Das Bundesliga-Baseballteam der Dohren Wild Farmers ist erfolgreich wie nie und muss trotzdem um die Erstliga-Zugehörigkeit bangen. Der Baseball-Verband plant eine eingleisige Erste Liga.
Dohren. Es ist ein Bild mit Symbolcharakter für die große Sportlerfamilie in Dohren. Während auf der einen Seite die Dohren Wild Farmers ihr neues Baseballteam für die Bundesligasaison 2014 vorstellen und nebenan die Schüler und Jugendlichen gespannt auf das Buddy-Training mit den Cracks warten, macht ein kleiner Steppke nimmermüde Schlagübungen mit einer Baseballkeule, die größer als er selbst zu sein scheint. Und doch trifft Keylen Fernandez-Ruiz erstaunlich oft den kleinen Gummiball, der am oberen Ende eines langen Stabes ruht. Keylen ist gerade einmal zwei Jahre und drei Monate alt und schon mit dem Baseballvirus infiziert.
„Das ist ganz normal“, verrät seine Mutter, „seit er drei Monate alt ist, ist er ja ständig mit auf dem Platz.“ Das liegt daran, dass Papa Pedro Fernandez-Ruiz ein Leistungsträger im Bundesligateam ist. Und mit vier Kindern höchstpersönlich für den sportlichen Nachwuchs sorgt. Etwa 100 Mitglieder zählt die Baseballabteilung des SV Dohren von den T-Ball-Minis bis zu den Bundesligacracks insgesamt. Vier von ihnen haben in den letzten Jahren den sportlichen Erfolgsweg aus dem Landkreis Harburg, über das Baseballinternat in Regensburg bis ins Mutterland des Sports, die USA, beschritten. Zuletzt haben mit Maik Ehmcke und Daniel Thieben zwei ehemals „wilde Landwirte" Profiverträge unterschrieben.
„An ihrem Abgang haben wir immer noch zu knabbern“, sagt Johst Dallmann, der Macher und Motor in Dohren, und schließt dabei Oliver Thieben und Philipp Meyer mit ein. „Junioren-Nationalspieler bringst du nicht alle Tage hervor.“ Dennoch blicken die Wild Farmers auf die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte zurück. Als Bundesliga-Fünfter verpassten sie 2013 nur knapp die Playoffs der vier Erstplatzierten. „Jetzt reden natürlich alle von den Playoffs“, berichtet Dallmann von gestiegenen Erwartungen im Ort, „ich stapel da lieber etwas tiefer.“
Dabei scheint die Zeit reif für den nächsten Schritt. Den Vorjahreserfolg erreichte Dohren über eine starke Teamleistung. Der in Tostedt sesshaft gewordene Garett Rogers, Catcher Pedro Ruiz und der deutsche Pitcher Jannis Wedemeyer waren zusammen mit den US-Amerikanern Dominic Milo und Joey Zrinzo die Stützen des Teams. Zrinzo ist in die Heimat zurückgekehrt, Milo spielt 2014 für den Bundesliganachbarn HSV-Stealers Hamburg.
Saisonauftakt am 5. April mit einem Heimspiel gegen die Cologne Cardinals
Die Wild Farmers haben adäquaten und spielstarken Ersatz gefunden, soviel lässt sich nach den ersten Trainingseinheiten absehen. Die Neuen sind der 23 Jahre alte Jason Mahood aus San Francisco und der ein Jahr jüngere John Soldinger aus New York. Beide haben bislang für starke Collegeteams gespielt. Pitcher Soldinger kommt auf Empfehlung von Jeff Rustico nach Deutschland, der einst selbst das Dohrener Trikot trug. Bei dem als Catcher und Infielder einsetzbaren Mahood führte eine Initiativbewerbung zum Erfolg. Er schrieb mehrere Clubs in Deutschland an, suchte nach vier Jahren als College-Stammspieler eine neue Herausforderung. Johst Dallmann war der Schnellste, machte schon im Herbst die Zusammenarbeit mit beiden dingfest. In Dohren werden Mahood und Soldinger in die Trainingsarbeit im Bundesliga- und in den Nachwuchsteams eingebunden und füllen die Kooperationen mit vier Grundschulen in der Umgebung mit Leben.
Als dritten Neuzugang darf Trainer Dallmann den ebenfalls 23 Jahre alten Robert Dröge begrüßen. Der Braunschweiger feierte in der letzten Saison die Zweitligameisterschaft mit den Hannover Regents. Der Traum von der Bundesliga platzte an der Leine allerdings, als der Deutsche Baseball- und Softball-Verband (DBV) die Lizenz für die Eliteliga verweigerte. Allrounder Dröge wechselte daraufhin nach Dohren. Damit geht die Nord-Staffel vom 5. April an mit nur sieben Mannschaften an den Start. Auch von dieser Seite also verbesserte Voraussetzungen für die Wild Farmers, den Sprung unter die Top vier zu schaffen.
Und doch ziehen mittelfristig dunkle Wolken über der Spielstätte der Dohren Wild Farmers auf, denn die Auflagen des DBV werden zunehmend strenger. Am Kakenstorfer Weg musste der Zaun um das etwas zu kleine Spielfeld erhöht werden, um zu leichte Homerun-Schläge zu vermeiden, unmittelbar davor musste der Rasen durch einen Grandweg ersetzt und die 20 Zentimeter zu schmale Einwurfzone für den Pitcher verbreitert werden. Was teilweise nach Schikane klingt, unterstreicht die Bestrebungen des Verbandes nach Professionalisierung. „Über kurz oder lang wird die eingleisige Bundesliga kommen“, befürchtet Johst Dallmann. Auch wenn Dohren bei einer Liga mit zehn Mannschaften sportlich gute Chancen auf die Qualifikation hätte, wäre das Projekt unter den aktuellen Rahmenbedingungen logistisch und finanziell nicht zu realisieren. „Darum werden wir die Zeit in der Bundesliga genießen, solange wir es noch wuppen können.“ Der Blick auf den Nachwuchs bleibt so oder so – und macht immer ganz viel Spaß.
Die Bundesliga-Heimspiele 2014 in Dohren
Sonnabend, 5. April, 12 Uhr, gegen Cologne Cardinals
Sonnabend, 12. April, 12 Uhr, gegen HSV-Stealers
Sonnabend, 19. April, 12 Uhr, gegen Solingen Alligat.
Sonnabend, 3. Mai, 13 Uhr, gegen Bonn Capitals
Donnerstag, 29. Mai (Himmelfahrt), 13 Uhr, gegen Paderborn Untouchables
Sonnabend, 12. Juli, 13 Uhr, gegen Dortmund Wanderers