Zwei Mannschaften aus dem Kreis Harburg siegen beim 14. internationalen Jugendhandballturnier in Winsen. Organisator Malte Staiger spricht von einem fast perfekten Turnier unter besonderen Umständen.

Winsen. Die A-Jugend-Handballer von HT Siek haben ihren Titel beim famila Elbe-Masters in Winsen erfolgreich verteidigt. Beim 14. internationalen Jugendhandballturnier gewannen die Niederländer das Endspiel der Königsklasse gegen TSF Heuchelheim mit 9:6 (3:2). Als wäre ihre Spielkunst – die Entscheidung führten sie in der zweiten Halbzeit mit zwei Kempatricks herbei – nicht beeindruckend genug, eroberten sie anschließend mit Rosen für die Damen endgültig die Herzen der 500 Fans in der voll besetzten Winarena.

Für besonders enthusiastischen Jubel sorgten die Turniersiege von zwei Teams aus dem Landkreis Harburg. Der erste Platz für die männliche C-Jugend der HG Winsen kommt ebenso überraschend wie jener für die weibliche B-Jugend des MTV Tostedt. Als dritte hiesige Mannschaft erreichte die weibliche C-Jugend der HG Winsen das Halbfinale. Letztlich belegte der von Thorben Michel trainierte Regionsmeister nach dem 7:5 im kleinen Finale gegen die SG Todesfelde/Leezen den dritten Platz.

Mit bescheidenen Zielen war die männliche C-Jugend der HG Winsen ins famila Elbe-Masters 2014 gestartet. „Wir wollten nicht nur Opfer sein, sondern auch mal ein Spiel gewinnen“, sagte Trainer Christian Plitzko, nachdem man im Vorjahr sang- und klanglos in der Vorrunde ausgeschieden war. Nach dem Auftaktsieg gegen SuS Oberaden lief es plötzlich wie von allein. Die gesunde Mischung aus den beiden im Ligabetrieb aktiven C-Teams und einigen D-Jugendlichen gewann zwei weitere Spiele und zog nur im letzten Gruppenspiel gegen TV 1908 Aßlar, den späteren Finalgegner, mit 4:8 den Kürzeren.

Diese Niederlage löste den entscheidenden Kick aus. „Danach haben wir nicht über das Spiel gesprochen, sondern die Füße in die Luhe gehalten und ein Eis gegessen, um den Kopf frei zu kriegen“, erzählt Plitzko. Das gelang bestens: Im Halbfinale überrannte die Winsener C-Jugend den TV Beckum mit 18:10 und traf im Endspiel erneut auf Aßlar. 20 Minuten, die an Spannung kaum zu überbieten waren. Winsen führte mit 3:0, Aßlar glich zum 3:3 aus. Winsen führte mit 5:3, Aßlar glich zum 5:5-Halbzeitstand aus. Winsen führte mit 7:5, Aßlar glich zum 7:7 aus. Nur auf den HGW-Endspurt zum 10:7 fanden die Gäste aus der Nähe von Wetzlar in Hessen keine Antwort mehr.

Danach verschwanden Spieler und Trainer in einer riesigen Jubeltraube, in die sich viele Fans von der Tribüne einreihten. „Was wir über vier Jahre aufgebaut haben, hat heute seine Krönung erfahren“, dankte Christian Plitzko im Moment des Triumphs auch seinen Trainerkollegen Stefan Obernosterer, Maren Schiewe und Julian Plitzko.

Mit Borussia Dortmund wird erstmals in 14 Jahren ein Team disqualifiziert

Insgesamt kämpften 55 Mannschaften aus 27 Vereinen und vier Nationen drei Tage lang in sechs Altersklassen um die begehrten Siegerpokale des vom Warenhauskonzern famila seit Anfang an unterstützten Turniers. In vorderster Reihe der Hauptsponsoren sind auch die Hamburger Sparkasse, Stadtwerke Winsen und die Stadt Winsen (Luhe) zu nennen. 130 ehrenamtliche Helfer des Jugend-Handballturnier-Vereins (JHV) Winsen kümmerten sich um das Wohl der 700 Teilnehmer im Schulzentrum Bürgerweide.

Für Misstöne sorgte der erstmals teilnehmende Nachwuchs von Borussia Dortmund. Nachdem die weibliche B-Jugend des Frauen-Zweitligisten den Finaleinzug geschafft hatte, wurde bekannt, dass mindestens eine nicht spielberechtigte Akteurin – eine zu alte A-Jugendliche – eingesetzt worden war. Dortmund wurde von der Turnierleitung disqualifiziert, der unterlegene Halbfinalist Bürgel rückte kampflos ins Endspiel nach. Ein in der 14-jährigen Turniergeschichte einmaliger Vorgang.

Entsprechend enttäuscht fielen die Reaktionen aus. „Ich finde das traurig, weil Borussia Dortmund ein großer Name ist und sie zum ersten Mal beim Elbe-Masters mitgespielt haben“, sagte Winsens Trainer Thorben Michel. „So ein Verhalten ist nicht fair gegenüber den Jugendlichen und Trainern. Das hat hier nichts zu suchen“, ergänzte Dorothee Kröger, deren MTV Tostedt von der Disqualifikation profitierte. Statt der Borussia standen die MTV-Deerns im B-Jugend-Endspiel nun der TSG 1847 Bürgel gegenüber und setzten sich in einem Herzschlagfinale hauchdünn mit 8:7 durch. „Wir sind ohne Erwartungen hergefahren und sind jetzt überraschend Erster“, sagte Trainerin Kröger. In der Gruppenphase hatte Tostedt gegen den Finalgegner noch verloren.

„Ein fast perfektes Turnier unter besonderen Umständen“, lautet das Fazit von Hauptorganisator Malte Staiger. Für nachdenkliche Momente und Mienen sorgte die Erinnerung an das langjährige JHV-Vorstandsmitglied Nicole Mertens. Die Mitorganisatorin war im August 2013 überraschend verstorben. Ihr wurde am Finaltag eine ergreifende Gedenkminute gewidmet.