Beim Bundestag der Berufsreiter in Luhmühlen wollen Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsreiter mit den Pferdezüchtern künftig enger zusammenarbeiten, um ihren Sport weiter voranzubringen.

Luhmühlen. Es ist nicht gerade ein zündender Werbeslogan, eher eine sperrige Ankündigung: Bundesberufsreitertag in Luhmühlen. Dieser Verbandstag für rund 4500 organisierte Berufsreiter in Deutschland beginnt am Sonnabend, 29. März, und wird bis Montag, 31. März, dauern. Die Zusammenkunft von Frauen und Männern im Sattel gibt es alle Jahre, aber zum ersten Mal in Luhmühlen. Das sind für die Gastgeber und Ausrichter vom Ausbildungszentrum und Dolf-Dietram Keller, seit zwei Jahrzehnten Delegierter des Hannoveraner Verbandes, ein besonderer Ansporn und große Verpflichtung. Es geht schließlich auch darum, Luhmühlen als internationales Reitsportzentrum über den Vielseitigkeitssport hinaus populär zu machen.

Da zum Sport hoch zu Ross häufig auch die große Gesellschaft und fast immer vertraute Geselligkeit gehören, wird dieser Bundesberufsreitertag fröhlich und ausgelassen eröffnet. Es wird geschwoft und später sicher auch gesungen. Im Hotel Hof Sudermühlen kann am Sonnabend Reitmeister Keller die Gäste begrüßen und den großen Ball eröffnen. „So einen Ball, natürlich mit Livemusik, hat es zuvor bei keinem unserer jährlichen Tagungen gegeben“, erzählt Dolf-Dietram Keller. Er hat den drei Tagen dazu eine klare Richtung gegeben. „Zucht und Sport – Hand in Hand“ heißt das Arbeitsmotto. „Wir haben vor allem im Norden Deutschlands, besonders auch beim Pferdezucht und Reitverein Luhmühlen, eine Jahrhunderte lange Tradition in der Pferdezucht“, erzählt der Mann, der innerhalb der modernen Hallen und Stallungen in Luhmühlen mit seiner Frau die Dressurakademie etabliert hat. „Fast genauso lange gibt es den Sport mit Pferden. Deshalb mag es für einen Außenstehenden seltsam erscheinen, aber in der Praxis haben Züchter und Sportler kaum Berührungen. Ich komme gerade aus Amerika. Dort interessieren sich Reiter und Pferdebesitzer überhaupt nicht für die Abstammung ihrer Tiere. Bei uns in Deutschland ist das nicht viel anders. Umgekehrt sind Züchter nur selten bei Turnieren anzutreffen. Hier in Luhmühlen wollen wir deshalb einen Weg einschlagen, der Zucht und Sport enger zusammen führt.“

Wo wäre die Basis dafür auch solider und besser. Denn wie der Name schon sagt, unter den rund 700 Mitgliedern des Pferdezucht und Reitvereins Luhmühlen sind mehr als 200 Züchter. Die sind unter dem Vorstand Jürgen Stuthmann vorbildlich organisiert. Der Mann, der Zuchtlinien vieler erfolgreicher Pferde über Jahrzehnte aufzählen kann, wird am Sonntag bei der großen Pferdeschau in der Kurt-Günter-Jagau-Halle mit im Mittelpunkt stehen.

Am Sonntag um 11 Uhr beginnt in der Halle der eigentliche Bundestag der Delegierten der Berufsreiter. Da geht es um Nachwuchs und Ausbildung, um die Vertretung beruflicher Interessen, wie bei jedem Verband. Berufsreiter ist, wer eine vorgeschriebene Ausbildung erfolgreich hinter sich gebracht hat. Die beginnt beim Pferdepfleger und kann beim Pferdewirtschaftsmeister enden. Erfolgreiche Sportler, ob in der Vielseitigkeit, Dressur oder Springen müssen allerdings keine Berufsreiter sein.

Die große Reitershow beginnt am Sonntag um 14 Uhr. Ein unterhaltsamer Querschnitt mit dem Auftritt stolzer Hengste, mit Spring- und Dressurvorführungen und Zuchtstuten samt ihrer Fohlen, die Karriere machen. Der Tag klingt aus mit dem gemütlichen Teil und der Swingband „Just in Time“. Am Montag werden Hans Melzer, Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter, und Landestrainer Claus Erhorn auf dem Vielseitigkeitsgelände zu einer Demonstration einladen, die den Arbeitstitel hat: „Aus der Praxis – für die Praxis.“ Von der Zucht der Tiere über die berufliche Ausbildung der Menschen, die mit ihnen arbeiten bis zum jahrelangen Training talentierter Pferde, die in der ganzen Welt begehrt sind: Das ist die kommerzielle Basis des Reitsports. Das Herzstück aber sind vor allem die Mädchen und eher wenigen Jungen, die ihr Herz an ihre Ponys und Pferde hängen. Und die sportlicher Ehrgeiz in die Vereine lockt.

Wohin hat sich die Freizeit- und Hobbyreiterei denn entwickelt? „Als ich als Junge in Geesthacht mit dem Sport begann, hatten wir im gesamten Herzogtum Lauenburg drei Reithallen“, antwortet Dolf-Dietram Keller, „und das Wort Halle war eine recht freundliche Übertreibung. Heute gibt es überall schöne, moderne Anlagen. Es ist viel Geld in unseren Sport investiert worden.“ Und der Reitsport selbst? „Der hat sich unglaublich entwickelt. Früher bei ländlichen Turnieren gab es als höchste Herausforderung eine M-Prüfung, heute müssen Veranstalter im Springen und auch in der Dressur S-Prüfungen anbieten und für die gibt es hohe Meldeergebnisse. Zu dieser rasanten Leistungssteigerung, gerade auch im Freizeitbereich, gehört die Spezialisierung. Das gilt auch für uns Ausbilder und Trainer. Der sportliche Aufschwung ist erst möglich geworden, weil die Züchter immer bessere Pferde in unseren Sport bringen. Und deshalb haben wir unseren Bundesberufsreitertag in Luhmühlen ja auch unter das Motto gestellt: Zucht und Sport – Hand in Hand.“