Tostedt/Tunis. Im Vorjahr U15-Silber, jetzt U19-Bronze. 16-jähriges Tischtennistalent bleibt im Doppel mit Annett Kaufmann aus Böblingen Weltklasse.
Dass Mia Griesel eine Gute ist, ist nicht nur in Niedersachsen bekannt. Quasi Woche für Woche ist die 16 Jahre alte Tischtennisspielerin auf Nachwuchsturnieren in ganz Europa unterwegs. Weil ihr Aushängeschild wegen der internationalen Einsätze nicht früher zur Verfügung stand, verschob die Frauenmannschaft des MTV Tostedt ihren Saisonstart um zwei Monate. In der 2. Bundesliga ist Griesel in dieser Saison von Position drei auf zwei aufgerückt. Ist die etatmäßige Nummer eins Irene Ivancan einmal verhindert, geht Mia Griesel als Spitzenspielerin an den Tisch.
Nun hat die junge Dame, die aus Lunestadt (Landkreis Cuxhaven) stammt und am Lotto-Sportinternat in Hannover lebt und trainiert, einen neuen Karrierehöhepunkt erreicht. Die Qualifikation für die Jugend-Weltmeisterschaften in Tunis war schon ein Erfolg. In der Hauptstadt Tunesiens gewann Mia Griesel jetzt gemeinsam mit Annett Kaufmann aus Böblingen sogar eine Medaille.
Nach Altersklassenwechsel von U15 in U19 gleich wieder vorn dabei
Das deutsche Doppel in der Altersklasse U19 verlor erst im Halbfinale und durfte sich bei der Siegerehrung Bronzemedaillen umhängen lassen. „Umso bemerkenswerter, da beide im vergangenen Jahr noch die Silbermedaille in der Mädchen-15-Konkurrenz gewonnen hatten und nach dem Altersklassenwechsel gleich wieder ganz vorn mitspielen. Tolle Leistung, Mädels!“, sagte Tostedts Manager Michael Bannehr.
Die jeweils 16 Jahre alten Ausnahmetalente gewannen also ein Jahr nach WM-Silber in der U15-Jugend nun WM-Bronze in der U19-Jugend. In Tunis standen Mia Griesel und Annett Kaufmann nach Siegen gegen die Doppel Farida Badawy/Roa Zaki (Ägypten) und Sally Moyland/Sarah Jalli (USA) im Halbfinale.
Im Halbfinale gegen Frankreichs Spitzendoppel war mehr drin
In der Vorschlussrunde gab es gegen die Französinnen Charlotte Lutz und Prithika Pavade allerdings eine 0:3 (9:11, 9:11, 6:11)-Niederlage. Der Traum vom Einzug ins Finale blieb unerfüllt. Allerdings sei gegen Frankreichs Spitzenduo durchaus mehr möglich gewesen, so die Einschätzung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB).
Im ersten Durchgang ließen die Deutschen einige gute Chancen aus. Beim Stande von 9:9 im zweiten Satz versprang ein Ball unglücklich vom Netz auf die Netzhalterung, berührte aber nicht mehr den Tisch. Nach kurzer Diskussion sprachen die Unparteiischen korrekterweise den Französinnen den Punkt zu. Durch den unglücklich verlorenen zweiten Satz kam ein Bruch ins Spiel des deutschen Doppels, das den dritten Durchgang mit 6:11 verlor.
Kaufmann und Griesel konnten nicht an vorherige Leistung anknüpfen
„An erster Stelle freue ich mich, dass ich mit Mia auch in diesem Jahr wieder eine Medaille gewinnen konnte“, sagte Annett Kaufmann. „In den beiden ersten Sätzen war sicherlich mehr drin, aber die Französinnen haben sehr gut gespielt.“
U19-Bundestrainerin Lara Broich nach dem Halbfinale: „Die Französinnen waren in dieser Partie die bessere Einheit. Schade, dass Annett und Mia nicht an die Leistung anknüpfen konnten, die sie noch in der Einspielhalle gezeigt haben.“ Weil im Tischtennis grundsätzlich kein Spiel um Platz drei durchgeführt wird, erhalten unterlegene Halbfinalisten allesamt die Bronzemedaille. So auch das U19-Doppel aus Indien, das das andere Halbfinale gegen die späteren Weltmeisterinnen aus Japan verlor.
Nie zusammen gespielt: Frühes Mixed-Aus an der Seite eines Tschechen
Im Mixed-Wettbewerb ereilte Mia Griesel das Aus in der ersten Runde. Die Niedersächsin unterlag an der Seite von Adam Stalzer (Tschechien) den eingespielten EM-Dritten Elena Zaharia/Darius Movileanu (Rumänien) mit 6:11, 8:11 und 7:11. „Wir hatten noch nie zusammen gespielt und haben einfach zu lange gebraucht, bis wir uns aneinander gewöhnt hatten. Das haben die Rumänen, die total eingespielt sind, von Beginn an ausgenutzt“, analysierte Mia Griesel die Niederlage.
„Mia und ihr Partner hatten direkt starke Gegner, die schon lange zusammenspielen. Dann ist es auf diesem Niveau einfach schwer. Leider gab es keine Gelegenheit, zuvor das Mixed zu trainieren“, ergänzte Bundestrainerin Lara Broich. Nicht vom Losglück begünstigt wurde Mia Griesel im Einzelwettbewerb der Altersklasse U19 bei den Jugend-Weltmeisterschaften.
Lospech im Einzel: Titelaspirantin aus China zu stark für Mia Griesel
Die Tostedterin erwischte in Gestalt der chinesischen Titelaspirantin Chen Yi für den Kampf um den Achtelfinaleinzug eine der höchsten Hürden. Chen fand auf fast jeden starken Ball und jede guten Platzierung der Deutschen eine noch bessere Antwort. Am Ende musste Mia Griesel der Favoritin zu deren 4:0 (11:6, 11:4, 11:3, 11:4)-Erfolg gratulieren.
In ihrer Analyse differenzierte die Bundestrainerin zwischen Ergebnis und Leistung. „Das Ergebnis ist zwar nicht so gut, der Entwicklungsprozess aber schon. Mia hat Einiges besser gemacht als in den letzten Spielen, man kann positive Tendenzen erkennen. Wir müssen daran arbeiten, dass sie speziell gegen Chinesinnen und Japanerinnen nach ihrem Aufschlag und dem Rückschlag mehr entgegenzusetzen hat. Im offenen Ballwechsel war es schon ganz gut, aber es kommt eben häufig eine bessere Antwort von der Gegenseite. Mia hat insgesamt bei dieser WM aber sehr gut gespielt“, sagte Lara Broich.
MTV Tostedt: Letztes Vorrundenspiel am Sonntag gegen Uentrop
Gerade einmal sechs Wochen nach dem ersten Saisonspiel geht für die Tischtennisfrauen des MTV Tostedt an diesem Sonntag, 18. Dezember, die Hinrunde in der 2. Bundesliga zu Ende. Das Heimspiel am vierten Advent in der Halle Poststraße ist das neunte Spiel. Um 14 Uhr zu Gast ist der Tabellenfünfte TuS Uentrop (9:7 Punkte). Die Gastgeberinnen, die im Vorjahr Meister der eingleisigen 2. Bundesliga geworden waren, rangieren derzeit mit 12:4 Punkten auf dem dritten Platz hinter dem SV Schott Jena (16:2) und TTK Anröchte (13:3).
Mit Blick auf die individuellen Bilanzen steht Mia Griesel mit acht Siegen und sechs Niederlagen im oberen Paarkreuz an Position sieben aller Zweitliga-Spielerinnen. Irene Ivancan (7:6) ist Zehnte. Im unteren Paarkreuz sind Neuzugang Dominika Wiltschkova aus der Slowakei und Yvonne Kaiser (jeweils 6:3-Siege) ebenfalls in den Top-Ten positioniert.