Harburg. Alle Bundesländer und die Nachbarländer haben Ferien. Volle Autobahnen lassen Ortsfremde durch Harburg ausweichen. Chaos abzusehen.
Die letzten Wochen gaben schon einen Vorgeschmack: Vor allem freitags und sonnabends stockte der Verkehr in ganz Harburg. Die Autobahnen waren voll und viele Reisende hatten die Idee, über die Stadt abzukürzen. Es nützte ihnen wenig und ärgerte die Harburger: Winsener, Bremer und Stader Straße glichen Parkplätzen und selbst in den engen Wohngebieten von Heimfeld, Marmstorf und Wilstorf drängelten sich Autos mit auswärtigen und ausländischen Kennzeichen. Dabei steht das stauträchtigste Wochenende erst noch bevor, und zwar genau jetzt.
Harburg und Umland: das „gesamte Hamburger Autobahnnetz“ ist staugefährdet
„Die letzten Juliwochenenden sind immer die, an denen es sich besonders staut“, sagt Christian Hieff, Pressesprecher des ADAC Hansa. „Dabei ist immer das Wochenende am schlimmsten, an dem alle Bundesländer in den Sommerferien sind. Das ist in diesem Jahr am kommenden Wochenende der Fall.“
Auch die Nachbarländer Norddeutschlands sind im Ferienmodus: Die Niederlande und Polen schon einige Zeit, Dänemark startet jetzt. Wer aus Mittel- nach Nordeuropa möchte oder umgekehrt, muss durch Harburg. Die A7 und die A1 sind hier die Halsschlagadern des Kontinents. In der Stauprognose des ADAC für die Ferienzeit gilt „das gesamte Hamburger Autobahnnetz“ als staugefährdet.
Die Erfahrung zeigt: staut sich der Verkehr auf der A7 weiter zurück, als bis Heimfeld, fahren bereits viele Autofahrer bereits in Fleestedt oder Marmstorf ab und suchen sich einen Weg durch Harburg. Ähnliches gilt auf der A1 bei Rückstau über die Anschlussstelle Harburg hinaus. Dann wird am Buchholzer Dreieck, in Dibbersen oder Hittfeld die Autobahn verlassen.
„Grundsätzlich raten wir allen Autofahrern, bei Staus auf der Autobahn zu bleiben, weil die Ausweichstrecken ebenfalls überlastet sind. Ausnahmen sind Vollsperrungen“, sagt ADAC-Sprecher Hieff. „Leider halten sich viele nicht daran, sondern lassen sich von ihrem Navi zum Abfahren verleiten.“
Viele Navi-Nutzer denken nicht an die Datenpflege
Viele Navigationssysteme arbeiten aber nicht mit aktuellen Daten, und sind, wenn überhaupt, dann höchstens künstlich intelligent, meist aber nur einfache digitale Programme. Dass durch das massenhafte Umleiten nur noch mehr Staus an anderen Stellen entstehen, wird nicht mit einberechnet. Auch kurzfristige Baustellen, Unfälle oder Sperrungen werden nur einberechnet, wenn die Daten im System vorliegen. Viele Nutzer denken nicht an die Datenpflege oder scheuen die Kosten für regelmäßige automatische Updates.
„Es kommt durchaus vor, dass Autofahrer glauben, einen Schleichweg zu fahren und sich dann in einer Straße befinden, die seit Jahren Sackgasse ist“, sagt Hieff.
In Harburg kommt in diesem Sommer dazu, dass auch die Ausweichstrecken der Ausweichstrecken von Baustellen versperrt oder verengt sind: Parallel zur B73 ist die Moorburger Straße Einbahnstraße Richtung Westen, das Radeland und die Weusthoffstraße gesperrt und am Rehrstieg wird ein Kreisverkehr eingebaut. Die Winsener Straße nimmt ab Meckelfelder Weg zusätzlich den Verkehr des in Hamburg gesperrten Elbdeichs sowie die Umleitungsverkehre für die gesperrte Jägerstraße auf.
Die Magistralen sind dieser Belastung gewachsen, heißt es aus der Baustellenkoordination der Hamburger Verkehrsbehörde. Davon merken die Harburger besonders viel, wenn ihnen auf dem 1,5 Kilometer langen Weg vom Supermarkt in Langenbek zum heimischen Kühlschrank in Wilstorf die Eiscreme schmilzt oder sich das norwegische Wohnwagengespann durch die engen Marmstorfer Wohnstraßen schlängeln will.
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Anscheinend traut man den Harburgern viel Geduld zu, denn für das kommende Jahr ist noch eine Steigerung geplant: Auch 2025 haben Ende Juli wieder alle Bundesländer Sommerferien. Diesmal allerdings fällt die Bremer Straße weg. Sie wird saniert und dafür gesperrt. Umleitungen: B73 und Winsener Straße.