Landestrainerin Andrea Hupfeld führt in Neu Wulmstorf ihre kleinen Schützlinge spielerisch in den Reitsport ein. Das Kids Summer Festival ist für den Nachwuchs der sportliche Höhepunkt.

Neu Wulmstorf. Der erste Eindruck erweist sich als fast richtig. Aufgeregte Mütter, die Kuchen gebacken haben und Picknick-Körbe ausbreiten. Omas und Opas zwischen den Bäumen und auf der grünen Wiese und dazwischen viele kleine Mädchen und ein paar Jungen, fast alle ganz in Weiß, mit Reiterhosen und schwarzen Stiefeln. Dazu Ponys in allen Größen und ein paar größere Pferde. Ein Kindergeburtstag im Park mit Reiterspielen?

„Kids Summer Festival“ haben Andrea Hupfeld und das Organisationsteam vom Stall Wesenberg die Veranstaltung auf dem Vielseitigkeitsgelände in Neu Wulmstorf genannt. Das fröhliche Turnier am Moorweg ist auch Abschluss des CDV-Junior-Cups. „Das ist eine kleine Turnierserie, um die Kleinsten spielerisch und locker in unseren Sport einzuführen“, sagt Nicole Sollors, Vorsitzende des Clubs Deutscher Vielseitigkeitsreiter. „Neu Wulmstorf ist nach Valluhn und Mechtersen der Abschluss und Höhepunkt der Serie. „Von Lüneburg, Ahrensburg und Trittau bis Harburg sind Kinder mit ihren Eltern gekommen. „Das beachtliche Interesse hat uns überrascht“, sagt sie.

Andrea Hupfeld, Landestrainerin der Vielseitigkeit von Hamburg, ist mit einer Gruppe Kinder die Geländestrecke abgegangen. Ein Baumstamm liegt im Weg, am Hang das erste kleine Doppelhindernis. „Schaut euch hier genau an, wie ihr springen wollt“, sagt die Trainerin, die von allen nur Lolo gerufen wird, „ihr müsst euch überlegen, ob es einen leichteren Weg gibt. Wenn ihr losreitet, müsst ihr immer einen Plan B im Kopf haben. Überlegt genau, wie ihr sicher nach Hause kommt.“ Und als die überzeugende Lehrmeisterin noch unterstreicht, dass die großen Reiter in Luhmühlen es genauso machen, meldet sich die Kleinste. Ella, sieben Jahre alt, mit weißen Sternchen auf ihrem blauen Schutzhelm: „Lolo, ich reite die ganze Geländestrecke nur im Trab.“

Die ersten Reiter, die konzentriert und mutig die neun Hindernisse meistern, sind die Älteren, Jungen und Mädchen über zehn Jahre. Da ist Zilla Stapelfeld, 13, die viel Beifall bekommt und Gesamtsiegerin wird. Ihre Freundin Jette Bartling, ebenfalls 13, wird Zweite. Dann folgt die Abteilung mit den Jüngsten. Stolz, fast herrschaftlich, sitzt Tom Meier im Sattel, erhebt sich im Rhythmus des Pferdes aus dem Sattel und strafft selbstbewusst die Zügel. „Diese Sicherheit kommt in erster Linie vom Pony“, sagt der Vater. „Pinta ist schon 24 Jahre alt und hat bestimmt schon 50 Kinder in den Reitsport eingeführt“, erzählt Michael Meier, selbst Vielseitigkeitsreiter, Trainer und Organisator im Ausbildungszentrum Luhmühlen. Der Beifall der Zuschauer gilt Tom, dem stolzen Achtjährigen und Pinta, dem erfahrenen 24-jährigen Vierbeiner.

Und dann taucht, noch verdeckt von Bäumen, Ella, das Mädchen mit seinem weißen Pony auf. Besonnen und langsam reiten die beiden auf das erste Hindernis zu. Ein kleiner Hüpfer, dann geht es ruhig über den Baumstamm. „Reitet nicht zu wild auf das Wasser los“, hatte Andrea Hupfeld ihre kleinen Vielseitigkeits-Lehrlinge ermahnt. Ella befolgt den Rat so genau, dass ihr Pony im Wasser fast stehen bleibt. Die beiden meistern aber auch diese kleine Meinungsverschiedenheit.

Mit welcher Vorsicht und Gelassenheit Canterville Fair, so heißt die weiße Stute, die Siebenjährige über den ersten Geländeritt ihres Lebens trug, das wurde am meisten bewundert. „Für mich hat das Pony eine Zehn verdient“, rief Andrea Hupfeld, „ich weiß, wie temperamentvoll es sonst ist.“ Denn Katie, wie die Kinder die Stute nennen, wurde bisher von Lara, der Ältesten der vier Krueger-Kinder, geritten. Und da belegten die beiden Platz 18 bei der Goldenen Schärpe, dem nationalen Nachwuchswettbewerb der Vielseitigkeits-Talente.

Lara, die Zwölfjährige, war beim Kids Summer Festival auch dabei, mit Cartoon, ihrem neuen Pony, mit dem sie sich wieder für die Goldene Schärpe qualifizieren will. Dann sind da noch Jule, 9, und Bocelli, die der großen Schwester nacheifern. Max, mit vier Jahren der Jüngste, ist mit Carlson beim Führzügel-Wettbewerb Zweiter geworden. Carlson ist das Pony, auf dem alle Krueger-Kinder in den Familiensport eingestiegen sind. Großvater Dr. Manfred Giensch, Mannschaftsarzt des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), und Mutter Katie hatten Erfolge in der Vielseitigkeit, während Vater Peter Hockeytrainer bei Kliper ist. „Viele Eltern der Kinder kommen aus dem reiterlichen Dreikampf“, sagt Nicole Sollarz, „das Reiten über Wiesen und durch Wälder ist die beste und natürlichste Grundlage für den Sport mit Pferden. Spezialisieren können sich die Kinder immer noch.“

Die erste Turnierserie um den CDV-Junior-Cup gewann in der Führzügelprüfung im Gelände: Felipa Sollorz, die achtjährige Tochter der Vorsitzenden, vor Jonna Elisabeth Busse und Nike Meier, beide sechs Jahre alt. Beim Geländeritt wurde Tom Meier Gesamtsieger vor Zilla Stapelfeld und Jette Bartling, beide 13 Jahre alt.