Buchholz. Mehr als 400 Teilnehmer und 200 freiwillige Helfer lassen das Sportfest für geistig Beeinträchtigte tatsächlich zu einem Fest werden.
„Darf ich auch mal die anderen starten?“ Ein junger Mann steht mitten auf der Laufbahn und fragt Hans-Alfred Thiel, ob er dessen Job übernehmen dürfe. Mit der Startklappe in der Hand erklärt ihm Thiel ruhig, aber bestimmt, dazu immer mit einem Lächeln, dass das gerade nicht gehe. Dann widmet sich der zweite Vorsitzende des TV Meckelfeld wieder seiner Aufgabe an diesem besonderen Tag in Buchholz.
Als einer von 200 freiwilligen Helfern und Helferinnen kümmert er sich um die Betreuung der mehr als 400 Schülerinnen und Schülern beim Sportivationstag 2023. Bei diesem Sportfest für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Beeinträchtigung können die Teilnehmer das Deutsche Sportabzeichen ablegen, das Mehrkampfabzeichen erwerben oder vielfältige Bewegungsangebote beim Spielfest im Innenraum der Sportanlage nutzen.
„Ehrenamt vermittelt Freude, wahnsinnige Freude!“
Die nächste der zwölf Riegen kommt zum 75-Meter-Start. „Ihr müsst immer nach vorn gucken, warten, bis es knallt, und dann volle Kanne bis da hinten rennen“, gibt Thiel im wahrsten Wortsinn die Richtung vor. Dann schlägt er seine Startklappe zusammen und die jungen Sportlerinnen und Sportler machen sich auf die Reise – jeder nach seinen Möglichkeiten.
„Es macht mir wahnsinnige Freude. Ich bewundere die Schüler sehr. Hier gibt es keinen Leistungsgedanken, sondern nur Spaß an der Bewegung“, sagt der Meckelfelder, der zum ersten Mal dabei ist, und ergänzt: „Ehrenamt vermittelt Freude!“
Das sehen die 60 Sportabzeichenprüfer aus vielen Vereinen des Kreissportbundes (KSB) Harburg-Land genauso. Pauschal zehn Euro bekommen sie vom Behinderten-Sportverband Niedersachsen (BSN) als Anerkennung. „Die meisten haben diese zehn Euro gleich gespendet für den Förderverein der Schule An Boerns Soll“, berichtet Anika Sander, die den Sportivationstag für den KSB mitorganisiert.
Jahrgangsstufe elf der IGS Buchholz hilft mit 140 Schülerinnen und Schülern
„Es ist einfach großartig und macht so viel Spaß“, schildert sie ihre Eindrücke. Ein Beispiel: Es sei einfach schön, beim Standweitsprung einen Schüler zu beobachten, der sich beim dritten Versuch traut, erstmals abzuspringen, um sich nach einer Weite von 30 Zentimetern zu freuen, als sei er Olympiasieger geworden.
„So viele Emotionen. Das ist auch der Grund, warum viele Helfer Sonnenbrillen tragen – damit man die roten Augen nicht sieht“, sagt Anika Sander lächelnd. Gute Gewohnheit ist ebenfalls, dass die elfte Jahrgangsstufe der benachbarten IGS Buchholz unterstützt. In diesem Jahr sind 140 Schülerinnen und Schüler unter anderem als Riegenführerinnen eingeteilt.
Teilnehmer auch aus Lüneburg, Lüchow, Rotenburg und Cluvenhagen
Die aktiven Teilnehmer kommen aus Lüneburg, Cluvenhagen, Lüchow und Rotenburg. Natürlich sind auch 220 Schüler der gastgebenden Schule An Boerns Soll – Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung – dabei. Nach dem Mittagessen, es gibt Nudeln mit Tomatensauce, und vor der Siegerehrung spielt die Schulband. „Wir sind total zufrieden. Die Helfer sind gut eingewiesen und machen das total gut“, sagt Schulleiter Martin Ihlius.
Alle zwei Jahre findet die inklusive Veranstaltung in Buchholz statt, in den anderen Jahren in Rotenburg. Unterstützt wird der Buchholzer Sportivationstag, einer von insgesamt elf in diesem Jahr in Niedersachsen, unter anderem von der Spethmann-Stiftung, der Stiftung der Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Deutschen Bank, die auch mit zwölf Mitarbeitern als Helfer zum Gelingen beiträgt.