Lateintänzer starten in der Nordheidehalle in die neue Regionalligasaison. Die Buchholzer B-Formation tanzt als Aufstgeiger gleich auf Anhieb auf Platz zwei hinter dem TSC Walsrode.

Buchholz. Die Nordheidehalle in Buchholz war wieder einmal das Zentrum der Lebensfreude, die Lateintänzer hatten für ein paar Stunden die Regentschaft übernommen. Die Tanzsparte von Buchholz 08, als Tanz-Sport-Kreis (TSK) organisiert, hatte zum Auftakt der Wettkampfsaison in der Regionalliga mit insgesamt fünf Turnieren geladen. Die Buchholzer sind als erster Tanzclub in Deutschland gleich mit zwei Teams in dieser dritthöchsten Leistungsklasse vertreten.

Nachdem sich alle acht Teams den fast 1000 Besuchern in der Vorrunde präsentiert hatten, traten die beiden Letzten der Vorrunde, das A-Team aus Ellerbek und das Buchholzer C-Team, zum Kampf um Platz sieben in der Gesamtwertung an. In diesem Duell reichte es die Buchholzer am Ende nur zum achten Platz. Im großen Finale waren bereits fünf Formationen auf- und wieder abgetreten – das heimische B-Team natürlich unter Johlen und Kreischen und Füßetrampeln – als nach gut zwei Stunden der letzte Einmarsch der A-Formation des TSC Walsrode erfolgte. Die Damen überwiegend in braun mit weißer Federboa, die Herren in auffallend roten Samtjacken. Die Zuschauer waren abwartend in ihrer Haltung. Dann legen die acht Paare aus Walsrode los, rhythmisch sanft zuerst, dann immer schneller und temperamentvoller. Die ersten Jauchzer erschallten in der Halle, von den Tänzern, dann auch vereinzelt aus dem Publikum. Die Zuschauer auf den Rängen und an den Tischen wurden immer lauter, klatschten im Takt der Musik, jubelten, feuerten an. Und die Tanzpaare heizten die Begeisterung weiter an, rufen, lachten. Ihre Beine, ihre Arme, ihre ganzen Körper signalisierten Stolz, Leidenschaft und Lebensfreude.

Der Auftritt dieser Formation zum Ausklang eines langen Tanzabends hatte es noch einmal gezeigt: Acht selbstbewusste, perfekt aufeinander eingestellte leistungsstarke Lateinpaare könne die Zuschauer begeistern und mitreißen, auch wenn die eigentlich gar nichts oder nicht viel von diesem Sport wissen. Am Ende des Turnieres nahmen die fünf Wertungsrichter in der Halle Aufstellung. Nach der ersten Bewertung wurde es nervenzehrend still in der Halle. Über das Mikrophon wurde die Wertung verkündet: „Zwei-Vier-Zwei-Vier-Zwei“. Bei der letzten Zahl brach ein Sturm der Begeisterung los. Die Buchholzer Tänzer bildeten einen hüpfendes Knäuel, die Zuschauer erhoben sich und klatschten. Das Buchholzer B-Team hatte Platz zwei ergattert. „Und das ist zum Auftakt der Regionalliga schon richtungsweisend“, zog Hansgeorg von Thun, der Leiter der Buchholzer Tanzgemeinschaft, erste Bilanz. Auch für die Gäste aus Walsrode. Bei ihnen lagen die strengen Wertungsrichter ganz auf der Linie der begeisterten Zuschauer, zückten fünf Mal die Note Eins.

Der sportliche Wettstreit vor vollbesetzten Tribünen, der Applaus und der Erfolg, dafür schinden und quälen sich die jungen Frauen und Männer über Jahre hinweg. Aber es sind für die meist noch jugendlichen Buchholzer auch ganz andere Dinge, die wichtig bleiben, wenn Glamour und Glimmer längst abgeschminkt sind. „In der Vorbereitung habe ich das erste Mal an einem viertägigen Lehrgang teilgenommen“, erzählt die 19 Jahre alte BWL- und Psychologiestudentin Madlen Lüdemann, die seit zweieinhalb Jahren dabei ist. „Das war zwar sehr anstrengend, hat unsere Gruppe aber als Gemeinschaft zusammengeschweißt. Für mich ist es eine der schönsten Erfahrungen beim Tanzen, sich aufeinander verlassen zu können. Und ich habe auch gelernt, mich schneller und besser zu organisieren. Vor allem aber bin ich viel ausgeglichener, wenn ich tanze. Danach habe fast immer gute Laune.“

Christopher Wessolowski wiederum, ihr neuer Partner, ist 17 Jahre alt und schon sechs Jahre dabei. Der junge Mann hat sich inzwischen ganz dem Tanzen verschrieben, macht eine Ausbildung zum Tanzpädagogen an der berühmten Lola-Rogge-Schule in Hamburg. Dort stehen Jazzdance und Improvisation ebenso auf dem Lehrplan wie Akrobatik. „In der Ausbildung wird uns bewusst gemacht, dass alle Tänze den gleichen Ursprung haben. Es geht darum, mit dem Körper sein Lebensgefühl auszudrücken.“