Finkenwerder. Zwei Ju-Jutsu-Kämpfer des TuS Finkenwerder starteten bei den Weltmeisterschaften in Abu Dhabi. Wie es für die Europameisterin lief.
Ju-Jutsu-Kämpfer sind harte Hunde, auch hart gegen sich selbst. Das weiß Sergej Balbuzki aus eigener Erfahrung. Früher war er unter anderem Vizeweltmeister mit der Mannschaft, heute ist er Sportwart beim TuS Finkenwerder und ein Trainer der Ju-Jutsu-Abteilung. „Unser Verein hatte schon viele Teilnehmer bei Weltmeisterschaften, auch Titel haben wir dabei geholt“, sagt er. „Diese Athleten sind nicht mehr aktiv, mittlerweile wächst eine neue Generation heran.“ Diese neue Generation präsentierte sich jetzt erstmals auf der ganz großen Bühne – bei den Ju-Jutsu-Weltmeisterschaften in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
Antonia Vellguth ebenfalls qualifiziert, nach Schuler-OP aber noch nicht fit
Wobei eine große Medaillenhoffnung gar nicht teilnehmen konnte – verletzungsbedingt. Antonia Vellguth war im Frühjahr in Griechenland Vizeeuropameisterin in der Altersklasse U21 geworden. Mit zurück nach Finkenwerder brachte sie nicht nur die Silbermedaille, sondern auch Schmerzen in der Schulter. „Wird schon nicht so schlimm sein“, wird sie sich gedacht haben. Als die Schmerzen im Laufe des Jahres jedoch nicht weniger, eher schlimmer, wurden, musste sich Vellguth vor acht Wochen einer Operation unterziehen. Mittlerweile ist die 19-Jährige, die jüngst ein BWL-Studium an der Universität Hamburg begonnen hat, wieder ins Training eingestiegen. Der WM-Start war aber passé.
U16-Athleten trainieren vier- bis fünfmal pro Woche, dazu kommen Kadermaßnahmen
So startete die etwa zehnköpfige Delegation des TuS Finkenwerder mit noch zwei Aktiven zu den Weltmeisterschaften: den jeweils erst 14 Jahre alten Jette Kuhn und Emilio Vigo Garcia. Beide U16-Athleten trainieren vier- bis fünfmal pro Woche in ihrem Heimatverein. Dazu kommen alle zwei Wochen Maßnahmen des Hamburger Landeskaders und in der heißen Vorbereitungsphase diverse Trainingslehrgänge des Deutschen Ju-Jutsu-Verbandes (DJJV).
„In den letzten Wochen vor der WM waren sie gefühlt jedes Wochenende unterwegs“, berichtet Balbuzki, dessen Dank für die gute Zusammenarbeit auch der Stadtteilschule (StS) Finkenwerder gilt, die sowohl Kuhn als auch Vigo Garcia besuchen.
Auch der Scheich des Emirats ließ sich in der WM-Arena blicken
Die Rahmenbedingungen in Abu Dhabi waren gänzlich andere als das die Athleten bei Deutschen Meisterschaften oder German Open gewohnt sind. „Die haben das ganz groß aufgezogen mit Musik, Lichteffekten, einer Liveübertragung im Fernsehen, Moderator und super Livestream“, erzählt der TuS-Sportwart. Auch der Scheich des Emirats habe sich in der Arena blicken lassen. Vielleicht waren es diese Rahmenbedingungen, vielleicht hatte sie auch einfach einen schlechten Tag.
Jedenfalls brachte Jette Kuhn in der Altersklasse U16 und Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm nicht die Leistung auf die Matte, die sie im April zur Europameisterin hatte werden lassen. In Abu Dhabi verlor sie die ersten beiden Kämpfe gegen Gegnerinnen aus Griechenland und Montenegro und schied aus. „Jette hat wichtige internationale Erfahrung gesammelt und den fünften Platz belegt. Kopf hoch, weitermachen, kämpfen und siegen“, sagte Betreuerin Britta Behm.
Nach Auftaktniederlage gewinnt Emilio Vigo Garcia drei Kämpfe hintereinander
Auch Emilio Vigo Garcia (Altersklasse U16/über 73 Kilogramm) erwischte keinen guten Start in das WM-Turnier. Er verlor seinen ersten Kampf gegen den späteren Weltmeister. „Er war technisch und mental aber gut drauf und hat aus seinem EM-Auftritt gelernt“, lobte Sergej Balbuzki seinen Schützling. Vigo Garcia ließ sich durch die Auftaktniederlage nicht aus der Ruhe bringen. Da sich fünf Teilnehmer im Modus Jeder-gegen-jeden um die Medaillen stritten, war immer noch Vieles möglich.
„Emilio zeigte sehr gute Leistungen, konnte sich zweimal nach Punkten und einmal mit einem Full Ippon gegen seine Gegner aus Griechenland, Montenegro und Rumänien durchsetzen“, sagte Britta Behm. Das bedeutet in der Endabrechnung die Silbermedaille – Emilio Vigo Garcia vom TuS Finkenwerder ist Vizeweltmeister!
Jetzt zunächst eine Trainingspause, dann folgen Hamburger Meisterschaften daheim
Den geschwollenen Zeh aus dem ersten Kampf hatte der 14-Jährige die ganze Zeit über ausgeblendet. Erst eine Untersuchung in Deutschland brachte die Diagnose: der Schüler aus Finkenwerder hatte sich einen großen Zeh angebrochen und muss jetzt eine Zwangspause einlegen. Soviel zum Thema „Hart gegen sich selbst“.
Auch Jette Kuhn bekommt nach all den intensiven Wochen eine kleine Pause vom Trainerteam um Abteilungsleiter Claus-Dieter Bergmann-Behm verordnet. Die neue Saison beginnt am Sonnabend, 17. Dezember, mit den Hamburger Meisterschaften, ausgerichtet vom TuS Finkenwerder in der Sporthalle Norderschulweg.
Sponsoren unterstützen WM-Trip von Finkenwerder an den Persischen Golf
Da der Deutsche Ju-Jutsu-Verband in der Altersklasse U16 keine Kosten übernimmt, waren Athleten und Verein auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen. Die zeigten sich großzügig. Letztlich hätte der Aufwand für alle drei WM-Starter des TuS Finkenwerder (inklusive Antonia Vellguth) finanziert werden können. Der Dank geht an Klaus Versichert GmbH (Jean-Marie Rathje), Sparkasse Stade-Altes Land, Ingenieurbüro Weselmann GmbH Co. KG, Dezernat Soziales, Jugend und Gesundheit der Freien und Hansestadt Hamburg und einige anonyme Spender.