Wegen der verpatzten Generalprobe bei der deutschen Meisterschaft mit einem verletzten Kutscher nach Sturz mit dem Gefährt haben die Verantwortlichen die Weltmeisterschaften 2014 für Einspänner zurückgeben.
Luhmühlen. Es hätte noch eine Krönung für Luhmühlen als internationales Pferdesportzentrum werden können. Wenn auch eine etwas bescheidene. Vom 18. bis 21. September 2014 sollte auf dem Turnierplatz und im Gelände in der Westergellersener Heide eine Weltmeisterschaft tausende Zuschauer anlocken. Denn die Gremien des Weltverbandes FEI (Féderation Equestre International) hatten bei einer Sitzung in Istanbul im November 2012 entschieden: „Das Konzept Zugpferd Luhmühlen ist überzeugend. Die Ausrichtung der Weltmeisterschaft für Einspänner wird an den Bewerber aus Deutschland vergeben.“ Und der Landkreis Harburg hatte die frohe Botschaft mit den Worten verkündet: „Luhmühlen schlägt ein neues Kapitel pferdesportlicher Veranstaltungen auf.“
Daraus wird nichts. Die WM der Kutschenfahrer, zu der bereits 80 Teilnehmer aus 15 Nationen zugesagt hatten, musste zurückgegeben werden. Diese äußerst unerfreuliche Entscheidung ist bei einer Sitzung im Büro von Roland Wörner, dem Geschäftsführer des Ausbildungszentrums Luhmühlen, getroffen worden. Mit dabei waren Vertreter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und des Pferdesport-Verbandes Hannover. Und natürlich Carsten Eichert, der Mann, der mit seiner Equus Event GmbH das Konzept „Zugpferd Luhmühlen“ so überzeugend ausgearbeitet hatte. Die Generalprobe für den Veranstalter waren die deutschen Meisterschaften für Einspänner mit internationaler Beteiligung. Und die sind gründlich danebengegangen. Deshalb musste jetzt für die WM in Luhmühlen die Notbremse gezogen werden. „Die Rückgabe einer Weltmeisterschaft“, gesteht Roland Wörner, „hinterlässt etwas verbrannte Erde. Vor allem, es wird wohl in den nächsten Jahren kein internationales Fahrsportereignis geben.“
Dabei gab es Zeiten, da wurde im Rahmen des großen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen auch ein internationaler Wettbewerb für Gespannfahrer ausgerichtet. Aber das ist fast 20 Jahre her. Dass man jetzt wieder sozusagen bei Null beginnen musste, erwies sich letztlich als schwieriges Hindernis. An dem ist Veranstalter Carsten Eichert gescheitert.
Es begann schon mit den Hindernissen. Die mussten alle neu geschaffen, aufgebaut und wieder abgebaut werden. Eines dieser Hindernisse, durch die die Fahrer in möglichst hohem Tempo ihre Gespanne lenken mussten, war aus mächtigen Betonquadern auf die Wiese gestellt worden. An diesem schwierigen und umstrittenen Hindernis gab es einen spektakulären Unfall. Einem Kutscher aus Norwegen brach der Schwengel, an dem die Zugketten für das Pferd befestigt sind. Dem Pferd rollte die Kutsche in die Hinterläufe, es jagte in Panik davon und beim Sturz mit dem Gefährt brach sich der Kutscher ein Bein. „Dabei ist der bedauernswerte Unfall passiert, als das Gespann schon aus dem Hindernis raus war“, stellt Carsten Eichert noch einmal klar. Aber die Technische Delegation nahm nach dem Unfall das Betonhindernis aus dem Wettbewerb. Obwohl sechs Wochen vor dieser deutschen Meisterschaft mit internationaler Beteiligung der Engländer Philip Batermann als Technischer Delegierter der FEI den Geländeparcours in Luhmühlen abgenommen hatte, gab es hinterher viele Einwände. Dass die Geländeprüfung gleich mit einem Wasserhindernis begann, wurde gerügt, und dass der Turnierplatz mit weißem Sand für die Räder der Kutschen nicht ideal sei. Aber es waren letztlich nicht diese sportlich-technischen Probleme, die den Neubeginn des Fahrsports in einem Desaster enden ließen.
Es waren und sind wohl noch immer die finanziellen Probleme. Carsten Eichert war viel zu optimistisch, was die Zugkraft der Veranstaltung bei den Pferdefreunden betraf. Da war allein das große Festzelt, das meistens leer blieb. Die Verkaufsstände machten kaum Umsatz. „Wir hatten mit bis zu 10.000 Besuchern gerechnet“, gesteht der Organisator, „gekommen sind an den drei Tagen 5500 Besucher.“ Ist er damit finanziell mit seiner GmbH in die Bredouille geraten? „Noch bin ich ungeschoren davongekommen“, sagt Carsten Eichert, „aber es stehen noch Gelder aus und in der Kasse sieht es mager aus.“
Schon diese nationale Meisterschaft für Einspänner verlangte einen Etat von mehr als 150.000 Euro. Allein die Reise- und Unterbringungskosten sowie Aufwandsentschädigungen für die Offiziellen summierte sich zu fast 40.000 Euro. Dazu kamen 15.000 Euro Preisgelder. Da kein Verein und damit kaum ehrenamtliche Helfer dem Ausrichter zur Seite standen, musste er freie Mitarbeiter, meist Studenten aus Lüneburg, anheuern. Und dann war da auch die Pacht für das Gelände. Die betrug mit Energiekosten rund 14.000 Euro. Allerdings ist das Ausbildungszentrum Carsten Eichert entgegengekommen und hat ihm einen Rabatt von 40 Prozent gewährt. „Wir hätten einen Mäzen zur Seite haben müssen“, schließt der Chef der Equus Event GmbH das Kapitel „Zugpferd Luhmühlen“ erst einmal ab, „damit wir den internationalen Fahrsport in Luhmühlen wieder in die Spur hätten bringen können.“
Wo die Weltmeisterschaft der Einspänner jetzt ausgerichtet werden, ist noch nicht entschieden.