durchbruch im Leistungssport kämpfen muss und wie hart es ist, sich durchzubeißen. Was das in der Alltagsarbeit wirklich bedeutet, habe ich erst bei diesem Lehrgang richtig begriffen.“ So hatte ihr die weltmeisterliche Trainerin beispielsweise erklärt: „Achte immer darauf, dass dein Pferd in gerader Haltung zum Sprung ansetzt. Und wenn ihr dann landet, muss es in dieser Haltung bleiben.“ Veronique Zimmer: „Sie hat mich geduldig korrigiert, auch ein zweites und ein drittes Mal. Es ist wohl ihre bedingungslose Hartnäckigkeit, die unermüdliche Arbeit an den kleinsten Details, die sie selbst nach oben gebracht haben.“ Sandra Auffahrt beschreibt sie als sehr ehrgeizig. „Aber sie ist eine stille, eher in sich gekehrte Kämpferin. Sie war und ist jetzt noch mehr ein Vorbild für mich. Aber ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, welchen Stellenwert die Pferde und mein Sport tatsächlich in meinem Leben einnehmen sollen.“

Zur Zeit sitzt die 18-Jährige aus Garlstorf jeden Tag im Sattel, trainiert und arbeitet über Stunden mit ihren Pferden. Irish Choice, den 9 Jahre alten irischen Wallach, hatte sie mit zu dem Vielseitigkeits-Lehrgang nach Luhmühlen gebracht. Mona Lisa, die erfahrene, 13 Jahre alte Stute, ist ihr zweites Turnierpferd. „An mehreren Tagen in der Woche arbeite ich auch mit Pferden auf dem Pohlmannshof in Nindorf“, erzählt die Nachwuchsreiterin. „Aber ich werde in diesem Jahr mein Studium der Psychologie beginnen. Wie viel Zeit mir dann für meinen Sport bleibt, kann ich nicht absehen. Ein Leben ohne Pferde kann ich mir aber nicht vorstellen.“

Bei dem Lehrgang im Ausbildungszentrum Luhmühlen hatte Sandra Auffarth im ersten Abschnitt den Schwerpunkt auf die Gymnastik der Pferde für die Sprünge gelegt. Für die zweite Trainingseinheit waren Geländehindernisse in der Halle aufgebaut worden. Die Teilnehmerplätze hatten der erfolgreiche Vielseitigkeitsprofi Elmar Lesch und seine Geschäftspartnerin Iris Schless bei einer Pferdeauktion in Luhmühlen versteigern lassen. 5000 Euro sind so auf das Spendenkonto der „Benjamin-Winter-Stiftung“ überwiesen worden. Sandra Auffarth und Benjamin Winter, der im vergangenen Sommer in Luhmühlen tödlich stürzte, gehörten gemeinsam dem Perspektivkader der Vielseitigkeitsreiter in Warendorf an. Die Doppelweltmeisterin hatte ohne zu zögern zugesagt, den Lehrgang in Luhmühlen zu leiten und das Spendenkonto dadurch aufzufüllen.